Wahlprüfsteine zur Landtagswahl in Sachsen zum Thema Lehrkräftebildung

Welche Maßnahmen planen die im sächsischen Landtag vertretenen Parteien, um dem dramatischen Mangel an qualifizierten Lehrkräften in den Schulen zu begegnen? Das wollte der Stifterverband im Vorfeld der sächsischen Landtagswahl wissen. 
Fazit: Die Ziele der Parteien für die Lehrkräftebildung bleiben hinter den politischen Gestaltungsmöglichkeiten zurück.

23.08.2024

Im Jahr 2030 fehlen laut Prognosen bundesweit bis zu 68.000 Lehrkräfte. In Sachsen trifft es vor allem die Sekundarstufe I, das heißt die Klassenstufen 5 bis 10 sowie die beruflichen Schulen: Hier können voraussichtlich nur gut 40 Prozent der Stellen besetzt werden. Hinzu kommt, dass vielen Lehrkräften wichtige Zukunftskompetenzen fehlen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz, um gesellschaftliche Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten und auch ihre Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen. 

Angesichts dieser bildungspolitischen Herausforderungen hat der Stifterverband die Allianz für Lehrkräfte im Rahmen seiner Zukunftsmission Bildung initiiert. Mit der Zukunftsmission Bildung will der Stifterverband ein Bildungssystem für eine Welt im Wandel gestalten, dass schnell mehr Menschen mit den notwendigen Kompetenzen aus- und weiterbildet. Die Allianz für Lehrkräfte arbeitet konkret daran, die Lehrkräftelücke zu schließen und sicherzustellen, dass alle (angehenden) Lehrkräfte digitale und KI-Kompetenzen erwerben. Im Rahmen der Allianz wurden alle im Sächsischen Landtag und im Bundestag vertretenen Parteien gefragt, welche Ziele sie in Bezug auf die Lehrkräftebildung verfolgen und mit welchen politischen Aktivitäten sie die Attraktivität und Qualität der Lehrkräftebildung steigern wollen. Von der AfD und der FDP gab es keine Antworten.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass alle Parteien die Notwendigkeit sehen, den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Sie setzen dabei teilweise auf die Einführung schulstufenbezogener Lehrämter, um Lehrkräfte künftig flexibler an verschiedenen Schulformen einsetzen zu können. Der Einführung eines Ein-Fach-Studiums in Mangelfächern und dualen Studienmodellen stehen sie erfreulicherweise durchweg positiv gegenüber. Praxisbezüge sollen verstärkt und besser mit dem Studium verzahnt werden. Unstrittig ist, dass es Aus- und Fortbildungsangebote im Bereich Digitalisierung und KI geben muss. Für obligatorische Module im Studium und im Referendariat, wie sie der Stifterverband fordert, und verpflichtende Fortbildungen plädieren allerdings lediglich Bündnis 90/Die Grünen.

Durch die Novellierung des Hochschulgesetzes 2023 wurden die gesetzlichen Aufgaben der Zentren für Lehrkräftebildung in Sachsen konkretisiert. Die Parteien sehen offenbar nun keinen weiteren Handlungsbedarf. Aus Sicht des Stifterverbandes sind die Regelungen allerdings unzureichend. So sind Fortschritte hinsichtlich einer phasenübergreifenden Lehrkräftebildung, in der Studium, Referendariat sowie Aus- und Weiterbildung aufeinander abgestimmt sind, kaum zu erwarten, auch wenn dies als Ziel von allen Parteien benannt wird. 

Fazit: Die Parteien sind auf dem richtigen Weg. In einigen Punkten wären allerdings ambitioniertere Ziele und ein entschlosseneres Vorgehen wünschenswert: beispielsweise bei der Einbeziehung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, dem Ausbau der Handlungsfähigkeit der Zentren für Lehrkräftebildung, oder der Implementierung obligatorischer Module für den Erwerb von digitalen und KI-Kompetenzen während des Studiums.

Der Stifterverband appelliert an die künftige Staatsregierung, in ihrem Arbeitsprogramm an die Strategie "Bildungsland Sachsen 2030" anzuknüpfen und im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und der Allianz für Lehrkräfte auszuloten, wie sich der Masterplan "Lehrkräftebildung neu gestalten" und die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK zur "Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht" umsetzen lassen.

 

Kontakt

Peggy Groß (Foto: Marcel Schwickerath)

Peggy Groß

ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.

T 030 322982-530

E-Mail senden
Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

ist Programmleiterin für Hochschullehre, Lehrkräftebildung und Diversität.

T 0201 8401-103

E-Mail senden