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Gründungs-Ökosysteme für Start-ups

Ein Ökosystem um Universitäten herum in Deutschland aufzubauen, ist eine sehr gute Idee.

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Gründungs-Ökosysteme für Start-ups (Video)
Gründungs-Ökosysteme für Start-ups (Video)
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Wie kann ein Ökosystem rund um Universitäten
Deutschlands Start-up-Szene revolutionieren?

 
Deutschland hat einige der weltweit renommiertesten Unternehmen hervorgebracht. Doch wenn es um Start-ups geht, bleibt oft das Potenzial ungenutzt. In diesem Video erklären Fachleute, wie sich das mit einem innovativen Ökosystem rund um Universitäten ändern ließe. Und was Deutschland von internationalen Vorbildern lernen kann.

  • Stolz und Mut fördern: Deutsche Universitäten können als Keimzelle für unternehmerischen Mut und Innovation dienen. Wenn junge Gründer ihre Vision mit Stolz verfolgen, entsteht Großes.
  • Strategische Vernetzung: Universitäten als Knotenpunkte eines Netzwerks von Talenten, Investoren und Mentoren schaffen Synergien, die für erfolgreiche Gründungen entscheidend sind.

Der Schlüssel zu einem florierenden Start-up-Ökosystem in Deutschland liegt nicht nur in der Technologie, sondern auch in der Kultur des "Risikoappetits". In Ländern wie Israel und den USA werden Unternehmer als Helden gefeiert. Dort unterstützt eine risikoaffine Kultur den Unternehmergeist. Deutschland ist jedoch oft noch zu konservativ. 

Der Stifterverband ist Partner bei UNIPRENEURS, einer im Jahr 2023 gestarteten Initiative zur Stärkung von Ausgründungen aus Hochschulen in Deutschland. Sie zeichnet Lehrende aus, die Unternehmertum vermitteln und eine Start-up-Kultur fördern. In dem Video kommen einige von ihnen zu Wort. 
 

Mit O-Tönen von:

  • Anna Hocker, Co-Founder und Managing Director, BauGPT, München
  • Philippa Köhnk, Geschäftsführerin, BRYCK Startup Alliance, Startup Factory im EXIST-Programm
  • Tobias Herken, Gründer und CEO, IANUS Simulation, Dortmund
  • Oliver Hunke, Referatsleiter "Innovative Gründungen", Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  • Matthias Hilpert, Investor, Entrepreneur und Gründer der Initiative UNIPRENEURS
  • Tessa Flatten, UNIPRENEUR, Prorektorin Internationales, TU Dortmund
  • Thor Stephan Stubner, UNIPRENEUR, Investor, Professor Entrepreneurship, HHL Leipzig
  • Johannes Velling, Leiter der Abteilung "Digitalisierung, Start-ups und Dienstleistungen", Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Nordrhein-Westfalen
  • Georg Weber, Global CTO, WILO SE
  • Benjamin Soffer, Venture Builder und Co-Founder, Oasis Neuropsychiatry, Tel Aviv (Israel)
  • Gerhard Fettweis, UNIPRENEUR, wissenschaftlicher Direktor und CEO, Barkhausen Institut, Dresden
  • Marte Sybil Kessler, Co-Leiterin der Abteilung "Programm und Förderung", Stifterverband
  • Sankalp Pratap, Professor, Desai Sethi School of Engineering, IIT Bombay (Indien)
  • Mridul Agrawal, Founder und CEO, luvando Health, Boston Innovation (USA)
     

Interview und Produktion: Corina Niebuhr, Webclip Medien Berlin

 

(Anna Hocker)
Ich finde, ein Ökosystem um Universitäten herum in Deutschland aufzubauen, ist eine sehr gute Idee.

(Philippa Köhnk)
Was in Deutschland tatsächlich häufig fehlt, ist Stolz, Visionskraft und Mut.

(Tobias Herken)
Ich würde neuen Gründern empfehlen, einfach machen. Einfach machen, einfach starten.

(Oliver Hunke)
Wir wollen Anreize setzen, dass die Hochschulen ihre Gründungsaktivitäten stärker bündeln, dass nicht alle allein unterwegs sind.

(Matthias Hilpert)
Gründungssysteme kann man bauen. Das wurde auch schon ein paar Mal gemacht.

(Tessa Flatten)
Das ist ein Teamsport, wo es ganz viele Akteure braucht, die andere miteinander verknüpfen.

(Thor Stephan Stubner)
Durch diese Enge, durch den Austausch, durch die Kommunikation von Menschen entstehen halt Bekanntschaften, Ideen, zufällige Begebenheiten, die dann in eine Unternehmensgründung führen können.

(Johannes Velling)
Think big. Ich will die Welt erobern. Dieses missionarische Thema dabei. Wenn ich ein richtiges Start-up sein will, so in der Definition "Innovativ, wachstumsorientiert", dann hilft das extrem, wenn ich diesen Glauben habe.

(Georg Weber)
We are working in a network of talents, you may say, together with universities, with institutions, with associations, everything. This is very important for us.

(Benjamin Soffer)
Your brilliant students have an option. They can go work for Siemens, for BMW, for Mercedes because for many years you had these huge industries, you had the pharma companies. It's like a big forest that dowsn't allow anything to grow underneath because it takes all the sun. 

(Philippa Köhnk)
Regulierung ist natürlich immer, gerade wenn man von Deutschland spricht, ein großes Thema, mit dem wir uns alle beschäftigen.

(Matthias Hilpert)
Eine Sache, die nicht so oft besprochen wird, ist der Risikoappetit. Welche Kultur herrscht, sind die Leute wirklich bereit, auch in die Gründung zu gehen? 

(Gerhard Fettweis)
Wenn man hergeht und sagt, wir wollen zum Beispiel im Venture-Bereich ordentlich was loslegen, und dann sind da lauter Venture-Kapitalisten von Leuten, die nur Banker sind, da kann nix draus werden, sage ich mal ganz offen, ehrlich, frech. Sondern wir brauchen diesen Unternehmertum-Geist, überall, durch alle Schichten hinweg.

(Anna Hocker)
Uns hat es relativ leicht gemacht, an der TU München gewesen zu sein und dort in das Ökosystem eingebettet zu sein, weil wir relativ viele Netzwerkmöglichkeiten bekommen haben und relativ viele Leute schon im Ökosystem kannten, die hinterher sehr relevant für uns waren, zum Beispiel als Investoren, als Mentoren oder auch einfach nur, um mal ein paar Ideen mit denen durchzusprechen.

(Tobias Herken)
Was mir in den Ökosystemen wirklich am Herzen liegt, ist, dass man versucht, die örtlichen Unternehmen viel mehr mit einzubinden. Weil das sind ja oft die Leute, die einem vielleicht gute Tipps geben oder die den ersten Auftrag platzieren. Am Ende geht es ja auch darum, dass man Kunden gewinnt.

(Matthias Hilpert)
Das Ökosystem an sich ist natürlich die Voraussetzung für so ganz große Finanzierungsrunden, weil es sich über viele Jahre, wenn nicht sogar Dekaden, die Investorenlandschaft so aufbauen muss, dass dann auch die Fonds groß genug sind.

(Johannes Velling)
50 Prozent aller Regelungen, die in Deutschland gelten, kommen aus der Europäischen Union. Insofern kann Deutschland nicht mehr alles selbst bestimmen. Das gilt insbesondere für den Kapitalmarkt. Es gibt aber andere Finanzplätze, die manchmal doch noch professioneller entwickelt sind. Die nordischen Länder, die auch EU-Länder sind. Insofern kann man in Deutschland auch trotz des europäischen Rahmens da mehr machen. Ich glaube, das ist entscheidend, weil das ja die gesamte Kette ist. Angefangen von vorne, von den Business Angels, von dem Seed-Kapital, gerade der Gründerfonds, bis hinten raus zum Exit, zum IPO. Die ganze Kette muss irgendwie funktionieren.

(Marte Sybil Kessler)
Der Stifterverband glaubt, dass wir besser werden müssen in diesem Bauen und dass wir das bisher eigentlich noch nicht gut machen. Da geht es ganz häufig darum, dass wir sagen, wir haben Projekte, die gefördert werden oder wir unterstützen Patente, Publikationen, und das sind meistens Einzelaktionen. Aber wenn man schaut, wie können wir eigentlich regionale Ökosysteme analysieren und betrachten und welche unterschiedlichen Komponenten gibt es, die ein Ökosystem ausmachen, dann kann man sehr strategisch auch vorangehen. Und gerade diese strategische Orchestrierung braucht es auch, um wirklich langfristige Netzwerke aufzubauen.

(Thor Stephan Stubner)
Das eine ist, mit Vorbildern zu arbeiten, mit den jungen Menschen zu reden. Es gibt mich, und ich habe es auch gemacht, und mir geht es gut. Plus, der zweite Punkt ist, wir brauchen aus meiner Sicht mehr Mikrofinanzierung am Anfang. Die Gründung, die ein paar hundert Euro kostet, die erste Marketingkampagne, der erste Prototyp. Hierfür Finanzierungsmittel zur Verfügung stellen, da rede ich noch nicht von Venture-Capital-Geld, da rede ich noch nicht von Business-Angel-Geld, sondern so die ersten Schritte zu ermöglichen, dass man sich das auch mal traut, dass man das auch befördert.

(Oliver Hunke)
Die Hochschulen sind ja bisher auch schon aktiv im Bereich Gründungsunterstützung. Die können das aber nur bis zu einem bestimmten Punkt machen. Die können im Bereich Education unterwegs sein, Qualifizierung, Sensibilisierung, können auch Gründungsberatung machen. Aber wenn die Unternehmen dann gegründet sind, bewegen sich die Hochschulen natürlich im wirtschaftlichen Bereich, und da werden dann ihre Möglichkeiten eingeschränkt. Da können dann die Startup Factories gut anknüpfen und praktisch die gegründeten Start-ups aus den Hochschulen raus beim Weg in den Markt rein begleiten, in Gesprächen mit Investoren anleiern.

(Philippa Köhnk)
Das Besondere an dem Konzept der Startup Factories ist, dass es sich wirklich darauf fokussiert, transferfähige Start-ups aus dem wissenschaftlichen, universitären Background in die Industrie einzuführen, um damit wirklich eine neue Gründerzeit in Deutschland zu initiieren und Gründungen erfolgreich zu machen.

(Sankalp Pratap)
The Ministry of Education of the Government of India inthe last decade or so has been establishing innovation centres, incubation centres, tinkering labs and so on and so forth, especially an innovation infrastructure in the higher education institutes. What has changed in the last ten years is that teh same students working in the same labs can now aspire top get the support from this infrastructure to initiate their venture. So families are now getting increasingly comfortable with the idea that their son or daughter could be initiating a venture rather than taking a job in a multinational.

(Tessa Flatten)
Also, die Learnings, die man sich abschauen kann, sind für Israel und die USA einfach, wie strategisch die israelische Regierung das Venture-Capital-Programm auch für Universitäten mit aufgesetzt hat. Und in den USA grundsätzlich die Finanzierungsmentalität: Es ist viel mehr Venture Capital vorhanden, und die Venture-Capital-Firmen sind auch sehr eng mit den Universitäten verbunden. Und dann kann man sich eigentlich aus allen drei Ländern auf jeden Fall das Mindset abschauen. Also, Unternehmertum ist was sehr Positives, es hat einen positiven Impact auf die Gesellschaft.

(Benjamin Soffer)
Die Hauptsache ist die Kultur. Risiken ausüben, Erfolge von Unternehmern feiern und Unternehmer, die Fehler machen, nicht verurteilen. Du weißt, in der Wissenschaft gehst du viel Risiko ein und du nimmst viele andere Risiken in Deutschland, aber ich denke, wenn es um das Venture-Capital geht, seid Ihr immer noch extrem konservativ. Aber wer sind die Kultur-Helden in Deutschland heute? Und die Kultur-Helden in Israel sind die Unternehmer. Ich meine, es gibt keinen Zweifel darüber.

(Mridul Agrawal)
Es muss eine gewisse Durchlässigkeit herrschen zwischen dem akademischen Sektor und dem privaten Sektor. Sie ermöglichen in einem  guten Ökosystem, dass Menschen, die vielleicht so nicht aufeinander treffen, miteinander kollidieren und dadurch sehr unkonventionell und neu über Probleme nachdenken und vielleicht daraus etwas machen. Ich glaube, dass ist im Candle Square damals extrem gut gelungen. Also, sie hatten MIT als Universität. Es hat sich dann nach einer gewissen Zeit die forschende pharmazeutische Industrie dort angesiedelt. Sie haben dann Venture Capital in einer gewissen Zeit dort dann auch aufgebaut, was sehr fokussiert in bestimmte Bereiche investiert, in Bereiche der Biotechnologie und Pharmazie. Und sie haben natürlich die Krankenhäuser, weltweit führende Krankenhäuser, in der Boston-Area mit den Harvard Teaching Hospitals, die in der Lage sind, als Reallabor für die Entdeckungen zu dienen, die aus diesen Bereichen kommen. Und das ist ein Beispiel für ein Ökosystem.

(Philippa Köhnk)
Insbesondere die Möglichkeit des, ich sage mal, smoothen IP-Transfers, also des Herauslösens von IP aus den Unis, damit wirklich auch die Basis genutzt werden kann für erfolgreiches Unternehmertum, ist auch einer der Fokuspunkte der Startup Factories, dafür zu sorgen, dass wir hier neue Standards setzen.

(Matthias Hilpert)
Den Erfolg zu messen von Ökosystemen ist sehr wichtig, weil dann die Resultate sozusagen zum Vorschein kommen. Und heute wird ja oft fokussiert auf, wie ist die Uni in der Forschung, wie gibt es Start-ups aus der Uni, die sich sozusagen daraus entwickeln. Und ich glaube, man sollte auch nochmal darauf fokussieren, welche Start-ups auch welche Finanzierungen bekommen, weil das ein gewisses Qualitätskriterium auch ist. Und es ist natürlich wichtig, große Unternehmen zu bauen mit Finanzierung. Und wenn wir dann wissen, aus welchen Ökosystemen welche Start-ups mit Finanzierungen auch gebaut werden, ist das meines Erachtens sehr, sehr kurzfristig eines der besten KPIs, die man messen kann.

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