Zur Online-Bewerbung
Bewerbungen und Vorschläge können jederzeit eingereicht werden.
Hochschulperlen sind innovative, beispielhafte Projekte, die an einer Hochschule realisiert werden.
Weil sie klein sind, werden manche Projekte jenseits der Hochschulmauern kaum registriert. Weil sie glänzen, können und sollten sie aber auch andere Hochschulen schmücken. Jeden Monat stellt der Stifterverband eine Hochschulperle vor. Die Auszeichnung ist undotiert. Aus allen Hochschulperlen des Monats wird anschließend die Hochschulperle des Jahres gewählt, die mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro versehen ist.
Im Jahr 2024 steht die Auszeichnung unter dem Motto "Lehrkräftebildung neu gestalten".
Der Lehrkräftebildung fehlt es seit Jahren an Nachwuchs, und in den nächsten Jahren wird sich diese Situation weiter zuspitzen. Offenbar gelingt es mit den bisherigen Strategien nicht, genügend junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Gleichzeitig ist zu konstatieren, dass angehende Lehrkräfte derzeit nur unzureichend auf die Herausforderungen der Transformation unserer Gesellschaft vorbereitet werden.
Die Gestaltung einer zukunftsorientierten Lehrkräftebildung erfordert, mutig und kreativ neue Wege zu gehen. Wie diese aussehen können, zeigt der vom Stifterverband veröffentlichte Masterplan "75 Maßnahmen für die Lehrkräftebildung der Zukunft" auf, der gemeinsam mit relevanten Akteurinnen und Akteuren entstanden ist. Diese sollen je nach den spezifischen Herausforderungen und Ausgangsbedingungen in den Ländern angepasst werden und gleichzeitig als Anstoß für eine breite öffentliche Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Lehrkräftebildung dienen.
Akteurinnen und Akteure aller Phasen der Lehrkräftebildung sind nun gefragt, an der Umsetzung des Masterplans mitzuwirken. Im Jahr 2024 zeichnet der Stifterverband daher Projekte, die Lehrkräftebildung neu gestalten, mit der Hochschulperle des Monats aus, um sie überregional sichtbar zu machen und andere Hochschulen zu inspirieren.
Angehende Chemielehrkräfte rekonstruieren an der Georg-August-Universität Göttingen als Abschlussprojekt ein aktuelles Thema aus der Fachwelt. Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, um komplexe fachwissenschaftliche Themen im Schulunterricht verständlich darzustellen. Die Studierenden werden bei ihrem Abschlussprojekt sowohl von Fachleuten aus der Chemiedidaktik als auch der chemischen Fachwissenschaft unterstützt.
In der Chemielehrkräfteausbildung ist es bereits Standard, praktische Kompetenzen zur Gestaltung von lernwirksamem und motivierendem Chemieunterricht in Form eines schulexperimentellen Praktikums zu vermitteln. Die Universität in Göttingen erweitert diesen Fokus durch Einbezug neuer Inhalte aus der fachwissenschaftlichen Forschung. Das heißt, Studierende rekonstruieren im Rahmen ihres Abschlussprojekts ein aktuelles Forschungsthema und beziehen im Lehrplan verankerte Experimente und Modelle ein, um das Thema Schülerinnen und Schülern verständlich zu vermitteln. Beispiele für solche aktuellen fachwissenschaftlichen Themen sind etwa die Forschung an Biomembranen, Nanochemie und Energiekonversion. Aktuell erschließt die Studierendengruppe experimentell, wie Kohlenstoffdioxid als Ausgangsstoff für die Herstellung nützlicher Chemikalien verwendet werden kann.
Unterstützt werden sie dabei sowohl von Fachleuten aus der Chemiedidaktik als auch der chemischen Fachwissenschaft. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit entstehen Unterrichtsmaterialien, die teilweise bereits in verschiedenen Fachzeitschriften für Chemielehrkräfte und online veröffentlicht wurden. Dadurch fördert dieses besondere Laborpraktikum auch einen niederschwelligen Austausch zwischen Fachdidaktik und Fachwissenschaft. Es überwindet die Kluft zwischen didaktischer und fachwissenschaftlicher Ausbildung und trägt zu einer verbesserten Lehrqualität im Chemieunterricht bei.
"Wir freuen uns, mit dem Projekt 'Verstehen – rekonstruieren – weitergeben: Fachwissenschaftliche Forschung als Gegenstand der Projektarbeit im Schulversuchspraktikum' in Göttingen ein weiteres beispielhaftes Projekt auszeichnen zu können", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats September an das Laborpraktikum der Georg-August-Universität Göttingen zu vergeben. "Auszeichnungswürdig sind insbesondere die Verknüpfung von Fachwissenschaft und Fachdidaktik in einem MINT-Fach, in dem angehende Lehrkräfte eine distinktive Wissenschaftlichkeit entwickeln müssen. Das Laborpraktikum trägt hier deutlich zur Entwicklung des Professionsbewusstseins bei."
In dem Projekt "Kinderschutz-Fachtag Schule" stellt die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) für alle Lehrkräfte in Hessen einen Moodlekurs zum Thema Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung bereit. Lehrkräfte können sich auf der Lernplattform der Hessischen Lehrkräfteakademie anmelden und das Kursangebot nutzen.
Der Kurs wurde durch Frankfurt UAS interdisziplinär (Soziale Arbeit, Rechtswissenschaften, Medizin) in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium konzipiert. Ursprünglich wurde er für die Lehre der Sozialen Arbeit initiiert, wo er bereits an über 20 Hochschulstandorten bundesweit zum Einsatz kommt. Aufgrund der großen Bedeutung des Themas wurde das Konzept angelehnt an das "Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre" weiterentwickelt und als Weiterbildungskurs auch auf Lehrkräfte in Schulen zugeschnitten.
Oft sind Lehrkräfte die ersten und manchmal auch die einzigen Ansprechpartner für Schulkinder, die in der Familie misshandelt werden. Den Lehrerinnen und Lehrern sollen durch den Weiterbildungskurs die Angst vor dem Thema genommen und Handlungskompetenzen vermittelt werden. Dabei sind Netzwerkarbeit und Interdisziplinarität unverzichtbar. Lehrkräfte lernen hier, wie die am Kinderschutz beteiligte Professionen und Institutionen wirksam zusammenarbeiten und welche Rolle sie selbst dabei haben. Für den Kurs wird ein konkreter Fall aus der Schule pseudonymisiert und über verschiedene Lernstationen begleitet. Auch Schulleitung, Kinderschutzfachkräfte, Lehrkräfte und das Kultusministerium kommen zu den Schutzkonzepten gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch zu Wort. Der Kurs ist für acht Zeitstunden konzipiert. Darüber hinaus gibt es ergänzend weiterführende Informationen für das Selbststudium, um Kindeswohlgefährdungen schneller zu entdecken und betroffene Kinder und ihre Familien professionell zu begleiten.
"Der Kinderschutz-Fachtag Schule ist praxisnah konzipiert und fördert die Professionalisierung der Lehrkräfte", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Januar nach Frankfurt zu vergeben. "Das Projekt zeigt, dass nicht nur Universitäten an der Lehrkräftebildung teilhaben. Hier wird deutlich, welch wichtigen Beitrag auch engagierte Menschen in Institutionen leisten können, die bisher nicht in der Lehrkräftebildung involviert waren."
Weitere Informationen zum Online-Modul auf der Website der Frankfurt UAS
Lernplattform der Hessischen Lehrkräfteakademie
Im Rahmen des Projekts "Teachers as Changemakers" (TaC) werden Lehramtsstudierende zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für sozialunternehmerisches Denken und Handeln an den Schulen ausgebildet. Die Otto-Friedrich-Universität Bamberg und die Julius-Maximilians-Universität haben hierfür gemeinsam neue Bausteine für die Lehrkräftebildung gestaltet. Ihr Verbundprojekt vermittelt den angehenden Lehrkräften Entrepreneurial Skills – Zukunftskompetenzen, mit denen sie traditionell nicht in Berührung kommen.
Wie kann man als Lehrkraft Schulkinder in ihrer Selbstwirksamkeitserwartung und Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützen? Wie kann man sie befähigen, ihre eigene Zukunft nachhaltig und sozial zu gestalten? Das TaC-Projekt wird durch diese Fragen geleitet. Es zeichnet sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus; Theorie und Schulpraxis werden stets miteinander verknüpft. In Lehrveranstaltungen, Impact-Werkstätten und Workshops werden relevante Themen rund um Social Entrepreneurship diskutiert und praktisch erprobt. Lehramtsstudierende entwickeln eigene Lehrbeispiele und gestalten zudem eigene Projekte im direkten Austausch mit Schülerinnen und Schülern. So werden sie für zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen qualifiziert und können zugleich ihre unternehmerischen Kompetenzen stärken.
Mit "Teachers as Changemakers" wollen die beiden Verbundpartner Lehrkräften die Chance geben, an den Schulen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu wirken. So werden kommende Generationen dazu befähigt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und den sozialen und ökologischen Wandel aktiv mitzugestalten.
Die Ausbildungsangebote des Projekts richten sich an Dozierende, an die rund 9.000 Lehramtsstudierenden an beiden Universitäten und auch an Lehrkräfte ausgewählter Partnerschulen und deren Schüler und Schülerinnen. Der zugrundeliegende Ansatz der Social Entrepreneurship Education verbindet dabei Inhalte der Bildung für nachhaltige Entwicklung mit der Social-Entrepreneurship-Dimension, um eine ganzheitliche Kompetenzentwicklung zu ermöglichen. Neben fachlichen Lernzuwächsen werden insbesondere elementare Persönlichkeitskompetenzen und zentrale Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen gestärkt. Dazu gehören unter anderem Kompetenzen wie Eigenverantwortung, Eigeninitiative, Innovationsfreude, kontrollierte Risikobereitschaft, ein konstruktiver Umgang mit Fehlschlägen und Umbrüchen sowie Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen.
"Das TaC-Projekt gestaltet die Lehrkräftebildung zeitgemäß, indem es wichtige sozialunternehmerische Future Skills fördert. Lehrkräfte werden befähigt, Schulkindern notwendige Kompetenzen zu vermitteln, mit denen sie später aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben und es gestalten können", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Februar nach Bamberg und Würzburg zu vergeben. "Dass das Modul nicht nur absolviert, sondern über die im Curriculum vorgesehenen Credits auch ins Studium eingebracht werden kann, ist beispielhaft."
Details zum Projekt auf der Website der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Details zum Projekt auf der Website der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Das Projekt "Forschungs- und berufsfeldbezogene Kompetenzen fördern" der Leibniz Universität Hannover erweitert die berufspraktischen Kompetenzen von Lehramtsstudierenden im Fach Englisch: Um den Praxisanteil im Lehramtsstudium des Englischen zu erhöhen, wird in diesem Lehr-Lern-Projekt ein Workshop mit digital-gestützten Elementen entwickelt, durchgeführt und evaluiert. Unter Anwendung digitaler Plattformen der Sprachwissenschaft und linguistischer Analysetools reflektieren Studierende ihren eigenen Erwerb und Gebrauch der Fremdsprache Englisch und entwickeln zudem Konzepte für einen authentischen und lebensnahen Unterricht.
Ziel des interdisziplinären Workshops zwischen Englischer Linguistik und dazugehöriger Fachdidaktik ist es, forschungs- und berufsfeldbezogene Kompetenzen zu fördern. Die Studierenden entwickeln hier Unterrichtsentwürfe zum Seminarthema "English as a Lingua franca", also Englisch als Verkehrssprache zwischen Menschen mit unterschiedlicher sprachlicher und kultureller Herkunft. Anhand von Vorgaben, wie sie beispielsweise in Schulpraktika und im Referendariat üblich sind, gestalten die angehenden Lehrpersonen Unterrichtsskizzen, Aufgabenstellungen, Methoden und dazugehörige Arbeitsmaterialien. In einer abschließenden Präsentation und Diskussion mit der Seminarleitung und den Mitstudierenden werden die Ergebnisse zur nachhaltigen Festigung reflektiert. Die empirische Begleitforschung zeigt, dass der Workshop die fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen der Studierenden vertieft.
"Das Lehr-Lern-Projekt des Englisch-Seminars fördert die interdisziplinäre Ausbildung und digitale Kompetenzvermittlung in der Lehrkräftebildung beispielhaft", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats März nach Hannover zu vergeben. "Durch den gezielten Praxisbezug in der Fachwissenschaft Englisch haben die Studierende früh im Studium die Chance, ein ausgeprägtes Bewusstsein für ihren Lehramtsberuf zu entwickeln. Ein wichtiger Baustein, um die Abbruchquote im Lehramtsstudium zu verringern."
Details zum Projekt auf der Website der Leibniz Universität Hannover
Der Podcast "Wissen schafft lehrKRAFT" stellt seit einem Jahr regelmäßig neu erschienene Studien aus der Pädagogik vor und diskutiert mit den Forschenden Möglichkeiten, die gewonnen Erkenntnisse in die Schulen zu übertragen. Auf diese Weise können sich Lehrkräfte schnell und gezielt über neue Unterrichtsmethoden informieren und theoretische Forschungserkenntnisse zeitnah in das Klassenzimmer übertragen.
Die an der Universität zu Köln tätige Sonderpädagogin und Dozentin Jennifer Karnes und der Sonderpädagoge Thorben Wellmann besprechen regelmäßig neue Ergebnisse aus der Pädagogik und lassen Forscherinnen und Forscher zu Wort kommen. Sie erklären, wie Lehrende mithilfe der neuen Erkenntnisse ihren Unterricht gestalten können. Der Podcast ist auch Teil eines langfristigen gleichnamigen Projekts, das die Wirksamkeit eines niedrigschwelligen Zugangs zu aktuellen Forschungsergebnissen für Lehrkräfte wie über einen jederzeit und kostenfrei zugänglichen Podcast untersucht. Damit leistet er auch einen Beitrag zur Erforschung von Gelingensbedingungen des Transfers von Theorie in die Praxis.
Der Podcast umfasst mittlerweile 20 Folgen, immer mit dem Ziel, den Herausforderungen im Lehrberuf Rechnung zu tragen und Lehrkräften bedarfsorientierte und praxistaugliche Anregungen aus der Forschung anzubieten. In ihrer Ausbildung und Tätigkeit erkannten die moderierenden Lehrkräfte der Sonderpädagogik, dass im Schulalltag aufgrund vielschichtiger Belastungen Zeit und Energie fehlen, um sich in wissenschaftliche Fachartikel einzulesen und neue Unterrichtsmethoden kennenzulernen. In den etwa dreißigminütigen Podcastfolgen werden Forschende samt ihrer neuen Methoden zur Schulung von Fach- oder Sozialkompetenzen vorgestellt. Diese können Lehrkräfte schnell und ohne bürokratische oder größere finanzielle Hürden in den Unterricht übertragen. Die Inhalte reichen dabei von Textschreibkompetenzen über die Verwendung von Mathematik-Apps bis hin zum Einfluss von Klassengeräuschen auf das Lernen. Auch Themen wie das Führen von Erstgesprächen bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch oder Beobachtungsprozesse im Unterricht kommen zur Sprache. Zuletzt gibt es auch für diverse Berufswege in den Lehrberuf Raum, etwa für Quereinstiege oder digitale Weiterbildung für Lehrkräfte.
"In der Pädagogik besteht großer Handlungsbedarf, Forschung in die Praxis miteinzubeziehen. Gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass Forschung auch einen Beitrag zur Bewältigung von Praxisproblemen leisten kann", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats April an den Podcast zu vergeben. "Wir sehen, dass das Projekt dem Ziel, Theorie-Praxis-Bezüge zu stärken, Rechnung trägt. Dadurch, dass es sich um einen frei zugänglichen Podcast handelt, kann er in allen Phasen der Lehrkräftebildung sowie im Schulalltag einen wertvollen Beitrag leisten."
Podcast "Wissen schafft lehrKRAFT" auf Spotify
Instagram-Kanal zum Podcast
"Wissen schafft lehrKRAFT" auf Twitter/X
Die Studienwerkstatt "SELF. Sekundarstufe Eins in Lehre und Forschung" der Universität Kassel ist ein Lern-, Netzwerk- und Kommunikationsort. Entwickelt wurde er vom Fachgebiet Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft. Die SELF unterstützt Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen bei ihrer Professionalisierung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis. Studierende erhalten hier die Möglichkeit, ihre Entwicklung zur Lehrkraft angeleitet zu reflektieren, und finden Impulse für die Gestaltung ihres Unterrichts und die Entwicklung ihrer Lehrkraftpersönlichkeit.
Zentral dafür ist ein Peer-Coaching durch geschulte studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Formaten wie der Kollegialen Fallberatung. Dabei werden konkrete pädagogische Handlungsprobleme analysiert und entsprechende Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Die Studierenden haben hier Gelegenheit, eine selbst erlebte pädagogische Herausforderung zu reflektieren und Strategien für den künftigen Umgang mit dieser Herausforderung zu entwickeln. Sie lernen dabei ihr Verhalten und ihre Handlungen zu reflektieren und gegenüber anderen zu begründen. Dozierende der Universität Kassel können die Peer-Coaches in ihre Lehrveranstaltungen einladen, es besteht für angehende Lehrkräfte aber auch die Möglichkeit, sich individuell an die Studienwerkstatt zu wenden. Vernetzung ist ein großes Anliegen der Studienwerkstatt. Für 2024 ist geplant, erstmals auch Kollegiale Fallberatung für Studierende anzubieten, die als Vertretungslehrkräfte tätig sind.
Zur Studienwerkstatt SELF gehört auch das Projekt "Basis Plus", personale Basiskompetenzen für den Lehrberuf. Hier beschäftigen sich Lehramtsstudierende in einer dreistündigen Sitzung mit ihren Kompetenzen als angehende Lehrkraft. Sie reflektieren, welche Kompetenzen sie schon besitzen und welche sie noch erlernen wollen. In der Sitzung wird dieses als Entwicklungsziel formulierte Kompetenzerlernen durch das Kennenlernen verschiedener Methoden unterstützt. Seit letztem Jahr unterstützt SELF zudem die Entwicklung pädagogischer Kompetenzen Studierender des Studiengangs Soziale Arbeit der Universität Kassel, wodurch ein interdisziplinärer Ansatz sowie multiprofessionelle Kooperationen in Forschung und Praxis gefördert werden.
"Die Praxisphase des Lehramtsstudiums bedeutet für angehende Lehrkräfte oft einen Praxisschock, der die ganze Berufswahl in Frage stellen kann. Gezieltes Mentoring in diesem Abschnitt der Ausbildung kann künftigen Lehrkräften helfen und zudem Theorie-Praxis-Bezüge in der Pädagogik verstärken", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Mai an die Studienwerkstatt zu vergeben. "Wir sehen, dass das Projekt dem Ziel, Theorie-Praxis-Bezüge zu stärken, Rechnung trägt und dabei fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppen an Universitäten aufbaut."
Ausführliche Informationen zur Studienwerkstatt auf der Website der Universität Kassel
An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat sich die Vorlesung "Ausgewählte Kapitel der Modernen Physik" als feste Instanz in der Lehrkräfteausbildung etabliert. Die Vorlesung verfolgt zwei Ziele: Zum einen vermittelt sie fachwissenschaftliche Inhalte der höheren Physik an Lehramtsstudierende. Zum anderen verdeutlicht sie die Relevanz der Thematik für die Arbeit in der Schule und bereitet Lehramtsstudierende darauf vor, diese anspruchsvollen Inhalte zu vermitteln.
Die Vorlesung, die seit drei Jahren regelmäßig an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg angeboten wird, berücksichtigt neben dem fachwissenschaftlichen Interesse an Moderner Physik auch die zu erwartenden fachlichen Anforderungen des gymnasialen Physikunterrichts: Viele der angewandten didaktischen Methoden können von den angehenden Lehrkräften im Unterricht übernommen werden. Damit adressiert die Vorlesung einen gerade im MINT-Bereich hohen Bedarf, neben fachwissenschaftlicher Exzellenz auch erfolgreiche Vermittlung anspruchsvoller Inhalte im Schulunterricht zu fördern.
Mithilfe der sogenannten Kurztexte, die als Begleitmaterial zur Verfügung stehen, unterstützt die Vorlesung die Lehramtsstudierenden über die Studienzeit hinaus auch in der praktischen Ausübung ihres Berufs. Kurztexte fassen Inhalte einzelner Themen der Physik auf zehn bis fünfzehn Seiten zusammen. Sie dienen sowohl als Grundlage zur Vorbereitung auf Vorlesungsbesuche und Abschlussklausur als auch als Handreichung zur Vermittlung dieser Inhalte im fortgeschrittenen Physikunterricht. Die Texte sind auf der Internetseite der Physikdidaktik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg öffentlich zugänglich und kostenlos abrufbar. Damit stehen sie allen Physiklehrkräften im deutschsprachigen Raum zur Verfügung. Zudem handelt es sich bei den Kurztexten um ein andauerndes und kollaboratives Projekt. Geplant ist, die Anzahl der behandelten Themen zu erweitern. Alle sind darüber hinaus eingeladen, Rückmeldung zur Verständlichkeit der Texte zu geben.
"Zukunftsfähige und attraktive Lehrkräfteausbildung sollte die Professionsrelevanz der Studieninhalte stärken, wobei gerade im MINT-Bereich noch Nachholbedarf besteht", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Juni an die Lehramtsspezifische Vorlesung zu vergeben. "Wir sehen, dass das Projekt dem Ziel, spezifische fachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen für Lehramtsstudierende anzubieten, Rechnung trägt und dabei die angehenden Lehrkräfte auch mit Materialien zur Vermittlung anspruchsvoller Inhalte in ihrem späteren Berufsleben unterstützt."
Mehr Info auf der Website der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Im Netzwerk "Querschnittsthemen in der Lehrkräftebildung" tauschen sich rund 60 Expertinnen und Experten der Lehrkräftebildung bundesweit zur erfolgreichen Vorbereitung von Lehrkräften auf ihren Berufsalltag aus. Querschnittsthemen umfassen gesellschaftliche Herausforderungen wie Inklusion, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Demokratiebildung oder Digitalisierung in Klassenzimmer und Gesellschaft. Die Mitglieder des Netzwerks setzen insbesondere auf überfachliche und multidisziplinäre Ansätze beim Umgang mit Querschnittsthemen.
Die Idee zur Gründung des Netzwerks geht auf einen Workshop zum Umgang mit Querschnittsthemen im Rahmen des Bundeskongresses der Zentren für Lehrer*innenbildung und Schools of Education im September 2022 in Heidelberg zurück. Die Workshop-Leitungen sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschlossen, ein Netzwerk zu gründen, damit Erfahrungen im Umgang mit Querschnittsthemen geteilt werden können und gemeinsam an der Bewältigung von Herausforderungen mittels überfachlicher und multidisziplinärer Ansätze gearbeitet werden kann.
Mittlerweile beteiligen sich rund 60 Personen an über 30 Standorten im Netzwerk. Die Mitglieder sind an Zentren für Lehrkräftebildung sowie Schools of Education tätig und tauschen sich über das Netzwerk intensiv zu Querschnittsthemen aus, teilen Good-Practice-Beispiele und stellen Informationsmaterialen zusammen. Ziel ist es, mittelfristig die Ergebnisse und Materialien aus der Netzwerkarbeit im Rahmen einer öffentlichen Internetseite und auf Fachtagungen allen in der Lehrkräftebildung Tätigen (etwa als Open Educational Resources) zugänglich zu machen. Aktuell nutzt das Netzwerk einen eigenen Moodle-Diskussionsraum, hat einen E-Mail-Verteiler etabliert und hält bis zu drei (digitale) Treffen im Jahr ab. Es hat sich zudem eine zusätzliche kleinere Untergruppe zur Theorie der Querschnittsthemen herausgebildet. Gemeinsame Publikationen, Workshops und Tagungen sind derzeit in Planung. Das Netzwerk steht für alle Interessierten weiterer Standorte und für den phasenübergreifenden Austausch mit weiteren Beteiligten der Lehrkräfteaus- und -fortbildung offen.
"Wir finden dieses Projekt auszeichnungswürdig, da es einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Kompetenzvermittlung in der Lehrkräftebildung leistet", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats Juli an das Netzwerk Querschnittsthemen in der Lehrkräftebildung zu vergeben. "Wir begrüßen die bundesweite Vernetzung der Zentren und Schools und ihre Zusammenarbeit an zukunftsrelevanten Themen mittels eines multidisziplinären Ansatzes. Unter Future Skills verstehen wir auch, zentrale neue fachliche und pädagogische Inhalte zu vermitteln, wie zum Beispiel Multiprofessionalität. Wir freuen uns über dieses Projekt, das diesem Verständnis Rechnung trägt."
Ansprechpartner beim Netzwerk "Querschnittsthemen in der Lehrkräftebildung":
Björn Bulizek, Zentrum für Lehrkräftebildung, Universität Duisburg-Essen, T 0201 18-33683
E-Mail senden
Manuel Hermes, Zentrum für Lehrkräftebildung, Philipps-Universität Marburg, T 06421 28-26646
E-Mail senden
Alle Bachelor-Lehramtsstudierenden der Pädagogischen Hochschule Heidelberg müssen ein Grundlagenmodul zur Medienbildung unter dem Motto "Digitale Kompetenzen für alle!" belegen. Hier erfahren sie, wie sie digitale Medien im Unterricht sinnvoll einsetzen können. Außerdem bereitet das Modul die angehenden Lehrkräfte darauf vor, Querschnittsthemen wie die Rolle digitaler Medien für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Unterricht zu thematisieren.
Es ist seit 2022 verpflichtender Bestandteil aller Bachelor-Lehramtsstudiengänge an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Das Modul führt die angehenden Lehrkräfte in zentrale Themen der Medienbildung ein und vermittelt ihnen anwendungsbezogen didaktische Kompetenzen für den Einsatz von Medien im Unterricht. Vor der Einführung des Grundlagenmoduls lag der Anteil an curricularen Angeboten zur Vermittlung digitaler Kompetenzen je nach Lehramtstypus zwischen 40 und 50 Prozent, was noch immer dem bundesweiten Durchschnitt entspricht. Das Modul setzt sich aus einer Vorlesung und einem Seminar zusammen, die inhaltlich stets überarbeitet werden, um aktuellen Themen der Medienbildung wie etwa den Auswirkungen der Digitalisierung auf Gesellschaft, Bildung und Schule Rechnung zu tragen.
In den Seminaren stehen die Rolle digitaler Lernangebote in verschiedenen mediendidaktischen Szenarien sowie die Gestaltung eigener Lernmedien im Vordergrund. Konkrete Regelungen und Anwendungsempfehlungen wie etwa für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich werden hier diskutiert und ausprobiert. Die Seminare umfassen dabei maximal 25 Studierende. So können alle angemessen betreut werden und ihre praktische Seminararbeit am Ende des Semesters erfolgreich abschließen. Das bedeutet: Bei bis zu 350 Modulteilnehmerinnen und Modulteilnehmern pro Semester müssen mindestens zwölf Seminare angeboten werden. Da das Modul an der Pädagogischen Hochschule bereits am Anfang der Lehrkräfteausbildung in Medienkompetenzen und -didaktik einführt, können die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf die hier erlernten digitalen Kompetenzen im Laufe ihrer weiteren Ausbildung zurückgreifen und diese vor Berufsbeginn weiter schulen und vertiefen.
"Das Grundlagenmodul vermittelt Future Skills wie digitale Kompetenzen und verankert diese zuverlässig in der Lehrkräfteausbildung. Das ist bisher bundesweit noch viel zu selten der Fall. Damit ist es ein Vorbild für Modelle zum Erwerb von Medienkompetenzen für die Fachwissenschaften, die Fachdidaktiken und die Bildungswissenschaften", so die Jury des Stifterverbandes zu ihrer Entscheidung, die Hochschulperle des Monats August 2024 für das Grundlagenmodul zu vergeben. "Auszeichnungswürdig sind insbesondere die verpflichtende Verankerung im Lehrplan, insbesondere zu Beginn des Studiums, und der hohe didaktische Aufwand zur anwendungsbezogenen Vermittlung zentraler Elemente der Medienbildung."