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Communicator-Preis 2016 an Andreas Zick

07.04.2016

Auszeichnung für vielfältige, langjährige und engagierte Vermittlung von Forschungen zu Konflikten, Diskriminierung und Gewalt in der Gesellschaft
Verleihung am 4. Juli 2016 in Mainz

Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft geht in diesem Jahr an den Sozialpsychologen und Konfliktforscher Professor Dr. Andreas Zick.

Der 54 Jahre alte Wissenschaftler von der Universität Bielefeld erhält die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für die vielfältige, langjährige und besonders engagierte mediale und öffentliche Vermittlung seiner Forschungsergebnisse zu Ursachen, Formen und Folgen innergesellschaftlicher Konflikte, Diskriminierung und Gewalt.

Der Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes wird seit 2000 verliehen und gilt als der wichtigste seiner Art in Deutschland. Ausgezeichnet werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in besonders vielfältiger, origineller und nachhaltiger Weise ihre Forschungen und die ihres Faches in die Medien und die breite Öffentlichkeit außerhalb der Wissenschaft kommunizieren. Mit dem Preis wollen DFG und Stifterverband den immer wichtigeren Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit stärken und dafür werben, dass die Vermittlung von Wissenschaft in der Wissenschaft selbst einen höheren Stellenwert erhält. In diesem Jahr konnte die Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsident Professor Dr. Frank Allgöwer aus 36 Bewerbungen und Vorschlägen auswählen, von denen sich in einem mehrstufigen Auswahlprozess der neue Preisträger durchsetzte.

Andreas Zick (Foto: Universität Bielefeld)
Foto: Universität Bielefeld
Communicator-Preisträger 2016: Andreas Zick

Andreas Zick ist, nach der Promotion in Marburg und Stationen in Wuppertal, Bielefeld, Dresden und Jena sowie der Habilitation in Halle-Wittenberg seit 2008 Professor für Sozialisation und Konfliktforschung in Bielefeld. Dort war er Co-Leiter des DFG-Graduiertenkollegs "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" und wirkt an der in der Exzellenzinitiative geförderten Bielefeld Graduate School in History and Sociology mit. Seit 2013 ist Zick Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Bielefelder Universität.

Viele von Zicks Forschungsthemen sind von hoher Aktualität und stehen gerade in diesen Monaten im Mittelpunkt der gesellschaftlichen und politischen Debatte, so etwa die Diskriminierung von und Gewalt gegen ethnische oder religiöse Minderheiten oder radikale Einstellungen und Gewalt von Jugendlichen und Fußballfans. Zick selbst ist im Kontext der Flüchtlings-Debatte, aber auch der Pegida-Demonstrationen oder der gewalttätigen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln derzeit in Medien und Öffentlichkeit besonders präsent und überdies ein gefragter Gesprächspartner von Politik und Behörden. Die Jury des Communicator-Preises schätzt bereits dies als ein ausgezeichnetes Beispiel für die Kommunikation wissenschaftlicher Expertise ein.

Noch höher zu bewerten und ausschlaggebend für die Auszeichnung ist aus Sicht der Jury, dass Zick sich nicht erst im Zuge der aktuellen Ereignisse, sondern bereits weitaus früher und über einen längeren Zeitraum mit diesen Fragen befasst hat – und dass er die Kommunikation seiner Forschungen dabei von Beginn an als wichtigen Teil seiner Arbeit betrachtete. Bereits in den 1990er Jahren thematisierte er in Buchveröffentlichungen, Zeitungs- und Zeitschriftbeiträgen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ("Den Türken geht es besser als uns – Wie Fremde zu Feinden werden", "Kann der Solinger Brandanschlag etwas lehren?") oder die Entstehung und Erscheinungsformen von Vorurteilen, Rassismus und Rechtsextremismus. Ebenso früh vermittelte er seine Forschungen auch in die breitere Öffentlichkeit und an betroffene Zielgruppen, etwa mit der Entwicklung interkultureller und antirassistischer Trainingsprogramme.

Einem größeren Publikum ist Andreas Zick auch durch die "ARD-Themenwoche Toleranz" bekannt, bei der er 2014 an über 30 Sendungen mitwirkte. Über die Medienarbeit und seine intensive öffentliche Vortrags- und Veranstaltungstätigkeit hinaus bringt er seine Expertise zudem in zahlreiche Gremien, Kommissionen und Organisationen ein, unter anderem in den Expertenkreis der Bundeskanzlerin zum Dialog über Deutschlands Zukunft, den Rat für Migration oder den Expertenbeirat des Deutschen Forums Kriminalprävention. An der Bielefelder Universität hat Zick eine Fachstelle für die Beratung bei Konflikten und Gewalt im Fußball eingerichtet und ist am Projekt "Universität ohne Vorurteile" beteiligt. Aktuell entwickelt er für die Amadeu-Antonio-Stiftung ein "Science to Action-Workshop-Konzept", mit dem Nachwuchswissenschaftler und Praktiker gemeinsam Konzepte für eine bessere Prävention und Intervention bei Diskriminierung, Gewalt und Kriminalität erarbeiten sollen.

Zick selbst versteht die Vermittlung seiner wissenschaftlichen Arbeit, ebenso wie diese selbst, nicht zuletzt als Eintreten für die Demokratie, die "kein Selbstläufer" sei. Auch diesen zivilgesellschaftlichen Antrieb – für den sich Zick auch persönlichen Anfeindungen und Bedrohungen ausgesetzt sieht – würdigt die Jury des Communicator-Preises mit der Auszeichnung ausdrücklich.

Verliehen wird der Communicator-Preis 2016 im Rahmen der Jahresversammlung der DFG am 4. Juli in Mainz von DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider und dem Präsidenten des Stifterverbandes, Professor Dr. Andreas Barner. Andreas Zick ist der inzwischen 17. Preisträger. Vor ihm wurden unter anderem die Mathematiker Albrecht Beutelspacher und Günter M. Ziegler, der Meeresforscher Gerold Wefer, die Sozialforscherin Jutta Allmendinger, die Arbeitsgruppe Glaziologie am Alfred-Wegener-Institut, der Physiker Metin Tolan und der Biopsychologe Onur Güntürkün ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt der Kinder- und Palliativmediziner Boris Zernikow den Preis. Das Preisgeld stammt vom Stifterverband, in dem sich über 3000 Unternehmen und Privatpersonen für die Förderung der Wissenschaft und deren Austausch mit der Öffentlichkeit engagieren. Wie alle Preisträger erhält Zick ein Hologramm, das den Communicator-Preis symbolisiert. Das von dem Kölner Künstler Michael Bleyenberg gestaltete Werk soll die Bedeutung der Transparenz in der Wissenschaft zeigen – und dass es sich lohnt, die Dinge „ins rechte Licht zu rücken“. Wie das Hologramm entfaltet auch die Wissenschaft so ihre ganze Strahlkraft.

 

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Peggy Groß (Foto: Damian Gorczany)

Peggy Groß

ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.

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Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DFG
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