Communicator-Preis:
Preisträger 2014

Onur Güntürkün, Professor für Biopsychologie an der Ruhr-Universität Bochum, wurde 2014 für die vorbildliche Vermittlung seiner Forschungen zu den biologischen Grundlagen des Verhaltens von Tier und Mensch in die breite Öffentlichkeit und die Medien geehrt.

Communicator-Preisträger 2014: Onur Güntürkün
Marion Nelle

Nach Einschätzung der Jury verbindet Güntürkün hohe wissenschaftliche Qualität mit besonders engagierter Vermittlung in Öffentlichkeit und Medien. 1958 in Izmir geboren, ist Güntürkün nach dem Studium der Psychologie und der Promotion in Bochum, Forschungsaufenthalten in Paris und San Diego sowie der Habilitation in Konstanz seit 1997 Professor für Biopsychologie in Bochum. Seine Forschungen verknüpfen psychologische, biologische und neuroanatomische Fragestellungen, Konzepte und Befunde und haben ihn zu einem der Wegbereiter einer biologisch fundierten Psychologie gemacht. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist die Evolution des Denkens. Hier konnte Güntürkün die etablierte Sichtweise, wonach die Evolution des Denkens einem stufenweisen, vor allem durch die Entwicklung des Neocortex geprägten evolutionären Aufstieg folgt, radikal verändern. So zeigte er zum Beispiel, dass Vögel mit erheblich kleineren Gehirnen und ohne Neocortex die gleichen kognitiven Leistungen wie Säugetiere erbringen können.

Mit seinen Arbeiten zum Zusammenhang von "Gehirn und Geschlecht" korrigierte Güntürkün traditionelle Sichtweisen auf Geschlechterunterschiede. Ihm zufolge existieren zwar kognitive und neuroanatomische Geschlechterunterschiede, sie sind aber erheblich geringer als zumeist angenommen – Männer und Frauen sind sich in ihrem Denken also ähnlicher als häufig erwartet. Allerdings können die biologischen Unterschiede psychologische Weichen stellen, die zu lebenslangen kognitiven Unterschieden führen, wie Güntürkün am Beispiel des Autofahrens und Einparkens zeigte. Für diese und andere Forschungen wurde der Biopsychologe national wie international vielfach ausgezeichnet, allen voran 2013 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG.

Die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vermittelt Güntürkün seit mehr als 15 Jahren in die Medien und die breite Öffentlichkeit. Neben seinen Beiträgen für Zeitungen und Zeitschriften sowie in Hörfunk und Fernsehen hob die Jury des Communicator-Preises vor allem seine wirkungsvollen Vorträge hervor, mit denen er ein großes Publikum erreicht. Innovative Wege bei der Vermittlung von Forschung geht Güntürkün mit seinem Einsatz für die optimale Organisation schulischen Unterrichts, in die er wichtige Beiträge aus der Biopsychologie einbringt. Sehr erfolgreich in der Vermittlung naturwissenschaftlicher Inhalte und Ergebnisse ist nach Ansicht der Jury auch das auf maßgebliche Initiative von Güntürkün aufgebaute Schülerlabor an der Ruhr-Universität, das seit 2004 mehr als 80.000 Schülerinnen und Schüler besucht haben.

Die Motivation für diese Vermittlungsarbeit speist sich bei Onur Güntürkün nicht zuletzt aus der Überzeugung, dass die Freiheit der Forschung eine Bringschuld mit sich bringt, die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit allgemein verständlich zugänglich zu machen – was nach Ansicht der Jury in idealer Weise der Zielsetzung des Communicator-Preises entspricht. Mit seiner Persönlichkeit und Sprachmächtigkeit könne Güntürkün in besonderer Weise für Wissenschaft begeistern. 

Onur Güntürkün: Der Natur Fragen stellen

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Onur Güntürkün: Der Natur Fragen stellen (Video)
20 Jahre Communicator-Preis (Logo)

Der Bochumer Psychologe Onur Güntürkün lässt Tauben komplizierte Experimente machen – und kommt dadurch Schritt für Schritt den Geheimnissen des menschlichen Gehirns auf die Spur. Das MERTON-Magazin des Stifterverbandes hat den außergewöhnlichen Wissenschaftler porträtiert.
Beitrag auf der MERTON-Website