Eine der zentralen Aufgaben der Leopoldina und anderer Akademien in Deutschland ist die Politikberatung. Dass Politik in der Legislative und Exekutive eine solche Orientierung braucht, ist unbestritten, nicht nur in Krisenzeiten wie Pandemien, wirtschaftlicher, sozialer und geopolitischer Umbrüche, sondern auch bei den vielen Transformationsthemen unserer Gesellschaft, die auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gerechtigkeit zielen. Viel ist darüber debattiert worden, ob wissenschaftliche Politikberatung nicht anders organisiert werden sollte, so ist zum Beispiel die Etablierung einen Chief Scientific Officer ein andauernder Diskussionspunkt. Es gibt aber viel tiefergehende Gründe, die Zukunft wissenschaftlicher Politikberatung einmal genauer unter die Lupe zu nehmen als nur unter dem Blick einer organisatorischen und prozesshaften Optimierung.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass wir einen rasanten Wandel dessen erleben, was ich „Neue Gemeinschaften der Wissensproduktion“ nenne. Wissenschaftliche Erkenntnisse, Methoden, Anwendungs- und Vermittlungsformate verlagern sich immer mehr aus akademischen Einrichtungen wie Hochschulen, deren Fakultäten und Forschungsgemeinschaften in disziplinen-, stakeholder- und institutionenübergreifende Entitäten, die sich in Datenräumen, Innovationsräumen, Transformationsräumen und Bildungsräumen sowie den zugehörigen Plattformen manifestieren. Hier spielen akademische Einrichtungen zwar noch eine zentrale, jedoch nicht mehr die alleinig erkenntnisproduzierende Rolle.