Impact of Science

Innovation mit Hinz und Kunz

Beatrice Lugger
Beatrice Lugger (Illustration: Irene Sackmann)
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Der Forschungsgipfel 2017 hat vielseitige Wege zu unterschiedlichen Innovationsgipfeln aufgezeigt: Traditionsunternehmen mit neuen Ansätzen, Start-ups mit klugen Ideen oder dem unerwarteten i-Tüpfelchen, das einem Produkt Flügel verleiht, wie etwa die Digitalisierung dem Carsharing. Und unterschwellig stand immer wieder die Frage nach der Akzeptanz von Innovationen im Raum – die in der Aussage gipfelte, dass man doch nicht ernsthaft Hinz und Kunz in solche Prozesse einbinden könne. Da war hier ein lautes „Ha“ zu hören, dort ein  leises Lächeln zu sehen.

Sollen, wollen, können, müssen diejenigen, die Innovation vorantreiben, mit Hinz und Kunz reden? Hinz und Kunz, also jedermann? Das ist doch nicht leistbar! Das ist doch wirklich zu viel verlangt! Dass es dazu durchaus Gedanken und Ansätze gibt, zeigten die Diskussionen an diversen Stellen immer wieder. So benannten Teilnehmer der zweiten Podiumsrunde an unterschiedlichen Stellen beispielsweise:

Wir brauchen Marktplätze des Austauschs, so die Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger*; es fehlen informelle Räume, in denen man miteinander Face-to-Face kommuniziert und wahrnimmt, dass andere eine andere Perspektive auf die Welt haben als man selbst, so der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Peter Strohschneider*; wir müssen über Beteiligung von Menschen sprechen, so der Journalist Jan-Martin Wiarda*. 

Schade, dass diesem Thema der Akzeptanz und des Dialogs aber kein expliziter Raum gegeben wurde. Denn: Wie könnten wir heute Forschungsprojekte aufstellen und Innovationen fördern, wenn nicht mit einer klugen Beteiligung von Bürgern und dem Einbinden von Stakeholdern? Wenn wir aus vergangenen Jahr(zehnt)en gelernt haben, dann hoffentlich doch, dass Innovationen nicht aufoktroyiert werden können. Egal ob Innovationen von langer Hand geplant sind oder unerwartet und disruptiv kommen und ganze Gesellschaftsstrukturen verändern – sie setzen sich nur durch, wenn sie von der Gesellschaft mit all ihren Schichten und Facetten getragen werden. Deshalb benötigen wir vermehrt Dialogformate für unterschiedlichste Zielgruppen. 

Apropos Zielgruppen: Das größte Problem dabei ist die Gruppe der Nichterreichbaren – derjenigen, die in keinem Verein organisiert sind, in keiner Organisation aktiv sind, die sich lange Zeit nicht für bestimmte, sie betreffende Themen interessieren, die aber am Ende womöglich protestieren. Diese Gruppe zu identifizieren und zu erreichen, wird dauerhaft die größte Herausforderung bleiben. Aber sicher ist auch schon sehr viel gewonnen, wenn die klassischen Stakeholder bundesweit und an den betreffenden Standorten lokal angesprochen und zum Dialog geladen werden und wenn wir generell eine Kultur des Austauschs pflegen. Dies gilt auch im Sinne eines interdisziplinären Dialogs. 

Beatrice Lugger
Beatrice Lugger (Illustration: Irene Sackmann)
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Wissen.Werte.Worte

Wissen. Werte. Worte. ist eine Kolumne zur Wissenschafts­kommuni­kation von Beatrice Lugger. Die Wissenschafts­journalistin und Direktorin des Nationalen Instituts für Wissenschafts­kommunikation, NaWik, legt großen Wert auf eine verständliche Kommunikation von Wissen und Wissens­wertem. Diese gilt es zu stärken. Denn heute reden alle mit – mehr oder weniger qualifiziert, ambitioniert und motiviert. Es gibt eine Flut an Informationen, richtigen und falschen Behauptungen oder in die Irre leitenden Metaphern. Gerade deshalb plädiert Lugger für den Dialog, für die Nutzung interaktiver Formate und eine Debatten­kultur in der Wissenschafts­kommuni­kation auf Augenhöhe.


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Wirkliches Zuhören

DFG-Präsident Peter Strohschneider auf dem Forschungsgipfel 2017
DFG-Präsident Peter Strohschneider
DFG-Präsident Peter Strohschneider (Foto: David Ausserhofer)
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Dabei meint Dialog tatsächlich Augenhöhe. Wirkliches Zuhören. Ein solcher Dialog kann dazu führen, dass Innovationen (schon frühzeitig) überdacht oder neu gedacht werden; dass sie eine andere Zielrichtung bekommen. Dies steckt auch hinter der Idee von Responsible Research and Innovation (RRI). Dieser Ansatz verfolgt das Ziel, bereits im Forschungsstadium und Innovationsprozess durch frühzeitige Einbindung von Stakeholdern, Endverbrauchern und Bürgern Forschung und Innovation stärker an gesellschaftlichen Werten, Bedarfen und Wünschen auszurichten. Schlicht: Es geht darum, Akzeptanzprobleme von Anfang an zu vermeiden und wirkliche Bedarfe zu erkennen und zu berücksichtigen. Beteiligung sowie ein Diskurs über die Ausrichtung neuer Entwicklungen sind dabei notwendige Schritte, um am Ende auch eine gesellschaftliche Verantwortung für diese mitzutragen.

So weit gingen die Gespräche während des Forschungsgipfels zwar nicht, aber Peter Strohschneider zeigte am Ende noch eine bedenkenswerte Option auf, die hier genannt sein muss. Er meinte, vielleicht sei das Akzeptanzproblem nur ein punktuelles, aber kein grundsätzliches im Sinne einer technologiefeindlichen Gesellschaft. „Das ist sie nicht.“

In der Tat, wer weiß? 

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*Anmerkung: In der Videoaufzeichnung des „Inner Circle 2“ können Sie den exakten Wortlaut hören und die Debatte nachvollziehen.

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