Hochschulen im Diversity Audit "Vielfalt gestalten"

"Wie wollen wir mit Vielfalt grundsätzlich umgehen? Und wie erreichen wir es, dass in allen Fachbereichen, in allen Strukturen Vielfalt, Aufmerksamkeit, Wertschätzung Berücksichtigung erfährt?"

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Diversity Audit (Video)
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Warum nehmen die Hochschulen Bochum, Fulda und Heilbronn am Diversity Audit "Vielfalt gestalten" des Stifterverbandes teil? Weil es die Chance eröffnet, systematisch und in allen Bereichen der Hochschulen das Thema Diversität zu verankern. Am Anfang steht immer die Frage: Wie können Studierende mit ganz unterschiedlichem Hintergrund am besten lernen?

Mit O-Tönen von:

  • Andrea Mohnert, Fachbereich Architektur, Hochschule Bochum
  • Kathrin Becker-Schwarze, Professorin für Familien- und Jugendrecht, Hochschule Fulda
  • Rainald Kasparik, Professor für Wirtschaftsingenieurwesen, Hochschule Heilbronn

Mehr Info zum Diversity Audit

 

Jede Woche neu beim Stifterverband:
Die Zukunftsmacher und ihre Visionen für Bildung und Ausbildung, Forschung und Technik

Autorin: Corina Niebuhr
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes

Transkript des Videos

(Andrea Mohnert)
Ich glaube, eine gute Lehre muss immer sich damit auseinandersetzen, wer lernt. Wenn ich lehre, wenn ich mich mit Kompetenzentwicklung beschäftige, dann ist es grundsätzlich richtig, immer zu fragen: Mit wem arbeite ich? Welche Voraussetzungen bringt er mit, welche Interessen, welche Kenntnisse, welche Lebenswirklichkeit hat er?

(Kathrin Becker-Schwarze)
Wir haben es eben halt mit Studierenden zu tun unterschiedlicher Herkunft, mit Migrationshintergrund, Internationalität, mit sozialer Herkunft als Thema und dann noch mit den Überschneidungen der Facetten oder mit Familienhintergrund, das heißt, diese ganzen Anforderungen, die jetzt die Studierenden haben, also auch dass viele Studierenden arbeiten müssen, also entweder in Teilzeit studieren oder in Vollzeit und dann nebenher noch arbeiten müssen. Das sind alles Bedingungen, auf die die Hochschulen reagieren müssen ein Stückweit, mit unterschiedlichen Formaten.

(Rainald Kasparik)
Also, wir haben festgestellt, dass über den Ansatz, die Studierenden selber zu befähigen, ihre Leistungsfähigkeit zu stärken und daran zu arbeiten, wie man besser lernt, vielleicht in Gruppenarbeit lernt, dass das ergänzt werden muss, und zwar ergänzt werden muss durch andere Lehrformate, Lehrformen, in denen wir zum Beispiel ganz konkret versuchen, Beispiele aus dem persönlichen Lebensumfeld mitaufzunehmen als ein Ansatz, dass dadurch der Studierende einen direkteren Bezug zu seiner Lebenserfahrung herstellen kann, dadurch ein stärkeres Interesse auch am Fachgebiet rekrutiert werden kann und dadurch dann insgesamt ein stärkeres Engagement erfolgt.

(Kathrin Becker-Schwarze)
Mich treibt es natürlich an, möglichst für die Studierenden gute Studienbedingungen zu schaffen und sie auch erfolgreich zu Abschlüssen zu bringen. Das ist die eine Facette, und die andere Facette hat natürlich auch etwas mit einer Kultur an der Hochschule zu tun. Also, ich glaube, dass selbst wenn man ein Audit hat zu Diversity, heißt das noch nicht, dass eine Hochschule den Grundsätzen der Diversität und Chancengerechtigkeit, was übrigens eine ganz wichtige Facette bei mir ist, also das Thema. Ich finde, Diversität ist ja immer ein bisschen diffus oder ein bisschen breit, sondern es geht eigentlich um Chancengerechtigkeit. Und das ist eine Frage der Kultur, die gelebt werden muss.

(Andrea Mohnert)
Wenn man sich zum Beispiel mit der Auditierung beschäftigt, dann heißt das, Fragen zur gesamten Hochschule zu stellen. Wie wollen wir mit Vielfalt grundsätzlich umgehen? Und wie erreichen wir es, dass in allen Fachbereichen, in allen Strukturen Vielfalt, Aufmerksamkeit, Wertschätzung Berücksichtigung erfährt? Dass Lösungen entwickelt werden, und das finde ich so sehr spannend, von denen alle profitieren. Und nicht nur die, die vielleicht das Thema aufgeworfen haben, sondern wenn wir es gut machen, dann werden dadurch alle einen Gewinn haben, in einer lebendigen Organisation zu lernen. Das heißt also, es geht um Sensibilisierung, es geht um systematische Betrachtung, es geht um das Handeln nach einem längerfristig wirksamen Konzept. Und so eine Auditierung gibt einem doch die Chance, das auch mal ganz konzentriert durchzuführen und mit einer entsprechenden Reichweite.

(Rainald Kasparik)
Also, was bringt das Diversity Audit und warum ist es so wichtig auch für die Hochschulleitung, das Diversity Audit auch entsprechend zu unterstützen? Es ist natürlich auch ein ganz anderer Anreiz gegenüber den Professorinnen und Professoren, wenn wir nachweisen können und wenn wir mitteilen können, dass wir ausgewählt worden sind. Also, das bekommt einen ganz anderen Stellenwert, das ist das eine. Und das zweite ist auch ein gewisser heilsamer Druck, der dadurch entsteht, dass man über den Selbstbereich und über die Zwischenberichte dann sich mit der Thematik noch intensiver auseinandersetzt.

(Kathrin Becker-Schwarze)
Warum wir uns für das Diversity Audit entschieden haben? Das war im Grunde genommen eine nachgelagerte Entscheidung. Wir hatten das Thema selbst schon im Präsidium verankert. Die Hochschule Fulda hat eigentlich schon eine gelebte Tradition, was viele Elemente von Diversity ausmachen. Und dazu kam dann parallel die Bewerbung zu dem Audit, und wir versprechen uns davon, dass wir das Thema Diversity konzeptionell besser voranbringen können. Also, welche Projekte haben sich bewährt? Welche Lehrformate haben sich bewährt? Welche haben sich eher nicht bewährt? Was gibt es überhaupt darüber hinaus? Das ist ja noch ein bisschen, nicht ein Stochern im Nebel, sondern eher eine Explosion von Best-Practice-Beispielen. Und man muss das Rad ja nicht immer wieder neu erfinden.

(Andrea Mohnert)
Also, das Verfahren "Vielfalt gestalten", dieses Audit, mit dem wir uns jetzt beschäftigen, hat zwei Stränge. Der eine Strang ist der kollegiale Austausch mit den anderen Hochschulen, die teilnehmen, und die intensive Arbeit im eigenen Hause. Und diese beiden Komponenten wechseln sich ab, ergänzen sich gegenseitig. Wir haben jetzt mit dem kollegialen Austausch begonnen und starten jetzt in die Workshop-Phase im Hause, und dort machen wir uns Gedanken, analysieren, erarbeiten, wie wir mit dem Thema Vielfalt ganz konkret in unserem Hause umgehen. Und was ich sehr gut finde, ist, dass es in diesem Verfahren zu einer hochschulindividuellen Herangehensweise führt. Also, wir werden am Ende nicht alle das Gleiche machen. Wir beschäftigen uns alle mit ähnlichen Fragen, aber die Lösungen, die dann entstehen, in unserer Hochschule, in anderen Hochschulen, sind eben auch vielfältig.