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Ideen, die Schule machen sollten

Hochschulperlen der Lehrkräftebildung:
Learnings und Herausforderungen

Ideen, die Schule machen sollten (Cover der Publikation)
Ideen, die Schule machen sollten

Seit vielen Jahren vergibt der Stifterverband die Hochschulperle – eine Auszeichnung für innovative und beispielhafte Projekte, die an Hochschulen realisiert werden. Mit der Hochschulperle würdigt der Stifterverband insbesondere kleinere Vorhaben, die jenseits der Hochschulgrenzen kaum oder wenig wahrgenommen werden.

Gerade weil sie im Verborgenen glänzen, haben sie das Potenzial, auch auf andere Hochschulen auszustrahlen und als Vorbilder zu dienen. Jeden Monat stellt der Stifterverband eine Hochschulperle vor. Die monatliche Auszeichnung ist undotiert. Aus den zwölf Hochschulperlen des Monats wird anschließend in einem öffentlichen Online-Voting die Hochschulperle des Jahres gewählt, welche mit einem geringen Preisgeld verbunden ist. Die Hochschulperlen werden einem – in der Regel jährlich wechselnden – Thema gewidmet.

In den Jahren 2023 und 2024 stand die Hochschulperle unter dem Thema "Lehrkräftebildung neu denken und neu gestalten". Der Lehrkräftebildung fehlt es seit Jahren an Nachwuchs, und in den nächsten Jahren wird sich diese Situation weiter zuspitzen. Offenbar gelingt es mit den bisherigen Strategien nicht, genügend junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass angehende Lehrkräfte derzeit nur unzureichend auf die Herausforderungen der Transformation unserer Gesellschaft vorbereitet werden.

Die Gestaltung einer zukunftsorientierten Lehrkräftebildung erfordert, mutig und kreativ neue Wege zu gehen. Im Fokus stehen die Fragen: Wie sollten wir Lehrkräfte für die Zukunft anders aus- und fortbilden? Wie lassen sich die Phasen der Lehrkräftebildung besser miteinander verbinden? Wie werden das Lehramtsstudium und der Beruf Lehrkraft attraktiver?

Die im Juli 2025 veröffentlichte Publikation möchte die ausgezeichneten Projekte sichtbar machen, ihre Erfahrungen dokumentieren und ihre Impulse über den Kreis der beteiligten Hochschulen hinaus verbreiten. Denn in diesen Vorhaben liegt großes Potenzial: Sie sind übertragbar, anpassbar und zeigen, was möglich ist, wenn Studierende, Lehrende und Institutionen gemeinsam neue Wege gehen. Dabei rücken sowohl strukturelle Fragen in den Blick als auch zentrale Zukunftsthemen. Um ein möglichst facettenreiches Bild dieser Projekte zu erhalten, wurde den Hochschulperlen drei Fragen gestellt:

  • Was sind die drei zentralen Anliegen Ihres Projekts und wie tragen diese zu positiven Veränderungen in der Lehrkräftebildung bei?
  • Was können andere Hochschulen und Projekte von Ihnen lernen – und welche Ratschläge geben Sie für die Umsetzung ähnlicher Ideen?
  • Welche großen Herausforderungen sehen Sie in der Lehrkräftebildung – und wie lässt sich darauf reagieren?

Von 20 Projekten kamen Rückmeldungen. Die Antworten zeigen: Trotz der großen Unterschiede in den jeweiligen Kontexten kristallisieren sich übergreifende Leitmotive heraus, die richtungsweisend für die gesamte Bildungslandschaft sind.

 

Impulse aus den ausgezeichneten Hochschulperlen

Ein zentrales Anliegen ist die konsequente Verzahnung von Theorie und Praxis. Unzureichende wechselseitige Bezüge zwischen theoretischen und praktischen Teilen der Lehrkräftebildung sind ein seit Jahrzehnten moniertes Problem. Viele Projekte setzen deshalb auf frühzeitige, kontinuierliche und intensiv betreute Praxiserfahrungen, die in enger Zusammenarbeit mit Schulen konzipiert und durch reflektierende, wissenschaftlich fundierte Begleitung vertieft werden. Dies erleichtert den Übergang in den Beruf, stärkt die professionelle Identitätsentwicklung, ermöglicht frühe Erfahrungen von Selbstwirksamkeit und erhöht die Relevanz des Gelernten.

Gesellschaftliche Transformationsprozesse verändern Schule und die berufliche Praxis von Lehrkräften tiefgreifend – und stellen neue, komplexe Anforderungen an die Lehrkräftebildung. Themen wie Digitalisierung und KI, Inklusion, Diversität, Nachhaltigkeit, der Schutz demokratischer Werte sowie weitere zukunftsrelevante Fragestellungen müssen systematisch und fächerübergreifend in den Curricula verankert werden. Damit einher geht eine stärkere Ausrichtung auf die Förderung individueller Kompetenzen und Haltungen. Damit dies gelingt, braucht es mehr interdisziplinäre Kooperation, ko-kreative Entwicklungsräume und institutionelle Offenheit für neue Denk- und Handlungsansätze. Die Hochschulperlen zeigen, wie Studierende darin bestärkt werden können, ihre zukünftige Rolle im Bildungssystem kritisch zu reflektieren, multiprofessionelle und interdisziplinäre Perspektiven einzunehmen und sich aktiv mit zentralen gesellschaftlichen Schlüsselthemen auseinanderzusetzen.

Ein drittes gemeinsames Thema ist die Öffnung und Flexibilisierung der Lehrkräftebildung. Ob durch alternative Zugangswege etwa über Hochschulen für angewandte Wissenschaften, durch berufsbegleitende Fort- und Weiterbildungsangebote oder spezielle Programme für internationale Lehrkräfte oder Quereinsteigerinnen und -einsteiger – viele Projekte zielen darauf ab, neue Zielgruppen zu erreichen und Zugangshürden im System abzubauen.

Didaktisch profitieren viele Projekte von innovativen Lernformaten jenseits klassischer Prüfungslogiken: Projektbasiertes Arbeiten, partizipative Seminare oder digital unterstütztes Lernen stärken die Eigenverantwortung, Reflexionsfähigkeit und Flexibilität der Studierenden. Unterstützt wird dies durch niedrigschwellige Austauschformate, Peer-Mentoring und individuelle Betreuung. Gerade in der persönlichen Begegnung entstehen Motivation, Zugehörigkeit und Verantwortungsgefühl – zentrale Elemente einer erfolgreichen Ausbildung angehender Lehrkräfte.

Die Erfahrungen zeigen: Nachhaltige Wirkung entsteht weniger durch starre Vorgaben, sondern durch kluge Strukturierung, kontinuierliche Weiterentwicklung und vor allem ein hohes Maß an Kooperation – innerhalb der Hochschule ebenso wie mit externen Partnerinnen und Partnern. Interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit wird dabei als zentrales Element wirkungsvoller Veränderung beschrieben, etwa wenn Bildungs-, Sozial- und Naturwissenschaften zusammenwirken oder Hochschulen eng mit Schulen, Behörden oder Zivilgesellschaft kooperieren.

Auch mehr Partizipationsmöglichkeiten für Studierende und gezielte Maßnahmen zur Stärkung professioneller Resilienz werden als notwendige Entwicklungsfelder benannt. Eine forschungsbasierte, praxisnahe und zugleich offene und vernetzte Lehrkultur gilt vielen als Schlüssel für eine gelingende Lehrkräftebildung von morgen.

Die Hochschulperlen bieten nicht nur konkrete Einblicke in eine funktionierende innovative Praxis, sondern auch Inspiration für systematische Weiterentwicklung. Sie zeigen, dass professionsadäquate Lehrkräftebildung möglich ist – wenn sie mutig, kollaborativ und zielgerichtet gestaltet wird.

 

Zukunftsmission Bildung (Logo)
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Mit der Zukunftsmission Bildung will der Stifterverband ein Bildungssystem für eine Welt im Wandel gestalten, das schnell mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen aus- und weiterbildet. Dazu bringt er die relevanten Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in einer Gemeinschaftsinitiative zusammen und koordiniert die Aktivitäten, unter anderem in der Allianz für Lehrkräfte – denn um die großen Herausforderungen im Bildungssystem zu lösen, braucht es starke Partnerschaften, die gegenüber der Politik mit einer Stimme sprechen, die gemeinsam Rahmenbedingungen gestalten und damit langfristig eine Veränderung im Bildungssystem bewirken.

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