Hochschulperle 2023

Hochschulperle (Logo)

 
Weil sie klein sind, werden manche Projekte jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken. Jeden Monat stellt der Stifterverband eine Hochschulperle vor. Im Jahr 2023 stand die Auszeichnung unter dem Thema "Lehrkräftebildung neu denken", als Teil einer Zukunftswerkstatt des Stifterverbandes zu diesem Thema.

Der Lehrkräftebildung fehlt es seit Jahren an Nachwuchs, und in den nächsten Jahren wird sich diese Situation weiter zuspitzen. Offenbar gelingt es mit den bisherigen Strategien nicht, genügend junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass angehende Lehrkräfte derzeit nur unzureichend auf die Herausforderungen der Transformation unserer Gesellschaft vorbereitet werden.

Die Gestaltung einer zukunftsorientierten Lehrkräftebildung erfordert, mutig und kreativ neue Wege zu gehen. Im Fokus stehen die Fragen: Wie sollten wir Lehrkräfte für die Zukunft anders aus- und fortbilden? Wie lassen sich die Phasen der Lehrkräftebildung besser miteinander verbinden? Wie werden das Lehramtsstudium und der Beruf Lehrkraft attraktiver?

Akteurinnen und Akteure aller Phasen der Lehrkräftebildung sind gefragt, hierfür Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Im Jahr 2023 hat der Stifterverband daher Projekte, die Lehrkräftebildung neu denken, mit der Hochschulperle des Monats ausgezeichnet, um sie überregional sichtbar zu machen und andere Hochschulen zu inspirieren.

Die Auszeichnung ist undotiert und wurde monatlich vergeben. Aus den Hochschulperlen des Monats wurde dann im Januar 2024 die Hochschulperle des Jahres gewählt, die mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro versehen ist.

 

Hochschulperle des Jahres 2023

Beim Publikumsvoting hat sich das Projekt "Lehramt Primarstufe" der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg mit 24,82 Prozent der insgesamt 2.933 gültigen Stimmen durchgesetzt und ist damit die Hochschulperle des Jahres 2023.

Auf Platz 2 kam die Universität Vechta mit ihrem Projekt "Back to School" (17,01 Prozent). Platz 3 sicherte sich die Goethe-Universität Frankfurt am Main mit "International Teacher Education" (12,38 Prozent). Allen, die sich an der 24-stündigen SMS-Abstimmung beteiligt haben, ein herzliches Dankeschön!

Hier die Zuordnung der Abstimmungscodes zu den einzelnen Projekten:
H01 = International Teacher Education (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
H02 = Let's Play Schule (Kreidestaub e.V., Berlin)
H03 = Lehr:werkstatt (hochschulübergreifendes Verbundprojekt aus Baden-Württemberg)
H04 = Decolonize Teacher Education (Philipps-Universität Marburg)
H05 = Multiprofessionelle Kooperation in inklusiven Ganztagsschulen (Universität Bielefeld)
H06 = Studieren mit Profil (Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau)
H07 = Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen (Technische Universität Dresden)
H08 = Kompetenzzentrum Beratung im schulischen Kontext (ZeBERA) (Universität Bamberg)
H09 = Ingenieurpädagogik (TH Rosenheim)
H10 = Lehramt Primarstufe (Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg)
H11  = Back to School (Universität Vechta)
H12 = Mit Me(h)er-Blick in das Lehramtsstudium (Universität Greifswald)

Endergebnis zur Wahl der Hochschulperle des Jahres 2023
Endergebnis zur Wahl der Hochschulperle des Jahres 2023

Die Hochschulperlen des Monats im Jahr 2023

Januar: International Teacher Education (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

German International School Sydney (Foto: Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung/Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Foto: Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung/Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die erste Hochschulperle im Jahr 2023 ging an die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die die Internationalisierung des Lehramtstudiums systematisch fördert.

Während des Studiums den eigenen Horizont zu erweitern und ins Ausland zu gehen, bringt auch für angehende Lehrkräfte wertvolle Erfahrungen. Doch tatsächlich ist in Sachen Internationalisierung noch viel Luft nach oben – insbesondere im Vergleich zu anderen Studiengängen. Ein Grund dafür: An den allerwenigsten Hochschulen können die Pflichtpraktika im Rahmen eines Auslandssemesters absolviert werden.

Anders an der Goethe-Universität Frankfurt am Main in der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung (ABL): Sie bündelt in dem Arbeitsbereich "International Teacher Education" die Angebote rund um einen Auslandsaufenthalt, vermittelt Praktikumsplätze, informiert zu Stipendien, unterstützt mit Coaching, Checklisten, Tipps zum Bewerbungsverfahren, sammelt Erfahrungsberichte und bietet Angebote zur Internationalisierung @home an (Koordination: Andreas Hänssig). Darüber hinaus bietet die ABL das ABL-ITE-Zertifikat an, welches studienbedingte Auslandsaufenthalte wertschätzt (Koordination: Julia Ostrowicki). In dieser Form ist eine solche Schnittstelle zwischen Studierenden und Schulen im Ausland in Deutschland etwas Besonderes.

"Für die zukünftige Lehrtätigkeit in der Schule ist es wichtig, neben Fachkompetenzen auch kulturelle und soziale Kompetenzen im Studium kennenzulernen", erklärt Andreas Hänssig, Leiter des Arbeitsbereichs "International Teacher Education". Die an der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung der Goethe-Uni angesiedelte Stelle bietet mit ihrer Praktikumsbörse und einer gezielten Vorauswahl der Lehramtsstudierenden einen Mehrwert für die aktuell 25 kooperierenden Schulen weltweit – von Chicago bis Yokohama. Die Studierenden ihrerseits profitieren von einem professionellen Vermittlungsverfahren mit persönlicher Beratung. Sie haben zudem die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erwerben, mit dem sie Schlüsselqualifikationen im Bereich Internationalisierung nachweisen.

Die Jury des Stifterverbandes, die die undotierte Hochschulperle des Monats vergibt, beeindruckte insbesondere der systematische Ansatz, mit dem die Frankfurter Universität die Internationalisierung im Lehrkräftebereich in der ABL (Leitung: Prof. Dr. Britta Viebrock) fördert. Mit großem Engagement unterstützt der Arbeitsbereich "International Teacher Education" die Mobilität während des Studiums. Dies eröffnet den künftigen Lehrerinnen und Lehrern die Chance, wichtige interkulturelle Kompetenzen zu erwerben, die es in diesen Zeiten mehr denn je braucht.

Website zum Arbeitsbereich "International Teacher Education" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Foto: Eine der Partnerschulen der Akademie für Bildungsforschung und Lehrkräftebildung – die German International School Sydney

Februar: Let's Play Schule (Kreidestaub e.V., Berlin)

Let's Play Schule (Foto: Kreidestaub e.V.)
Foto: Kreidestaub e.V.

Bei dem Berliner Projekt "Let's Play Schule" übernehmen Lehramtsstudierende eine Woche lang Teile des Lehrbetriebs oder auch mal die gesamte Schule. Sie unterrichten nach selbst konzipierten Lehrentwürfen auf Grundlage der Global Goals/der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Während die Lehramtsstudierenden eine Woche lang die Möglichkeit bekommen, intensive Praxiserfahrungen zu sammeln, erhalten die Lehrkräfte notwendigen Freiraum, um neue Konzepte für ihre Schule zu entwickeln.

Die Konzepte, wie sie was den Schülerinnen und Schülern lehren wollen, entwickeln die Studierenden in kleinen Teams. Sie hospitieren bereits vor der Übernahme der Lehrtätigkeit in den entsprechenden Schulen und können somit ihre Unterrichtsideen den vorgefundenen Gegebenheiten anpassen. Während der Schulübernahme unterrichten sie in der Schulzeit. Am Nachmittag wird in den Gruppen der Tag reflektiert und der folgende Schultag vorbereitet. Die Gruppenleitung, zusammengesetzt aus bis zu sechs Masterstudierenden, unterstützt die Vor- und Nachbereitung des Schulbetriebes.

Das Win-Win-Konzept ist ein Projekt des Kreidestaub e.V., eine deutschlandweite studentische Initiative zur Verbesserung der Lehrkräftebildung. Der Verein thematisiert das, was Studierenden im Studium fehlt, und entwickelt Projekte und Ideen, wie die Lehrkräftebildung wirkungsvoll ergänzt werden kann.

"Das Projekt 'Let's Play Schule' zeichnet sich vor allem durch den praxisnahen Ansatz und seine hohe Nachahmbarkeit aus", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Februar nach Berlin zu vergeben. "Es ermöglicht den Studierenden, früh und außerhalb eines Prüfungskontextes Unterrichtserfahrung zu sammeln und ihr Handeln zu reflektieren. Gleichzeitig ermöglicht 'Let's Play Schule' den Lehrkräften, sich weiterzubilden und neue Ideen zu entwickeln."

Details zum Projekt "Let's Play Schule"
Website des Vereins Kreidestaub

März: Lehr:werkstatt (Hochschulübergreifendes Verbundprojekt aus Baden-Württemberg)

Lehr:werkstatt (Foto: Lehr:werkstatt e.V.)
Foto: Lehr:werkstatt e.V.

Mit der Lehr:werkstatt haben Lehramtsstudierende in Baden-Württemberg die Möglichkeit, gemeinsam mit einer Lehrkraft ein Jahr lang den Unterrichtsalltag zu gestalten. Über das Langzeitpraktikum während des Studiums sammeln Studierende intensive und realitätsnahe Praxiserfahrungen. Durch ihre aktive Einbindung in den Schul- und Unterrichtsalltag unterstützen sie die Lehrkräfte bei der Begleitung und Förderung von Schülerinnen und Schülern.

In der Lehr:werkstatt wird theoretischer Lehrinhalt mit Praxiserfahrungen aus dem Schulalltag kombiniert: Lehramtsstudierende, sogenannte Lehr:werker, arbeiten gemeinsam mit engagierten Lehrkräften, den Lehr:mentoren, im Tandem. Gemeinsam gestalten sie über ein gesamtes Schuljahr hinweg den Schul- und Unterrichtsalltag. Während des laufenden Schuljahres reflektieren sie an der Universität ihre schulischen Erfahrungen und sammeln neue Ideen für den Schulalltag. Darüber hinaus kann das Tandem in universitären Kompetenzworkshops seine Zusammenarbeit weiterentwickeln und professionelle Kompetenzen auf- und ausbauen.

Ziel der Lehr:werkstatt ist es, die Qualität der Lehreraus- und -weiterbildung zu erhöhen. Darüber hinaus können durch das gemeinsame Arbeiten Freiräume geschaffen werden, um die einzelnen Schülerinnen und Schüler intensiver zu betreuen und differenzierter zu fördern. So können alternative Unterrichtsmethoden, wie Team Teaching, digitale Medien und Methoden einfacher ein- und umgesetzt sowie moderne Lehr-Lern-Formate, wie beispielsweise blended learning oder inverted classroom, erprobt werden.

Die Lehr:werkstatt ist ein hochschulübergreifendes Verbundprojekt der lehrerbildenden Standorte Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart-Ludwigsburg und Tübingen. Koordiniert werden die Standorte von der Tübingen School of Education (TüSE) der Eberhard Karls Universität Tübingen. Die Skalierungsoffensive der Lehr:werkstatt in Baden-Württemberg wird von der Amanda Erich Hansjürgen Neumayer-Stiftung gefördert. Darüber hinaus kooperieren die baden-württembergischen Standorte mit vier bayerischen Lehr:werkstatt-Standorten (Augsburg, Erlangen-Nürnberg, Passau und Würzburg). Gemeinsam bilden sie den informellen Lehr:werkstatt-Netzwerkverbund.

"Die Lehr:werkstatt hilft bei der Entwicklung der Lehrpersönlichkeit und vermittelt ein realistisches Bild vom Lehrberuf", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats März nach Tübingen zu vergeben. "Das großartige Projekt ist beispielgebend. Es überzeugt vor allem dadurch, dass alle Beteiligten profitieren: Studierende werden früh an die Praxis herangeführt und dabei individuell begleitet. Lehrkräfte, die Mentoren, können sich und die Schule durch die zusätzlich angebotenen Workshops weiterentwickeln."

Details zum Projekt auf der Website der Universität Tübingen
Video zur Tübinger Lehr:werkstatt auf YouTube

April: Decolonize Teacher Education (Philipps-Universität Marburg)

Decolonize Teacher Education (Foto: Philipps-Universität Marburg)
Foto: Philipps-Universität Marburg

Im einem Kooperationsseminar zwischen der Didaktik der Geschichte und der Didaktik der politischen Bildung an der Philipps-Universität Marburg werden Lehramtsstudierende selbst zu Forscherinnen und Forschern. Es verbindet fächerübergreifend Lehre und Forschung zum Thema "Decolonize Teacher Education?! – Zur Rolle postkolonialer Theorieansätze im Rahmen historisch-politischer Bildung". Der interdisziplinäre und partizipative Ansatz ermöglicht es Studierenden, an aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen teilzuhaben, relevantes Wissen zu erwerben und Unterrichtsideen und -konzepte zu entwickeln.

Neben Seminar und Exkursion wurden auch eine Summerschool mit Gastvorträgen, eine Schreibwerkstatt und eine Publikationsmöglichkeit angeboten. Unterstützt wurde das Seminar durch BIPoC-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie BIPoC-Aktivistinnen und Aktivisten (Black and People of Color). Die Studierenden entwickelten mit ihnen und ihren Dozentinnen eigene Forschungsfragen und setzten Projektideen um, wie postkoloniale Themen Eingang in die universitäre und schulische Praxis finden können. Ergänzt wurde das fachwissenschaftlich und -didaktische Seminar durch eine dreitägige Exkursion nach Berlin. Hier folgten die Lehramtsstudierenden ganz praktisch den Spuren postkolonialer Bildungsinitiativen und eigenen Museums- und Denkmalsanalysen. Die Forschungsarbeiten wurden in Projektgruppen erstellt und die Ergebnisse auf der Summerschool öffentlich diskutiert. Darüber hinaus konnten die Studierenden ihre Forschungsergebnisse im Rahmen eines Sammelbandes publizieren.

Die Lehramtsstudierenden erwarben so neben inhaltlichen Erkenntnissen auch Kompetenzen, die sie in ihrem Beruf benötigen und ihren Schülerinnen und Schülern vermitteln können. Sie waren von Beginn an in den Ablauf universitären Lehrens, Arbeitens und Forschens eingebunden und übernahmen in Vorbereitung auf die Summerschool Aufgaben der Tagungsorganisation: Sie führten Vorgespräche mit Referierenden, gestalteten Panels und deren eigenständige Moderation oder präsentierten ihre Forschungsergebnisse in Form von Forschungspostern, digitalen Lehr- und Lernsettings, Audioguides oder Podcasts. Die Studierenden erfuhren, wie ein partizipatives Konzept zu einer hohen Motivation und Eigenleistung führt.

Das Lehr-Forschungsseminar "Decolonize Teacher Education?!" wurde bereits mit dem Lehrpreis "Lehre@Philipp" 2022 der Philipps-Universität Marburg ausgezeichnet. Es ist eines in einer Reihe von drei aufeinander bezogenen Seminaren: Es fokussierte im Sommersemester 2022 den thematischen Schwerpunkt der Rassismuskritik. Es folgt aktuell ein Seminar zu "feministischen Perspektiven auf historisch-politische Bildung" (Sommersemester 2023) und im Sommer 2024 dann ein weiteres Seminar zu "Why class matters".

Details zum Kooperationsseminar auf der Website der Philipps-Universität Marburg
Für den Wettbewerb "Lehre@Philipp" produziertes Video auf YouTube

Mai: Multiprofessionelle Kooperation in inklusiven Ganztagsschulen (Universität Bielefeld)

Hochschulperle des Monats Mai 2023 (Foto: Universität Bielefeld)
Foto: Universität Bielefeld

Um künftige inklusionsorientierte Lehrkräfte so realitätsnah wie möglich auf das Berufsleben vorzubereiten, wird an der Universität Bielefeld das Seminar "Multiprofessionelle Kooperation in inklusiven Ganztagsschulen" angeboten. Hier können Studierende verschiedener Berufsgruppen die Zusammenarbeit im inklusiven Schulalltag erproben.

Dank diesem besonderen Ansatz im Rahmen der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" der Universität Bielefeld sollen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Beeinträchtigungen erfolgreich in den Schulalltag eingebunden werden. Es funktioniert, wenn Lehrkräfte aus verschiedenen Bereichen wie Sonder- oder Heilpädagogik, der Erziehungswissenschaft oder des Gesundheits- und Sozialwesens zusammenarbeiten und die Idee einer inklusiven und ganztägig angelegten Bildung teilen.

Um Lehramtsstudierende frühzeitig auf die berufsgruppenübergreifende Kooperation im Schulalltag vorzubereiten, ist die Universität Bielefeld im Wintersemester 2022/23 eine digitale Lehr- und Lernkooperation mit Lehrenden und Studierenden der Hochschule Nordhausen eingegangen. In Bielefeld, Nordrhein-Westfalen, lehren und lernen Dozenten und Studierende aus den Bereichen der Schul- und Sonderpädagogik sowie der Erziehungswissenschaft, im thüringischen Nordhausen des Gesundheits- und Sozialwesens und der Heilpädagogik. Durch das digitale Zusammenkommen und die fallbasierte Projektarbeit erwerben die Studierenden nicht nur digitale und kollaborative Kompetenzen, sondern bekommen auch einen erhöhten Praxisbezug. Dadurch erfahren sie, wie wichtig eine inklusive und ganztägig ausgerichtete Bildung ist und entwickeln ein Verständnis für unterschiedliche professionelle Sichtweisen.

"Das hochschulübergreifende Kooperationsseminar 'Multiprofessionelle Kooperation in inklusiven Ganztagsschulen' beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema multiprofessionelle Zusammenarbeit, das im Schulalltag eine große Rolle spielt, in der Ausbildung bisher aber selten behandelt wird", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Mai nach Bielefeld zu vergeben. "Lehramts- und andere Studiengänge werden immer noch stark getrennt voneinander veranstaltet. Das Seminar zeigt, wie zeitgemäße Lehre aussehen kann und wie wichtig es ist, Lehrveranstaltungen für verschiedene Professionen zu öffnen."

Mehr Info auf der Website der Universität Bielefeld

Juni: Studieren mit Profil (RPTU Kaiserslautern-Landau)

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zertifikatsprogramms (Foto: Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau)
Foto: Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

Die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) setzt bei der Lehrkräftebildung am Standort Landau auf ein Zertifikatsprogramm, das über die Fachdisziplinen hinausgeht. Das Konzept ermöglicht künftigen Lehrkräften, ihr Profil nach eigener Interessenlage interdisziplinär und praxisorientiert zu schärfen.

Das Zertifikatsprogramm trägt den Titel "Studieren mit Profil – die lehramtsbezogenen Zertifikate der RPTU in Landau". Zeitgemäße Lehrkräftebildung bedeutet hier, über die einzelnen Fächer hinauszuschauen. Übergreifende, gesellschaftlich relevante Herausforderungen werden für Bildungsprozesse mehrperspektivisch erschlossen. Die extracurricularen Angebote eröffnen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Chance, Kompetenzen zu erwerben, die im anschließenden Berufsleben von hohem Wert sind – bei Lehrkräften, aber auch bei Schülerinnen und Schüler in einer zunehmend vernetzten Welt.

Die Studierenden haben die Möglichkeit, Zertifikate in vier verschiedenen Bereichen zu erwerben: Ziel des Zertifikats "Bildung-Transformation-Nachhaltigkeit" ist es, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Lehrkräftebildung zu verankern. Das Zertifikat "Heterogenität und Mehrsprachigkeit" bereitet die angehenden Lehrkräfte aller Schularten und Fächer darauf vor, wie man Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft gleiche Bildungschancen und gesellschaftliche Teilhabe eröffnen kann, beispielsweise durch intensive Sprachförderung. Mit dem Zertifikat "Menschenrechtsbildung" sollen die Studierenden künftig menschenrechtliche Perspektiven kritisch-konstruktiv in Lehr-Lernprozesse integrieren können. Komplexe Wirklichkeitsbereiche als Systeme zu erkennen, fördert das Zertifikat "Systemisches Denken".

Die Zertifikate werden von Fachdozierenden, Akteuren aus der Praxis sowie Studierenden durchgeführt und erheben den Anspruch, Wissen und Praxiserfahrungen zu vernetzen. Den multiperspektivischen Ansatz der Zertifikate sehen die Initiatoren des Programms als richtungsweisend für die berufliche Tätigkeit der künftigen Lehrkräfte. 

Das Zertifikatsprogramm "Studieren mit Profil – die lehramtsbezogenen Zertifikate der RPTU in Landau" zeichnet sich vor allem durch einen zeitgemäßen und praxisnahen Ansatz aus. "Eines der wenigen Projekte, die das Thema Lehrkräftebildung etwas größer und im Kontext mit aktuellen Transformationsprozessen von Bildung und Gesellschaft denken", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Juni 2023 nach Landau zu vergeben.

Juli: Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen (TU Dresden)

Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen (Fotos: TU Dresden)
Foto: TU Dresden

Um den Lehrkräftemangel zu mindern, geht Sachsen innovative Wege. Mit dem Projekt "Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen" (BQL) der Technischen Universität Dresden soll der Seiteneinstieg ins Lehramt sowie die Weiterbildung von Lehrkräften erleichtert werden. Die neuen und erfahrenen Lehrkräfte haben hier die Möglichkeit, sich parallel zum Schulalltag weiterzubilden. Eine Ausbildung in Echtzeit: drei Tage Schulpraxis, zwei Tage wissenschaftliches Studium. Das Projekt zeigt, wie zeitgemäße Lehrkräftebildung aussehen kann. Seit 2017 bietet Sachsen eine qualitativ hochwertige Ausbildung für all jene, die über den Seiteneinstieg zum Lehramt kommen, sowie für Lehrkräfte im Drittfach an.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms haben die Möglichkeit, sich während ihres Schulalltags an zwei Tagen pro Woche an der TU Dresden weiterzubilden. Dabei werden wesentliche Teile des Lehramtsstudiums abgedeckt im wissenschaftlichen wie auch im fachlichen Bereich. Die Kombination aus Schulpraxis und wissenschaftlichem Studium in Echtzeit fördert die Verknüpfung von schulischem Handeln mit fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Erkenntnissen.

Das Programm zeichnet sich vor allem durch neu gestaltete Curricula aus. Diese wurden gezielt auf die von Lehrkräften benötigten Wissensstände und Fähigkeiten angepasst. Nur so lässt sich das schulische Arbeitspensum mit einer Weiterbildung erfolgreich verzahnen. In der zweijährigen Weiterbildungsphase haben sich vor allem die Blended-Learning-Formate als wirkungsvoll erwiesen, digitale Lernszenarien verknüpft mit etablierten Formaten wie Vorlesungen und Seminare in Präsenz. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dadurch flexibel in Ort und Zeit und können gleichzeitig ihre Medien- und digitalen Kompetenzen ausbauen. Wichtige Erfolgsfaktoren sind darüber hinaus eigene Strukturen, neben einer eigenen Administration gibt es eine Lernwerkstatt und ein Medienlabor.

Das BQL-Programm hat bereits über 800 Lehrkräfte erfolgreich qualifiziert und leistet einen innovativen Beitrag zur Lehrkräftebildung: "Das Projekt 'Berufsbegleitende Qualifizierung von Lehrkräften in Sachsen' zeichnet sich vor allem durch den zeitgemäßen Ansatz und seine hohe Nachahmbarkeit aus", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Juli nach Dresden zu vergeben. "Aufgrund des massiven Lehrkräftemangels braucht es viel mehr dieser innovativen Lösungsansätze. Der sächsische Weg zeigt, wie man Lehrkräftebildung neu und zukunftsorientiert gestalten kann."

August: Kompetenzzentrum Beratung im schulischen Kontext (ZeBERA) (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)

Kompetenzzentrum Beratung im schulischen Kontext (ZeBERA) (Logo)

Neben der Lehre ist auch die Beratung ein wichtiger Teil der Arbeit einer modernen Lehrkraft. Hier setzt die Lehrkräftebildung an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg an: Um die Aufgaben im Schulalltag besser bewältigen zu können, werden während des Studiums Theorie- und Praxisseminare angeboten, die die Beratungs­kompetenzen künftiger Lehrkräfte intensiv fördern. In den Seminaren am Kompetenzzentrum Beratung im schulischen Kontext (ZeBERA) finden die Lehramtsstudierenden Lehr-Lern-Angebote, die sich intensiv mit Beratungsthemen und -techniken befassen.

Nicht nur für Elternsprechstunden sind beratungsbezogene Gesprächskompetenzen von Lehrkräften gefragt, sondern auch im kollegialen Austausch untereinander oder auch für individuelle Lernberatungen mit Schülerinnen und Schülern. Immer wieder müssen Lehrkräfte gemeinsam mit Ratsuchenden verschiedener Alters- und Erfahrungsstufen neue Handlungsperspektiven für herausfordernde Problemlagen entwickeln.

In Bamberg werden drei Theorie-Praxis-Seminare von den Studierenden besonders intensiv angenommen: Dazu gehören das Bamberger Peer-Beratungstraining, das angehende Lehrkräfte mit Beratungsschwerpunkt, beispielsweise künftige Beratungslehrkräfte oder Schulpsychologen, und Lehramtsstudierende ohne Beratungsschwerpunkt zusammenbringt. Im zweiten Lehr-Lernprojekt, Gesundheit und Wohlbefinden im Studium fördern, beraten Psychologiestudierende Lehramtsstudierende zu den Themen Stressprävention und Selbstmanagement. Stärke- und Potenzialorientierung steht auch beim dritten Seminar Lernberatung im Mittelpunkt. Hier werden Schülerinnen und Schüler in authentischen Beratungsgesprächen gezielt von Studierenden begleitet.

Die Theorie-Praxis-Seminare vermitteln den Studierenden praktische Beratungskompetenzen und ermöglichen ihnen, in geschützten Räumen Beratungssituationen zu erleben und Lösungswege zu erarbeiten. Durch den Peer-Ansatz beraten Studierende einander auf Augenhöhe, während sie ihre eigenen Herausforderungen und Probleme einbringen. Das Ziel während der Ausbildung und im künftigen Schulalltag ist immer, eine Lehr-Lernkultur zu schaffen, in der Lehrkräfte Potenziale, Lösungen und Stärken fördern.

"Die Bamberger Theorie-Praxisseminare im ZeBERA greifen mit der Förderung der Beratungs­kompetenz ein Thema auf, das im Lehramtsstudium bisher keinen großen Raum einnimmt", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats August nach Bamberg zu vergeben. "Es braucht viel mehr dieser innovativen Ausbildungsansätze, um Lehramtsstudierende exzellent und zeitgemäß auf ihren Arbeitsalltag vorzubereiten."

Weitere Informationen auf der Website der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Lösungsorientierte Kurzberatung für mehr Gesundheit und Wohlbefinden im Lehramtsstudium (Video im Info-Portal Lehrerbildung der Universität Bamberg)

September: Ingenieurpädagogik (TH Rosenheim)

Unterrichtsversuch im Bachelorstudiengang Ingenieurpädagogik (Foto: TH Rosenheim)
Foto: TH Rosenheim

Wer an der Technischen Hochschule Rosenheim Ingenieurpädagogik studiert, hat verschiedene Berufsmöglichkeiten: Ob als Berufsschullehrkraft oder als Ingenieur oder Ingenieurin für Bautechnik in einem Unternehmen, beides ist möglich. Dieser besondere Studienansatz bietet den Studierenden die Möglichkeit eines Ingenieurstudiums, das gleichzeitig auch auf die weitere Qualifikation als Lehrkraft an beruflichen Schulen vorbereitet.

Auch an anderen Hochschulen in Bayern und Baden-Württemberg gibt es das Modell der Ingenieurpädagogik für verschiedene Fachrichtungen. Die Technische Hochschule Rosenheim mit ihrer besonderen Expertise im Bereich Holz und Bau fokussiert sich auf ihren Kernbereich Bautechnik. Das Studienmodell umfasst drei Schwerpunkte: erstes Unterrichtsfach Ingenieurwissenschaften, ein zweites Unterrichtsfach wie Holztechnik oder Informatik sowie die Berufspädagogik.

Die Module der Berufspädagogik bereiten auf ein zukunftsfähiges Berufsprofil als Berufsschullehrkraft vor. Dafür erproben sich die Studierenden frühzeitig selbst im Klassenzimmer und erstellen digitale Lernmedien mit und für die Schulen. Sie analysieren eigene Unterrichtsversuche, die sowohl Aspekte der Nachhaltigkeit als auch der Inklusion berücksichtigen, und beschäftigen sich mit bildungsrelevanten Zukunftstechnologien wie Virtuelle Realität oder Künstliche Intelligenz. Die Module sehen jeweils eine forschungs- und erfahrungsbasierte Kompetenzentwicklung vor, um frühzeitig eine professionelle Identität als Lehrkraft an einer Berufsschule zu entwickeln.

Die Studien- und Prüfungsordnung gewährleistet, dass der Hochschulabschluss anschlussfähig ist. Die Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs Ingenieurpädagogik können direkt an einer Universität ihren Master Berufliche Bildung machen und anschließend mit dem Referendariat ins berufliche Schulwesen starten. Alternativ ist für die Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen aber auch eine Karriere in der Bauindustrie oder im Baugewerbe als Bachelor of Engineering möglich. 

"Mit dem Bachelorstudiengang Ingenieurpädagogik wurde ein transparenter Karrierepfad für Lehrkräfte entwickelt. So bietet er den Absolventen Berufschancen in verschiedenen Richtungen und bereitet die Studierenden hervorragend auf verschiedene Karrierewege vor", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats September nach Rosenheim zu vergeben. "Beim drohenden Lehrkräftenotstand zeigt der Modellstudiengang, wie Hochschulen eine tragende Rolle in der Ausbildung von Lehrkräften spielen und Zugänge zum Lehrerberuf erweitert werden können."

Oktober: Lehramt Primarstufe (BTU Cottbus-Senftenberg)

Begrüßung der Erstsemester im Studiengang "Lehramt Primarstufe" an der BTU Cottbus-Senftenberg (Foto: Ralf Schuster/BTU Cottbus-Senftenberg)
Foto: Ralf Schuster/BTU Cottbus-Senftenberg

Mit dem praxisintegrierenden Studiengang "Lehramt Primarstufe" zeigt die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), wie zeitgemäße Lehrkräftebildung aussehen kann. Der Studiengang zeichnet sich durch alternative Lehr-Lern-Methoden und semesterbegleitende Praktika in Partnerschulen aus und zeigt die Perspektive für ein duales Lehramtsstudium auf. Das gesamte theoretische Studium wird von integrativen Praxiswochen begleitet, wobei die an der Lehrkräftebildung beteiligten Disziplinen eng zusammenarbeiten. Zentraler Orientierungspunkt ist der ganzheitliche Blick auf die Bildungsprozesse des Kindes.

Um dem massiven Lehrermangel zu begegnen, versuchen die BTU und das Land Brandenburg mit dem Studiengang Lehramt Primarstufe deutschlandweit einen ganz neuen Weg zu gehen. Den Studierenden wird in Lernwerkstätten an der Universität das theoretische und pädagogische Wissen als Fundament für den angestrebten Beruf als Lehrkraft vermittelt. Die sogenannten schulpraktischen Studien erfolgen als integrative Komponente des Studiums und werden semesterbegleitend reflektiert. Sie bieten einen direkten Einblick in die schulischen Handlungsfelder. Somit erlernen die Studierenden die essenziellen Kompetenzen für die Arbeit mit Grundschulkindern, wie Motivation oder Begeisterung am Verstehen und Anwenden auf besonders praxisnahe Art und Weise. Eine wichtige Grundlage für die Entwicklung einer pädagogischen Haltung und einer Lehrerpersönlichkeit, die mit Schülerinnen und Schülern respektvoll und förderorientiert umgeht, so dass Kinder Schule positiv erleben.

In dem Bachelorstudiengang liegt ein besonderer Fokus auf den erziehungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Aspekten. Eingesetzt werden vorzugsweise alternative Lehr-Lern-Formate, in denen die Studierenden sich Inhalte sowohl unter Anleitung und in intensivem Austausch mit den Lehrenden erarbeiten als auch die eigenen Lernprozesse reflektieren. Die ersten beiden semesterbegleitenden Praktika umfassen wöchentliche Hospitationen und Gespräche mit Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sowie individuell durchgeführte Unterrichtseinheiten. Im dritten Praktikum geht es um die Bearbeitung von bildungswissenschaftlichen oder inklusionspädagogischen Fragestellungen. Ein Novum bundesweit ist der duale Masterstudiengang, der erstmals im Wintersemester 2026/27 startet.

Die Jury des Stifterverbandes überzeugte bei der Wahl des praxisintegrierenden Studienganges in der Lehrkräftebildung zur Hochschulperle des Monats Oktober, dass der Studiengang sich vor allem durch die Erprobung einer gänzlich neuen, eng mit der Praxis verbundenen Studienstruktur auszeichnet: "Für Studierende ist es sehr attraktiv, vom ersten Semester an auch in der Schule tätig zu sein. An das jetzt gestartete Bachelorstudium wird sich ab dem Wintersemester 2026/27 ein in gleicher Weise praxisintegrierender Masterstudiengang anschließen. Es soll dann der erste duale Masterstudiengang im Lehramt sein. Dieses Konzept ist zeitgemäß und beispielhaft für weitere mutige Ansätze in der Lehrkräftebildung", so die Begründung der Jury, die Hochschulperle des Monats Oktober an die Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zu geben.

Weitere Informationen zum Studiengang Lehramt Primarstufe auf der Website der BTU Cottbus-Senftenberg

November: Back to School (Universität Vechta)

"Back to School"-Programm der Universität Vechta (Foto: Universität Vechta/International Office)
Foto: Universität Vechta/International Office

Internationale Lehramtsabschlüsse werden in Deutschland meist nicht direkt anerkannt. Häufig müssen Lehrkräfte mit ausländischer Lehramtsqualifikation erneut studieren, um in Deutschland ihrem erlernten Beruf nachgehen zu können. In Niedersachsen gibt es ein Studienangebot im Rahmen des Anerkennungs- und Nachqualifizierungsverfahrens für diese Zielgruppe; den sogenannten Anpassungslehrgang. Das "Back to School"-Programm des International Office an der Universität Vechta greift auf dieses Verfahren zurück und begleitet die Lehrkräfte von der Antragstellung bis zum Abschluss des Studiums. So soll vermieden werden, dass äußere Umstände wie Bürokratie oder finanzielle Hürden sie daran hindern, erneut als Lehrerin oder als Lehrer zu arbeiten. Lehrkräfte mit ausländischer Lehramtsqualifikation werden also durch individuelle und ganzheitliche Unterstützung auf dem Weg zur Rückkehr in ihren Beruf begleitet.

Um bestehende Herausforderungen und den Mangel an Beratungsstrukturen mit passgenauen Angeboten auszugleichen, werden die Lehrkräfte bereits bei der Antragstellung auf Anerkennung des Abschlusses unterstützt. Da sowohl für die Teilnahme am Anpassungslehrgang als auch für die spätere Berufstätigkeit sehr gute Deutschkenntnisse erforderlich sind, werden Deutschintensivkurse angeboten. Darüber hinaus bietet das Programm Hilfe bei der Immatrikulation und bei der Beantragung von Fördergeldern oder Stipendien. Denn die finanzielle Situation der aus dem Ausland kommenden Lehrkräfte ist oft ein Hemmnis, ein Studium in Deutschland aufzunehmen. Nach der Immatrikulation werden die Studierenden individuell und bedarfsorientiert beraten, und es finden regelmäßige Austauschtreffen statt. Es besteht außerdem die Möglichkeit, das Allgemeine Schulpraktikum (ASP) in den individuellen Sonderstudienplan des Anpassungslehrgangs aufzunehmen. So können die Lehrkräfte schon vor der schulpraktischen Ausbildung Erfahrungen im deutschen Schulsystem sammeln. Darüber hinaus wird ab dem Sommersemester 2024 ein Studienmodul in den Bildungswissenschaften angeboten, das speziell auf die Anforderungen und Erfahrungen der Lehrkräfte eingeht und fehlende Hintergrundinformationen beispielsweise zu didaktischen Traditionen vermitteln wird.

Einen weiteren Bestandteil des "Back to School"-Programms bildet die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit. Hier werden die Optionen des Anerkennungsverfahrens bekannter gemacht und zugleich für die Hürden im Anerkennungsverfahren sensibilisiert sowie für deren Abbau geworben. Das Programm "Back to School" wird als Baustein des Drittmittelprojekts "Jump the Hurdle" Chancengleichheit auf dem Weg in pädagogisch-soziale Handlungsfelder" im Rahmen des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) von der Europäischen Union kofinanziert.

"Bundesweit schließen nur neun Prozent der Lehrkräfte, die einen Antrag auf Anerkennung stellen, eine entsprechende Anpassungsmaßnahme erfolgreich ab. Die hohe Zahl an Menschen mit ausländischer Lehramtsqualifikation in Deutschland steht dadurch einem sehr geringen Anteil von Lehrkräften mit Migrationserfahrungen gegenüber", betont die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats November nach Vechta zu vergeben. "Diese Problematik zeigt, wie viel Potenzial darin besteht, diese Zielgruppe durch passgenaue Programme erfolgreich anzusprechen und damit für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen sowie dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken."

Weitere Informationen zum Projekt "Back to School" auf der Website der Universität Vechta

Dezember: Mit Me(h)er-Blick in das Lehramtsstudium (Universität Greifswald)

Seminar des Lehrstuhls für Schulpädagogik (Foto: Universität Greifswald)
Foto: Universität Greifswald

Das "Me(h)er-Blick"-Programm der Universität Greifswald begleitet angehende Lehrkräfte frühzeitig in den Schulalltag. Hier bekommen sie gleich zu Beginn ihrer Ausbildung praktische Erfahrungen, die sie für den Beruf begeistern sollen.

Seit dem Jahr 2014 gibt es am Lehrstuhl für Schulpädagogik Seminare, die ausschließlich in der Schule stattfinden. Je Schulklasse moderieren zwei Studierende den Unterricht, während andere Studierende die Schülerinnen und Schüler bei der Umsetzung des Lernkonzepts begleiten. Erfahrungen zeigen, dass die Studierenden dieser Seminare nach ihrem ersten Einsatz in der Schule begeistert sind und sich mit ihrem Arbeitsumfeld Schule verbunden fühlen.

Studierende der ersten Semester erhalten Belegungsrechte für Seminare, die innovative Unterrichtsmethoden durch direkte Zusammenarbeit mit Schulen vermitteln. Hier lernen sie klassische Methoden des individualisierten Lernens, wie "Forschendes Lernen" oder "Lernbüro" oder auch "Lernen mit Lernlandkarten". Die höheren Semester übernehmen dabei unterstützende und moderierende Rollen. Sie sind die Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter im realen schulischen Umfeld.

Der frühe Praxisbezug, um Lehramtsstudierende durch konkrete Erfahrungen für den Beruf zu begeistern und im Lehramtsstudium zu halten, hat die Jury des Stifterverbandes überzeugt, die Hochschulperle des Monats Dezember 2023 nach Greifswald zu vergeben. "Studienanfänger und erfahrene Lehramtsstudierende werden selbst aktiv. Das stärkt das Vertrauen, aus eigener Kraft heraus schwierige Situationen zu meistern. Sie bekommen die Chance für eine Selbstreflexion und dazu, die eigene Berufswahl in einem frühen Stadium der Ausbildung zu überdenken."

Details zum Projekt "Mit Me(h)er-Blick in das Lehramtsstudium" auf der Website der Universität Greifswald

Kontakt

Johannes Föhles (Foto: Damian Gorczany)

Johannes Föhles

ist Programmmanager im Bereich "Programm und Förderung" beim Stifterverband.

T 0201 8401-493

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