Skip to main content

Zukunftsmission Bildung · KI Skills

Pfadfinder in die digitale Zukunft

Tableau Future Scouts
(Illustration: Sven Sedivy)

Die Förderinitiative Future Scouts - ein Fellowship-Programm von Reinhard Frank-Stiftung und Stifterverband - richtet sich an engagierte studentische Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen, die zur Gestaltung des Hochschulsystems beitragen möchten. Angesichts rasanter technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen können Studierende hier wertvolle Impulse für neue Ideen und Lösungen anbieten. Ziel des Stifterverbandes ist es, ihre Ideen und Visionen für praxisorientierte Forschung zu nutzen und in die Diskurse über Transformationsprozesse in Hochschule und Gesellschaft einzubringen.

Eingebettet in den Vision Track der Zukunftsmission Bildung profitieren die Future Scouts von einem starken Netzwerk aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Im Rahmen eines thematischen Schwerpunkts erarbeiten sie ein Monitoring zu internationalen Trends, identifizieren Good Practices sowie „weak signals“ und analysieren deren Relevanz für die Weiterentwicklung von Hochschulen. 

Im Folgenden berichten die ersten vier Future Scouts aus Ihren Erfahrungen und zeigen, worauf es ihrer Ansicht nach bei dem Thema generative KI in der Hochschulbildung besonders ankommt. 

Hochschulen sind noch immer auf der Suche nach einem angemessenen Umgang mit generativer KI. Die Problemlage ist komplex und reicht von Infrastruktur, Regulierung, Haltung hin zu Qualifizierung. Generative KI ist dabei sowohl ein inhaltlicher Faktor (welche Themen werden relevant?) als auch ein methodischer Faktor (wie wird mit oder durch KI gelernt?). 

Der Aspekt, der mich als Future Scout aktuell besonders bewegt, ist die Entwicklung von KI-Kompetenz und wie wir diese bei unterschiedlichen Statusgruppen aufbauen können. Der Aufbau von KI-Kompetenz ergibt sich zum einen aus regulatorischen Rahmenbedingungen, wie dem EU AI Act, und Anforderungen des Arbeitsmarktes. Darüber hinaus ist KI-Kompetenz die Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technologie und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen auf Demokratie, Chancengleichheit und ethische Verantwortung.

Als Future Scout hatte ich die Gelegenheit, mich diesem Thema aus verschiedenen Perspektiven zu nähern und auch international Blickwinkel einzufangen. Deutlich wurde dabei, dass die Probleme zwar kontextuell verschieden sind, aber Hochschulen und Bildungseinrichtungen von mehr Zusammenarbeit profitieren würden, um nicht immer bei null zu beginnen. Interessante Ansätze sind die Nutzung von offenen Lern-Ressourcen, wie sie der KI-Campus anbietet, oder Initiativen wie die KI-Tutoren in Bayern.

Ein weiterer kritischer Aspekt ist die systematische Evidenzsammlung: Wir müssen dringend besser verstehen, wo wir aktuell stehen, was funktioniert und welche Wirkungen verschiedene Maßnahmen zeigen. Derzeit fehlt eine zentrale Stelle, die diese Informationen sammelt, analysiert und aufbereitet.

Abschließend wünsche ich mir mehr Mut zur Vision und eine gemeinsame proaktive Auseinandersetzung mit Zukunftsfragen: Wie werden unsere Hochschulen sich entwickeln? Wie verändert sich das Lernen? Welche Rolle wird Bildungseinrichtungen in einer KI-geprägten Welt spielen? Dies sind große Fragen, auf die man nur gemeinsam eine Antwort finden kann.

Johannes Schleiß
Johannes Schleiß (Illustration: Sven Sedivy)

„Die Entwicklung von KI-Kompetenz und wie wir diese bei unterschiedlichen Statusgruppen aufbauen können, bewegt mich besonders.“

Johannes Schleiß
ist Doktorand im Artificial Intelligence Lab der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Chatbots besitzen ein enormes Potenzial, das Leben und Lernen von Studierenden maßgeblich zu verbessern. Sie unterstützen nicht nur als intelligente Lern-Buddys den individuellen Lernprozess, sondern sind auch in der Lage, Serviceanfragen rund um die Uhr effizient zu bearbeiten. Als Future Scout beschäftige ich mich insbesondere mit der Frage, inwiefern Chatbots darüber hinaus zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Studierenden eingesetzt werden können.

Neue Umfragen zeigen, dass die Nutzung von Chatbots zur psychologischen Unterstützung oder als sogenannte Companions inzwischen Platz eins der Anwendungsfälle von generativer KI eingenommen hat! Wir wissen außerdem, dass die psychische Belastung unter Studierenden besonders hoch ist, während es zugleich vielversprechende Studienergebnisse zu Chatbots beispielsweise zur Reduktion von Stress und Ängsten gibt. Hier schlummert also ein großes ungenutztes Potenzial. 

Um ein klares Bild über Chancen und Risiken des Einsatzes von Chatbots in diesem sensiblen Bereich zu gewinnen, sammle ich derzeit Studienergebnisse und führe Interviews mit Fachleuten auf dem Gebiet durch. Meine gewonnenen Erkenntnisse und Einschätzungen habe ich bereits in der aktuellen Ausgabe des KI kapiert-Podcast des KI-Campus geteilt und möchte diese außerdem in einem umfassenden Blogpost zusammentragen. Darauf sollen ein Hangout zu dem Thema und - je nach Resonanz - weitere Aktivitäten in Kooperation mit Tina Basner vom Hochschulforum Digitalisierung (HFD) folgen.

Meine Hoffnung ist, dass dem Thema in Zukunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und dabei ein differenzierter Blick zwischen Euphorie und übertriebener Skepsis möglich gemacht wird, um die Möglichkeiten von Chatbots als potenzielle Super-Companions für die Studierenden optimal zu nutzen.

Milena Stegner
Milena Stegner (Illustration: Sven Sedivy)

„Chatbots besitzen ein enormes Potenzial, das Leben und Lernen von Studierenden maßgeblich zu verbessern.“

Milena Stegner
ist Doktorandin im Bereich KI-Ethik an der Universität Freiburg

Generative KI bewegt Hochschulen derzeit in Lehre, Forschung und Administration. Insbesondere Prüfungsformate und Lehrmethoden stehen auf dem Prüfstand, denn Anwendungen wie ChatGPT liefern mittlerweile Ergebnisse, die mit den Leistungen vieler Studierender mithalten können oder diese sogar übertreffen. Gleichzeitig entstehen Herausforderungen und Chancen im Bereich der Hochschuladministration, etwa durch Automatisierung und effizientere Kommunikation. Dies zwingt Universitäten dazu, ihre didaktischen und administrativen Konzepte grundlegend neu zu denken und zu prüfen, wie Kompetenzen künftig vermittelt, bewertet und administrative Abläufe optimiert werden können.

Als Future Scout hatte ich dabei die Möglichkeit, im Bereich der Administration mitzugestalten und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln. An der Technischen Universität München konnten wir mit PAIge einem KI-basierten Chatbot, der die administrativen Fragestellungen von Studierenden beantwortet zeigen, wie Studierende bei der Entwicklung von Lösungen einbezogen werden können. Aus einem Hackathon entstand ein funktionierendes Werkzeug, das nicht nur den Verwaltungsaufwand reduziert, sondern auch nachhaltige Perspektiven aufzeigt, wie Eigeninitiative und technische Kompetenz gefördert werden können.

Persönlich war der Austausch mit internationalen Fachleuten besonders wertvoll. Gespräche, beispielsweise mit dem Deputy CIO der Arizona State University, haben uns neue Perspektiven aufgezeigt: Die Auswahl und Implementierung von KI-Tools an Hochschulen kann vielfältig gestaltet werden – beispielsweise über Bewerbungsverfahren für Premium-Lizenzen, um so eine Balance zwischen gleichberechtigtem Zugang und Kosteneffektivität zu schaffen.

Auf unserer Wunschliste steht ganz oben die Möglichkeit, zwei Jahre in die Zukunft zu blicken. Wie wird sich generative KI weiterentwickeln, welche Technologien und Anwendungen werden dann Standard sein? Wichtig ist es dabei, sich bereits jetzt mit den wichtigsten Baustellen zu beschäftigen: Prüfungsformate, Kompetenzvermittlung und Datenschutz. Hier müssen akademische Standards entwickelt und kontinuierlich angepasst werden, damit generative KI tatsächlich eine nachhaltige Bereicherung und kein Risiko für die Hochschulbildung wird.

Jan Plüer, Future Scout
Jan Plüer (Illustration: Sven Sedivy)

„Prüfungsformate, Kompetenzvermittlung und Datenschutz benötigen klare akademische Standards und kontinuierliche Anpassung.“

Jan Plüer
studiert im Master Management & Technology mit Schwerpunkt Informatik an der TU München.

Da es an Hochschulen aktuell in Bezug auf generative KI an so vielen Stellen brodelt, ist es schwierig, die Themenlandschaft konkret zusammenzufassen. Ich denke, dass besonders Anwendungsfälle für die Lehre, KI-Kompetenzen und KI-Strategien übergreifende Kategorien sind, die derzeit viele Hochschulen beschäftigen.

Zu Beginn unseres Fellowships bin ich davon ausgegangen, dass es bereits mehr und umfassendere Ansätze gibt, auf die ich mit meinem Schwerpunkt „Fairness“ aufsetzen kann. Dass das nicht so war, ist nicht schlimm. Jetzt beschäftige ich mich aktiv damit, welche strategischen Fragen und Weichenstellungen Hochschulen jetzt angehen müssen und wie wir Fairness und Diversität dabei möglichst umfassend berücksichtigen können.

Ein spannender Faktor dabei ist, dass angesichts der Schnelllebigkeit globaler Entwicklungen und regulatorischer Vorgaben wie dem EU AI Act eine gewisse Dringlichkeit in allen Bereichen besteht. Diesen Druck im Blick behaltend, müssen wir darauf achten, dass die Einbeziehung von Studierenden in wichtige Prozesse und Entscheidungen nicht vergessen wird. Besonders wenn es um Strategien geht, bin ich – auch durch meine Erfahrungen als Future Scout – fest davon überzeugt, dass studentische Sichtweisen, die oft ganz anders, innovativ und kreativ sind, im KI-Kontext dringend stärker gefördert werden müssen.

Aus diesem Grund beschäftige ich mich aktuell intensiv damit, wie Studierende als KI-Multiplikatoren und -Multiplikatorinnen an Hochschulen ausgebildet und eingesetzt werden können. Hier habe ich das Gefühl, bereits an vielen Stellen etwas bewegt zu haben. Auch an meiner „Hochschul-Heimat“, der HAWK konnte ich viele Ansätze einbringen, die aktuell an diversen Stellen in Projekte einfließen.

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Fairness und Nachhaltigkeit als Kernelemente von KI-Kompetenzen weiter ausgebaut werden und in alle Fundamente einfließen, die an Hochschulen aktuell geschaffen oder vorbereitet werden. Gerade wenn es darum geht, Strategien für den Ausbau von KI-Kompetenzen zu entwickeln, sehe ich, dass die vielfältigen Themen rund um KI insbesondere für kleinere oder fachfremde Hochschulen durchaus überfordernd sein können und nicht immer die Kapazitäten vorhanden sind, umfassendes Fachwissen einzubringen. Hier wünsche ich mir auch mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit unter den Hochschulen – bestenfalls in sehr gemischten Teams aus Studierenden und allen anderen Statusgruppen.

Daria Berndt
Daria Berndt (Illustration: Sven Sedivy)

„Die vielfältigen Themen rund um KI können insbesondere für kleinere oder fachfremde Hochschulen durchaus überfordernd sein.“

Daria Berndt
ist Masterstudentin im Bereich Design an der HAWK Hildesheim.
Tauchen Sie tiefer in unsere Insights-Themen ein.
Zu den Insights
Back to top