Transparente berufliche Tätigkeitsprofile und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten schaffen

Masterplan: Lehrkräftebildung neu gestalten

 

Narrative wie "Lehrer bleiben Lehrer" und "Lehrer machen im Prinzip alle das Gleiche" sind zwar weit verbreitet, aber mitunter falsch. Das Berufsbild Lehrkraft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Dabei haben sich verschiedene Rollen herausgebildet, welche aber nicht systematisch und transparent als verschiedene Stellenprofile dargestellt werden. Gleichzeitig schrecken die unzutreffenden Narrative und der Eindruck fehlender Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven potenzielle Lehrkräfte davon ab, diesen Beruf zu ergreifen.

Aus diesem Grund besteht dringender Bedarf, berufliche Tätigkeitsprofile von Lehrkräften weiter zu schärfen und verschiedene Karrierepfade dafür zu entwickeln. Neue Stellenprofile gehen einher mit spezialisierten Aufgabenportfolios, für die entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen erforderlich sind. Darüber hinaus ist es geboten, die Ausbilderinnen und Ausbilder in Studienseminaren, Landesinstituten und Schulen gezielt zu professionalisieren und hierfür einen eigenen Karrierepfad zu etablieren.

 

Horizontale Profilbildung ermöglichen

Karriereperspektiven sind von Bedeutung, um die Kompetenzen und Motivation von Lehrkräften zu fördern. International gibt es vielfältige Beispiele für alternative berufliche Entwicklungs- und Karrierepfade. In Deutschland ist das Karrieresystem von Lehrkräften durch ein Single-Level-System  gekennzeichnet, das keine horizontal ausdifferenzierten Tätigkeitsprofile mit systematisierten und transparenten Entwicklungspfaden aufweist.

Ein Multi-Level-System, das sich an erfolgreichen internationalen Vorbildern orientiert, wie beispielsweise dem in Singapur , könnte die Attraktivität des Lehrkräfteberufes erhöhen und würde den differenzierten beruflichen Anforderungen des Arbeitsplatzes Schule Rechnung tragen.
 

Folgende Maßnahmen sind dafür geeignet:

verantwortlich für die Umsetzung:

55. Multi-Level-Karriereentwicklungssystem für Lehrkräfte implementieren 
Das Karrieresystem soll verschiedene berufliche Tätigkeitsprofile und darauf abgestimmte Entwicklungspfade transparent definieren, kommunizieren und sie mit gezielten Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten beispielsweise für die Leistungsdiagnostik, Unterrichts- oder Schulentwicklung verknüpfen.

Bildungsministerien der Länder

56. Karriereperspektiven mit gezielter Personalentwicklung unterstützen
Um Lehrkräfte in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen, bedarf es einer strategischen Personalentwicklung mit Potenzialanalysen und regelmäßigen Perspektivgesprächen.

Bildungsministerien der Länder, 
Schulträger,
Schulleitungen, 
Schulaufsicht

57. Laufbahnwechsel zwischen den Schularten und Entwicklungspfaden ermöglichen oder erleichtern
Die Durchlässigkeit verschiedener Laufbahnen und Entwicklungspfade ist nicht nur ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal für den Beruf als Lehrkraft, sondern erhöht auch die politisch-administrativen Steuerungsmöglichkeiten.

Bildungsministerien der Länder

Ausbilderinnen und Ausbilder professionell qualifizieren

Während der Praxisphasen und im Vorbereitungsdienst werden Lehramtsstudierende beziehungsweise Referendarinnen und Referendare von unterschiedlichen Institutionen betreut: Hochschulen, Schulen und Studienseminaren. Dabei kommen sie mit einer Vielzahl an Vorbildern in Kontakt, die ihr Professionsverständnis prägen.

Um eine hohe Ausbildungsqualität in den Praxisphasen und im Vorbereitungsdienst zu gewährleisten, ist es wünschenswert, die an Studienseminaren und Schulen tätigen Personen für die Lehrkräftebildung für diese Aufgabe gezielt zu qualifizieren. Eine formale Qualifikation oder verpflichtende Fortbildungen für diese Ausbildungsaufgaben sind bisher jedoch nicht die Regel.
 

Folgende Maßnahmen sind dafür geeignet:

verantwortlich für die Umsetzung:

58. Ausbildungstätigkeit als spezifisches Stellenprofil und Karrierepfad etablieren
Um stärkere Anreize zu schaffen, sich in der Ausbildung angehender Lehrkräfte zu betätigen, sollten für diese Aufgaben spezifische Karrierepfade etabliert werden. 

Studienseminare, Universitäten,
Schulen Bildungsministerien der Länder
 

59. Mentorinnen und Mentoren/Fach- und Seminarleiterinnen und -leiter verpflichtend qualifizieren

Studienseminare, Universitäten,
Schulen Bildungsministerien der Länder
 

60. Zeitbudget für die Betreuung und Begleitung von Lehramtsstudierenden und Referendarinnen und Referendaren gewähren
Die professionelle Betreuung von Lehramtsstudierenden in den Praxisphasen und Referendarinnen und Referendaren ist sehr zeitintensiv und wird insbesondere in der Mehrzahl der Bundesländer verbreiteten Deputatsmodellen nicht angemessen berücksichtigt.  Die explizite Ausweisung eines Zeitbudgets für die Betreuungsaufgaben und entsprechende Reduktionen des Unterrichtsdeputats erhöht die Attraktivität einer Tätigkeit als Mentorin oder Mentor und erhöht gleichzeitig die Ausbildungsqualität.

Studienseminare, Universitäten,
Schulen Bildungsministerien der Länder
 

Relevanz der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften strukturell stärken

Die Bedeutung regelmäßiger Fortbildungen für Lehrkräfte steht außer Frage. Sie gelten als Kernbestandteil ihrer Tätigkeit. Infolgedessen sind Lehrkräfte in allen Bundesländern zu regelmäßigen Fortbildungen verpflichtet.

Andererseits spielt diese sogenannte "dritte Phase" in der Lehrkräftebildung eine untergeordnete Rolle: Nahezu alle Kompetenzen, die von Lehrkräften im Beruf gefordert werden, sollen bereits während des Studiums und des Vorbereitungsdienstes erworben werden. Es fehlt an Verbindlichkeit bezüglich der Fortbildungsverpflichtung, sowohl in Bezug auf den Umfang als auch hinsichtlich inhaltlicher Vorgaben, und auch an finanziellen Mitteln. Auch die Universitäten und Pädagogischen Hochschulen werden nicht ausreichend in das Fortbildungsangebot der Länder einbezogen.
 

Folgende Maßnahmen sind dafür geeignet:

verantwortlich für die Umsetzung:

61. Curricula der Erstausbildung (Studium und Vorbereitungsdienst) überprüfen und Inhalte in die dritte Phase verlagern
Die Curricula und Prüfungen sollten sich an der Frage orientieren, welche Kompetenzen jede Lehrkraft zwingend am ersten Schultag im Beruf benötigt. Lediglich diese Kompetenzen sollten Teil der Erstausbildung sein und weitere Kompetenzen in die dritte Phase der Lehrkräftebildung verlagert werden.

Bildungsministerien der Länder

62. Fortbildungsverpflichtung konkretisieren 
Ein Vorbild hierfür könnten einmal mehr die entsprechenden Regelungen für Ärzte sein, die in einem Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 250 Fortbildungspunkte nachweisen müssen. Wer den Nachweis nicht erbringt, muss mit empfindlichen Sanktionen rechnen, die bis zum Entzug der Kassenzulassung reichen können.

Kultusministerkonferenz (KMK)

63. Regelmäßige Bedarfserhebungen für das Fort- und Weiterbildungsprogramm unter Einbeziehung der Schulen durchführen

Landesinstitute

64. Universitäten und Pädagogische Hochschulen systematisch in die Planung und Durchführung von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen einbeziehen

Landesinstitute

65. Zeitliche und finanzielle Ressourcen für die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsangeboten für Lehrkräfte erhöhen

Bildungsministerien der Länder

66. Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen organisatorisch in den Schulalltag einplanen 
Anpassung der jeweiligen Ausbildungs- und Schulgesetze für eine verbindliche Integration in den Arbeitsalltag der Lehrkräfte unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Karrierewege. Damit wird gewährleistet, dass alle Lehrkräfte die Möglichkeiten wahrnehmen sich selbst anhand ihres Karrierepfad weiterzuentwickeln.

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