Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
Alle bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger
In der neunten Ausschreibung wurden ausgezeichnet:
- Dagmar Hann und Daniela Meilinger (Kategorie: Biologie)
Dagmar Hann und Daniela Meilinger von der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München haben ein interdisziplinäres und multimediales Programm entwickelt, das den zahlreichen internationalen Studierenden den Einstieg in die molekularbiologischen Masterstudiengänge erleichtert. Dabei kommt eine Vielzahl didaktischer Methoden zum Einsatz, die in verschiedenen Modulen klug aufeinander abgestimmt und miteinander verzahnt werden. Das Herausragende dabei ist, dass auch ein Fokus auf die Vermittlung von methodischen Grundlagen gelegt wird, um die heterogene Vorbildung internationaler Studierender in eine gemeinsame Basis zu überführen. Auch die soziale Vernetzung zwischen den Studierenden wird aktiv gefördert. Die Jury erkennt darin ein beispielgebendes Lehrkonzept, das auch an anderen Fachbereichen aufgegriffen werden könnte.
- Nele Milsch (Kategorie: Chemie)
Nele Milsch von der Fakultät für Chemie der Georg-August-Universität Göttingen hat ein Schulungskonzept für Tutorinnen und Tutoren (SciTuition) entwickelt sowie umgesetzt und damit einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Lehre geleistet. Tutorinnen und Tutoren leisten an den meisten Hochschulen wichtige Beiträge zur Lehrassistenz und sind wichtige Multiplikatoren. Nele Milsch hat für ihre Ausbildung ein umfassendes, didaktisch fundiertes und durchdachtes Konzept entwickelt. Dieses bereitet die Tutorinnen und Tutoren nicht nur fachlich, sondern auch didaktisch auf ihre Aufgabe vor und greift auch Spezifika des Chemiestudiums wie Praktikumsbetreuung auf. Als besonders positiv bewertet die Jury, dass den Tutorinnen und Tutoren begleitend zu ihrer Tätigkeit weitere vertiefende Module angeboten werden und sie hierfür auch Kreditpunkte erwerben können.
- Martin Schlather (Kategorie: Mathematik)
Martin Schlather von der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik von der Universität Mannheim hat das innovative Konzept des "Service Learnings" mitentwickelt, in dem universitäre Lehre mit gesellschaftlichem Engagement verknüpft wird. Er hat dieses Konzept in mehreren Initiativen, etwa mit den Projekt HAREBE zur verbesserten Lehramtsausbildung oder mit der Studierendeninitiative STADS, entfaltet und es in seinen Lehrveranstaltungen in überzeugender und vorbildlicher Weise umgesetzt. Angetan zeigte sich die Jury insbesondere davon, dass bei diesem Konzept der unmittelbare Praxisbezug – etwa die Verwendung realer Daten für die Vermittlung des Lehrstoffs – die gesellschaftliche Relevanz statistischer Lehrinhalte herausstellt und Brücken in die spätere Berufstätigkeit baut. Darüber hinaus trägt der praktische Ansatz entscheidend zur Motivation und zum Lernerfolg der Studierenden bei.
- Julia Sammet (Kategorie: Physik)
Julia Sammet vom Fachbereich Physik der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat schon als Studentin ein Physik-Lernzentrum gegründet, das sich an alle Studierende richtet, deren Fach auch Physik-Kenntnisse erfordert. Das von ihr über die Jahre hinweg mit großem Einsatz entwickelte Konzept des Lernzentrums, das in erster Linie auf peer-unterstütztes und selbstaktivierendes Lernen setzt, erwies sich schnell als so überzeugend, dass sie für den weiteren Ausbau des Zentrums fakultätseigene und dann auch externe Fördergelder einwerben konnte. Während des pandemiebedingten Lockdowns erwies sich das Konzept als so flexibel, dass es rasch erfolgreich in den virtuellen Raum übertragen werden konnte. Dank des persönlichen Engagements von Julia Sammet und der Unterstützung durch den Fachbereich ist eine professionelle Lernunterstützungsstruktur entstanden, die von den Studierenden außerordentlich gut angenommen und von der Jury als Leuchtturmprojekt angesehen wird.
Die feierliche Preisverleihung fand am 31. Mai 2022 in Frankfurt am Main statt.
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In der achten Ausschreibung wurden ausgezeichnet:
- Kategorie Biologie: Dr. rer. nat. Katrin Meyer von der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg-August-Universität Göttingen konnte die Jury mit ihrem Konzept "Theorie erleben" überzeugen. Bereits vor der Corona-Pandemie hat sie ein attraktives Online-Lehrangebot entwickelt, das die – oft nur kursorisch behandelten – theoretischen Grundlagen der Ökologie ganz bewusst in den Mittelpunkt stellt. Ihre interaktiven "Theorie-Erlebnisse" vermitteln sowohl Methodenkompetenz als auch Fach- und Sozialkompetenzen. Die Jury zeigte sich von ihrem sehr interaktiven Ansatz, dem Meta-Team-Konzept und auch der Differenzierung der Aufgaben nach Leistungsniveaus beeindruckt.
- Kategorie Chemie: Prof. Dr. Olalla Vázquez, Professorin für Chemische Biologie an der Philipps-Universität Marburg, gewann die Jury durch ein Lehrkonzept für sich, bei dem die realistische und umfassende Vermittlung des wissenschaftlichen Prozesses im Mittelpunkt steht. Mit Kursen, deren Inhalte und Gestaltung sich konsequent an der aktuellen Forschung orientieren, bereitet sie Studierende passgenau auf Tätigkeiten in der Forschung vor. Besonderen Wert legt sie dabei auf die Vermittlung breiter Methodenkenntnis, Präsentationserfahrungen, aktives Lernen und Eigenverantwortung.
- Kategorie Mathematik: Prof. Dr. Brigitte Forster-Heinlein vom Lehrstuhl für Angewandte Mathematik der Universität Passau faszinierte die Jury durch den Aufbau eines Hands-On-Mathe-Museums. Dessen Exponate gehen auf Abschlussarbeiten von Mathematikstudierenden der Fakultät zurück, die damit nicht nur fachliche Kompetenz belegen, sondern auch kommunikative Fähigkeiten trainieren. Der Umstand, dass die Absolventinnen und Absolventen mit Schülerinnen und Schülern eng zusammenarbeiten sowie der Umstand, dass die eigene Abschlussarbeit dann öffentlich zugänglich sein wird, sorgt für zusätzliche Motivation bei den Studierenden.
- Kategorie Physik: Dr. rer. nat. Christian Hoffmann von der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität des Saarlandes beeindruckte die Jury mit seinen interdisziplinär angelegten Veranstaltungen für Studierende der Physik, Ingenieur- und Rechtswissenschaften. Er verbindet Theorie und Experiment in hervorragender Weise in vielfältigen Veranstaltungen, die sich durch Interaktivität auszeichnen. Neben einem hohen fachlichen Anspruch legt er in seiner Ausbildung Wert auf die Vermittlung von IT-Kompetenzen nach dem Grundsatz "Beherrschen statt bedienen".
In der siebten Ausschreibung wurden ausgezeichnet:
- Kategorie Biowissenschaften
Professor Martin Wilmking, Ph.D., Landschaftsökologe an der Universität Greifswald, überzeugte die Jury durch die große Bandbreite seiner an die polyvalente Zuhörerschaft angepassten Vermittlungsmethoden. Um der Herausforderung durch unterschiedliches Vorwissen und verschiedene Lerngeschwindigkeiten zu begegnen, zielt Wilmking auf die Aktivierung der Studierenden und hat alle Vorlesungen in interaktive Kurse umgewandelt. Er setzt dabei unter anderem auf den Einsatz von "Peer Groups", den "Flipped Classroom“, innovative Prüfungsformen sowie den konsequenten Einsatz von sofortigem, digitalem Feedback.
- Kategorie Chemie
Prof. Dr. Dirk Burdinski von der Technischen Hochschule Köln erhält die Auszeichnung für die stetige Entwicklung neuer Lehrkonzepte. So entwickelte er zum Beispiel E-Tests für Studierende, um deren unterschiedliche Kenntnisstände abzugleichen. Das Format "Inverted Classrooms" passte er an das Chemie-Praktikum in früheren Semestern an ("Flipped Lab"), um so Erstsemestern den Zugang zur ungewohnten Situation im Labor zu erleichtern. Zudem etablierte er ein Schülerlabor, das er mit Erklär-Videos unterstützt, und produziert zudem regelmäßig YouTube-Tutorials mit Experimenten für Studierende sowie Chemieinteressierte.
- Kategorie Mathematik
Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp von der Universität Potsdam hat für den Einsatz dynamischer Geometrie-Software und Computeralgebra-Programmen im Mathematik-Unterricht Pionierarbeit geleistet und setzt sich besonders für die Überbrückung der Kluft zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik ein. Die Fachschaft der Studierenden der Mathematik und Physik der Universität Potsdam hatte ihn aufgrund seines "unvergleichlichen und unermüdlichen Einsatzes in der Hochschullehre" für den Ars legendi-Fakultätenpreis vorgeschlagen.
- Kategorie Physik
Prof. Dr. Heidrun Heinke, Dr. Sebastian Staacks und Prof. Dr. Christoph Stampfer von der RWTH Aachen werden ausgezeichnet: Das Team zeichnet für die Entwicklung und kontinuierliche Verbesserung einer Physik-App mit dem Namen "phyphox" (physical phone experiments) verantwortlich. Mit der App haben sie die Physiklehre an Hochschulen und Schulen in Deutschland und weit darüber hinaus nachhaltig verbessert und sich damit große Verdienste bei der Weiterentwicklung der Lehre erworben.
In der sechsten Ausschreibung wurden ausgezeichnet:
- Kategorie Biowissenschaften
Markus Piotrowski von der Ruhr-Universität Bochum ist ein Pionier bei der Etablierung von E-Learning-Konzepten in der laborbiologischen Lehre und hat an der Universität Bochum den pflanzenphysiologischen Kurs "PpÜ goes digital" designt und umgesetzt. In diesem E-Learning-Angebot werden die Grundlagen experimentellen Arbeitens interaktiv vermittelt, Arbeitsweisen in Tutorial-Videos vorgestellt und Online-Antestate geschrieben. Die Studierenden sind von diesem Angebot als Vorbereitung auf die laborpraktischen Übungen, auch hinsichtlich der zeitlichen Flexibilität und der Wiederholbarkeit, begeistert. "Die positiven Erfahrungen erzielen bereits eine Multiplikatorwirkung in der Gesamtfakultät“, hob die Jury hervor.
- Kategorie Chemie
Lena Daumann von der Ludwig-Maximilians-Universität München erhält die Auszeichnung für ihre innovativen Lehr- und Lernmethoden, die die Studierenden besonders aktiv am Lehren und Lernen beteiligen. In ihrer Vorlesung nutzt sie beispielsweise eine App, um Studierende mit interaktiven Quizfragen zu aktivieren; gleichzeitig gewinnt sie so spielerisch einen Überblick über den Wissensstand der Vorlesungsteilnehmer. Studierende können selbst ihre Klausuraufgaben stellen, indem jeder eine Aufgabe zur Klausur beiträgt. Zur Klausurvorbereitung werden diese Fragen allen Studierenden online zur Verfügung gestellt. "Lena Daumanns Prinzip für erfolgreiches Lernen betont erfolgreich die Autonomie der Studierenden", resümiert die Jury.
- Kategorie Mathematik
Robert Rockenfeller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Koblenz-Landau. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorteile verschiedener digitaler Lernmethoden am Mathematischen Institut seiner Universität konkret, umfassend und nachhaltig umzusetzen, sie parallel dazu gemeinsam mit den Studierenden zu evaluieren und den entsprechenden Transformationsprozess auf Universitätsebene zu begleiten und zu unterstützen. Die Jury war von dem Umfang und der Tiefe des Engagements von Robert Rockenfeller beeindruckt und möchte mit seiner Ehrung ganz konkret auch jungen Mitarbeitern vor der Professur zeigen, dass sich ein Engagement für exzellente Lehre lohnt.
- Kategorie Physik
Burkhard Priemer ist Professor für Didaktik der Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Priemer führt seit drei Jahren die Lehrveranstaltung "Ausgewählte Themen der Physik" für Studierende des Grundschullehramts durch, denn die Grundlage für ein naturwissenschaftliches Verständnis in der Grundschule bilden Kinderfragen in Natur, Umwelt und Technik, wie etwa "Warum ist der Himmel blau?", "Was ist eigentlich Strom?" oder "Warum schwimmt ein Schiff?". Auf Fragen wie diese werden die Studierenden momentan zu wenig vorbereitet, weshalb sie sich beim Unterrichten dieser Themen unsicher fühlen. Die Jury zeichnet mit dem Preis vor allem die Nachhaltigkeit des von Burkhard Priemer entwickelten Konzepts aus. Es sorge dafür, dass Lehrpersonen über ausreichende Kenntnisse verfügen, um den künftigen Generationen ein naturwissenschaftliches Grundverständnis zu vermitteln.