Das Ziel: Größtmögliche Wirkung entfalten

Interview mit Henrike Schlottmann, Co-Geschäftsführerin von ProjectTogether – Partner der Jubiläumsinitiative des Stifterverbandes

Für die große Jubiläumsinitiative Wirkung hoch 100, mit der der Stifterverband im 100. Jahr seines Bestehens die 100 besten Ideen für Bildung, Wissenschaft und Innovation suchen, arbeitet er mit ProjectTogether zusammen. Die gemeinnützige Organisation unterstützt Initiativen dabei, gesellschaftliche Innovationen zu entwickeln. Bundesweite Bekanntheit erlangte ProjectTogether mit dem Hackathon #WirVsVirus, einem Online-Beteiligungsprozess, den das Team zusammen mit sechs weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen im März 2020 unter Schirmherrschaft der Bundesregierung gestartet hat. Bei "Wirkung hoch 100" organisiert das erfolgreiche Start-up nun die Begleitung und Weiterentwicklung der 100 ausgewählten Projekte.

Henrike Schlottmann (Foto: Samuel Groesch)
Foto: Samuel Groesch
Henrike Schlottmann

Liebe Frau Schlottmann, der von ProjectTogether mitinitiierte Hackathon #WirVsVirus hat in kürzester Zeit Tausende Menschen motiviert, gemeinsam an Lösungen für die Corona-Pandemie zu arbeiten. Auch der Bundespräsident war begeistert und hat sich das Projekt von Ihrem Team persönlich vorstellen lassen. Mit welchem Ziel wurde ProjectTogether gegründet?

Bei ProjectTogether bringen wir zusammen, was es braucht, um 100 und mehr Lösungsansätze zu einer gesellschaftlichen Herausforderung parallel zu testen und die, die funktionieren, in die Breite zu bringen. Konkret haben wir zum Beispiel, neben #WirVsVirus, mit unserer ActOnPlastic-Challenge 100 Lösungen für das globale Plastikproblem unterstützt. Dabei geben wir einen Vertrauensvorschuss – wir bewerten also nicht am Anfang, sondern lernen die Initiativen im Tun kennen.

Nun ist ProjectTogether Partner der Jubiläumsinitiative des Stifterverbandes. Was ist aus Ihrer Sicht das Neue an "Wirkung hoch 100"?

Der besondere Ansatz liegt in der bedarfsgerechten Förderung und Begleitung. Das Ziel von Stifterverband und ProjectTogether ist es, größtmögliche Wirkung zu entfalten. Dazu unterstützen wir die ausgewählten Projekte individuell – sowohl finanziell als auch mit Coaching und Gesprächen mit Expertinnen und Experten. Ganz besonders wichtig ist außerdem die Vernetzung zwischen den innovativen neuen Ansätzen und bestehenden Institutionen. Die digitale Ressourcen-Plattform von ProjectTogether ermöglicht den Teams darüber hinaus, sich zu vernetzen und von Angeboten der vielen Partner zu profitieren – zum Beispiel je nach Bedarf zu Themen wie Finanzierung, Pilotierungsmöglichkeiten oder Marketing.
 

Wie können Partner und Unterstützer bei der Begleitung der Projekte aktiv unterstützen?

Partner können die Projekte mit ihrem Fach- und Industriewissen unterstützen. Darüber hinaus sind Sach- und Dienstleistungen gefragt – von Datenschutz über Design und  Marketing bis hin zu technischer Infrastruktur. Fast alle Organisationen haben hier bestehende Ressourcen, die einen großen Mehrwert für junge Projekte bieten. Ganz besonders wichtig sind Möglichkeiten zur Pilotierung, um die neuen Ansätze in der Realität zu testen. All diese Möglichkeiten der Unterstützung versuchen wir zu bündeln und den Projekten bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, damit sie möglichst viel Zeit in die Entwicklung ihrer Ideen stecken können.
 

Ein Grundsatz von "Wirkung hoch 100" lautet "Beweisen statt Bewerben". Was ist damit gemeint?

Bei "Wirkung hoch 100" zeichnen wir nicht gelungene Antragsprosa aus, sondern fordern die ausgewählten Projekte auf, ihre Wirksamkeit im konkreten Tun zu beweisen. Die Teams, die die meisten Fortschritte machen, die Coachingangebote am besten nutzen und sich auch in der Praxis behaupten können, erreichen die jeweils nächste Stufe im Förderprozess. Mit diesem zielgerichteten und koordinierten Einsatz von Kräften hebeln wir die Wirkung der einzelnen Ideen enorm, so dass die besten schließlich maximale systemische Veränderungskraft entfalten können.
 

Bei "Wirkung hoch 100" geht es um die besten Ideen für das Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystem der Zukunft: Was ist Ihre persönliche Vision?

In der heutigen Welt ändern sich Dinge so schnell, dass niemand genau sagen kann, wie zum Beispiel Bildung im Jahr 2030 aussehen wird. Daher wünsche ich mir einen neuen, innovativen Prozess, mit dem wir schnell auf Herausforderungen reagieren und neue Ansätze im Bildungsbereich testen können; Ansätze, die Schulen und anderen Institutionen mehr Raum für Kreativität und Gestaltung geben. Wenn die Corona-Krise eines gezeigt hat, dann, dass es möglich ist, schnell zu handeln und als Gesellschaft gemeinsam eine gesellschaftliche Herausforderung anzupacken.