Als Präsident der Karlshochschule International University ist der Ökonom Robert Lepenies ganz nah dran. Er weiß: Generative Künstliche Intelligenz (KI) transformiert den Bildungs- und Arbeitsmarkt grundlegend, indem sie traditionelle Vorstellungen von Textproduktion und -konsum infrage stellt. Gerade mit Blick auf das Studium fordert die Technologie eine kritische Auseinandersetzung mit den veränderten Rahmenbedingungen. Sie ist bereits tief in den Alltag integriert und setzt neue Maßstäbe für das Vertrauen in wissenschaftliche und kreative Arbeiten.
Future Skills
„Generative KI stellt die Vertrauensfrage“

Generative KI stellt alles auf den Kopf, nicht nur an der Uni. So sieht es der Hochschulmanager Robert Lepenies. Er möchte junge Menschen zu verantwortungsbewussten Gestaltern einer sich rasant wandelnden Welt machen – mit besonderem Fokus auf soziale Lernprozesse, kritischen Umgang mit KI und die Entwicklung von Future Capabilities.

„Können wir dem Gegenüber noch vertrauen, dass er oder sie wirklich geschrieben hat, was sie dann eingereicht hat, oder nicht? Ob Ergebnisse wirklich echt sind oder nur simuliert?“
Persönlichkeitsentwicklung durch Irritation
Im Videointerview mit dem Stifterverband (s.u.) betont Robert Lepenies die soziale Dimension von Lernprozessen. Hochschulen sollten Orte sein, an denen Studierende in einem interaktiven Umfeld lernen, das über reine Wissensvermittlung hinausgeht. Seiner Meinung nach bedarf es „Future Capabilities“, die die Fähigkeit zur Anpassung und Interpretation von Wandel fördern.
Praxisorientiertes Lernen spiele dabei eine wichtige Rolle. Praxisprojekte sollten nicht nur die Erfüllung strategischer Ziele der Auftraggeber fokussieren, sondern den Prozess der Reflexion und kritischen Auseinandersetzung mit den Projekten selbst betonen. Auf diese Weise könnten - so Lepenies im Interview - transformative Lernerfahrungen entstehen, die nachhaltige Veränderungen bewirken.
Auslandssemester und andere internationale Erfahrungen können dazu beitragen, "kulturelle Irritationen" hervorzurufen, die den Studierenden helfen, ihre Komfortzonen zu verlassen und die Normalität neu zu hinterfragen. Diese Erlebnisse tragen zur Persönlichkeitsentwicklung bei und fördern Ambiguitätskompetenz.
„Es ist für Hochschulen viel schwieriger geworden, zu irritieren oder auch Reibungsräume zu schaffen.“
Kompetenzen für eine Welt im Wandel
Robert Lepenies war zu Gast auf dem University:Future Festival des Stifterverbandes und des HFD. Auf der Future:Tech-Bühne in Brauschweig hielt er einen vielbeachteten Vortrag. Das Video-Interview für das Insights-Magazin entstand am Rande des Festivals.
Ein zentraler Track des Festivals widmete sich dem Thema „Future Skills“, mit dem sich der Stifterverband auch im Rahmen seiner Zukunftsmission Bildung beschäftigt. Die Allianz für Future Skills möchte erreichen, dass sich der Anteil der Hochschulen, die KI-Kompetenzen und Future Skills fest in ihr Bildungsangebot aufnehmen, signifikant erhöht.