Eine Uni – ein Buch: Projekte 2022

In der sechsten Ausschreibungsrunde haben der Stifterverband und die Klaus Tschira Stiftung zehn Ideen und Aktionen ausgezeichnet. Sie werden mit jeweils 10.000 Euro gefördert.

Die Auswahl der Hochschulen hat im März 2022 eine Jury aus den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Zivilgesellschaft getroffen. Die Projektförderung beginnt mit dem Sommersemester 2022.

 

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Gary Marcus & Ernest Davis: Rebooting AI – Building Artificial Intelligence We Can Trust

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Bewerbungsvideo für den Wettbewerb "Eine Uni – ein Buch" 2022

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Thema, das fasziniert und mit dem große Erwartungen, aber auch Ängste verbunden werden. Technologische Entwicklungen im Bereich KI nehmen Einzug in immer mehr Lebensbereiche – von personalisierter Werbung über maschinelle Übersetzung bis zur Bilderkennung. KI-Forschung an Hochschulen sowie Unternehmen liefert Methoden für die industrielle Produktion, für medizinische Diagnostik oder computergestützte Bildungsangebote. Autonomes Fahren und intelligente Haushaltsroboter werden als realistische Angebote in nicht so ferner Zukunft diskutiert. Trotz einer zunehmenden Zahl von Bildungsangeboten, haben immer noch viele Menschen eine sehr unklare oder auch unzutreffende Vorstellung davon, was KI-Methoden sind und was sie leisten können.

Das 2019 erschienene Buch "Rebooting AI – Building Artificial Intelligence We Can Trust" von den KI-Forschern Gary Marcus und Ernest Davis bietet einen allgemeinverständlichen Einstieg in das Forschungsgebiet Künstliche Intelligenz. Die Autoren zeigen die Grenzen aktueller Ansätze im Vergleich mit menschlichen Verstehensleistungen auf und bieten gleichzeitig Perspektiven für die Entwicklung von menschgerechten, vertrauenswürdigen KI-Ansätzen.

Die Universität Bamberg war die Gewinnerin im Bayerischen KI-Wettbewerb und besetzt aktuell zu zwei bereits vorhandenen sieben weitere Professuren im Bereich KI. Durch die Lektüre von "Rebooting AI" soll das Thema aus der Informatik heraus in die anderen Fakultäten, die Stadt und die Region getragen und der interdisziplinäre Dialog gefördert werden. Zum Auftakt wird Gary Marcus einen Vortrag (live via Video) halten und für Fragen zur Verfügung stehen. An der Universität wird das Thema in interdisziplinären Veranstaltungen adressiert, bei denen sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Studierende in Austausch kommen. Bereits bestehende Kooperationen mit Schulen werden in diesem Jahr speziell das Thema KI aufgreifen. Da das Buch nur in englischer Sprache vorliegt, werden, gemeinsam mit Studierenden, zentrale Inhalte sprachlich und fachlich geeignet aufbereitet. Ein KI-Skulpturenweg, ein KI-Frühschoppen "auf dem Keller" und gemeinsame Projekte mit dem Künstlerhaus sollen die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und den Diskurs zwischen Hochschule und Stadt fördern.

Mehr Info auf der Website der Universität Bamberg
 

 

Universität Bayreuth

Rebekka Endler: Das Patriarchat der Dinge

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Bewerbungsvideo für den Wettbewerb "Eine Uni – ein Buch" 2022

Schon immer haben Männer diese Welt nach ihren Bedürfnissen und Gesetzen geformt und gestaltet, was sich in einer patriarchalen Selbstverständlichkeit manifestiert hat. Dies kann als zentrale Aussage von Rebekka Endlers "Das Patriarchat der Dinge, Warum die Welt Frauen nicht passt" verstanden werden. Mit dem Männlichen als ubiquitärer Norm so vieler Dinge wird anderen Geschlechtern nicht nur das Leben erschwert, sondern teilweise sogar gefährdet und Chancengleichheit verhindert. Darüber hinaus geht es um Kapitalismus und Mehrfachdiskriminierung: also um eklatante Zusammenhänge zwischen Machtstrukturen und Diskriminierungsdimensionen.

Die Universität Bayreuth greift mit diesem Buch eine Thematik auf, die zurzeit durchaus populär ist und viel Beachtung findet, gleichzeitig aber auch kontrovers aufgenommen und rezipiert wird. Diese ambivalenten Reaktionen sind nicht nur auf dem Campus spürbar, sondern auch in der Stadt Bayreuth und der Region. Hier sind ebenso genderspezifische Mängel im Design zu finden, die so nicht länger hingenommen werden sollen. Als junge Hochschule ist die Universität Bayreuth bekannt für den Blick über den Tellerrand hinaus, für disziplinübergreifende Zusammenarbeit und für pragmatische Lösungsansätze.

Ziel ist es, "Das Patriarchat der Dinge" zu lesen, darüber zu debattieren und Rebekka Endlers Sammlung im Kontext der Universität Bayreuth, der Stadt Bayreuth und der Region weiterzuentwickeln. Die Auseinandersetzung mit dem Buch und seiner Thematik richtet sich an Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Beschäftigte der Universität Bayreuth und an die interessierte Öffentlichkeit aus Stadt und Region. Die Universität Bayreuth strebt an, für diese Thematik zu sensibilisieren, Menschen in Austausch zu bringen und Mängel im Design der Universität und der Stadt zu identifizieren. Gleichwohl soll nicht nur der Mangel beklagt werden, sondern auch gemeinsam Lösungsansätze gefunden und umgesetzt werden

Mehr Info auf der Website der Universität Bayreuth
 

 

Bard College Berlin

Francisco de Goya: Los Desastres de la Guerra (Die Schrecken des Krieges)

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Krieg, Flucht und Migration – mit diesen Themen, die gegenwärtig leider besondere Relevanz haben, beschäftigt sich Francisco de Goyas "Los Desastres de la Guerra" (Die Schrecken des Krieges). Die zwischen 1810 und 1814 während der französischen Besatzung Spaniens geschaffene Bilderserie besteht aus 82 Grafiken, die in Buchform publiziert wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Goya von seiner einstigen Rolle als Hofmaler bereits weit entfernt. Anstatt den Krieg einseitig zu heroisieren, werden die Grausamkeiten verurteilt, wobei seine Anklage nicht einem spezifischen Krieg, sondern dem Phänomen Krieg allgemein gilt. Hier offenbart sich nicht nur ein erfahrener Künstler, sondern auch ein Humanist und Philosoph.

Das Bard College Berlin möchte mit der Auswahl dieses eher ungewöhnlichen Buchs hervorheben, dass die Themen Krieg, Flucht und Migration uns alle als Gesellschaft betreffen. Häufig werden sie als vorübergehende Phänomene dargestellt, die kurzfristige Lösungen fordern. Dass es sich dabei allerdings nicht um Anomalien handelt, hat uns zuletzt der Krieg in der Ukraine gezeigt.

Darüber hinaus soll die Kraft des Bildes als kulturelles Zeugnis und Bedeutungsträger hervorgehoben werden. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Gleichzeitig ist es oft eine Herausforderung, sich mit Bildern des Grauens auseinanderzusetzen – so auch bei Los Desastres de la Guerra. Zuletzt soll die einschneidende Wandlung in der Arbeit und in der Lebenshaltung des Künstlers angesichts des politischen Geschehens seiner Zeit beleuchtet werden. Wie sich Künstler aller Epochen immer wieder kritisch mit ihrer historischen und gesellschaftlichen Realität auseinandersetzen, wird ebenfalls thematisiert.

Ein zentraler Ort des Projekts ist die Sammlung Scharf-Gerstenberg in Berlin-Charlottenburg. Das Buch ist Teil der Sammlung und wird von September bis Dezember 2022 ausgestellt und in öffentlichen Veranstaltungen wie Vorträgen, Panelgesprächen, Film-Screenings und anderen Formaten beleuchtet. In einer virtuellen Veranstaltung in Kooperation mit dem Prado-Museum in Madrid wird das Buch außerdem zwei zur gleichen Zeit entstandenen Goya-Gemälden, El Dos de Mayo und El Tres de Mayo, gegenübergestellt. Die Planung der Veranstaltungen wird inhaltlich stets von aktuellen und nicht absehbaren Ereignissen beeinflusst sein.

 

Universität Bremen

Gedichtalternativen für Deutschland

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Im Vorfeld der letzten Bundestagswahl hat "logo!"‐Kinderreporter Alexander den Spitzenpolitiker der "Alternative für Deutschland", Tino Chrupalla, getroffen. Im Interview vom 9. September 2021 forderte der Politiker, in deutschen Schulen müsse wieder mehr "deutsches Kulturgut" gelehrt und von den Schülerinnen und Schülern sollten wieder mehr "deutsche Gedichte" auswendig gelernt werden. Auf Nachfrage des Reporters konnte der Politiker jedoch kein konkretes Gedichtbeispiel nennen.

Die Universität Bremen ist sich sicher: Schülerinnen und Schüler schaffen das, ebenso wie weitere Bildungsexperten in Bremen! Deswegen fragt das Projekt "Gedichtalternativen für Deutschland – Mit 52 lyrischen Beiträgen zur kulturellen Bildung durch das Jahr" sie nach ihrem Lieblingsgedicht. Außerdem wollen die Initiatorinnen und Initiatoren von ihnen wissen, welchen Beitrag dieses Gedicht zur Verständigung über unser gemeinsames "deutsches Kulturgut", anders gesprochen: zu einer zeitgemäßen kulturellen Bildung, zur Werteorientierung, zur ästhetischen Wahrnehmung und damit zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts leisten kann.

Im Sinne der Diversitätskultur werden selbstverständlich Gedichte in allen Sprachen aufgenommen. Außer den Schülerinnen und Schülern selbst werden weitere Bildungsexpertinnen und ‐experten am Standort Bremen gefragt, zum Beispiel Lehrkräfte, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker, Kulturschaffende und viele mehr. So entsteht eine Publikation in Form einer illustrierten Gedichtsammlung mit persönlichen Kommentaren, die Lehramtsstudierende anschließend in schulpraktischen Phasen einsetzen, das heißt, in der Arbeit gemeinsam mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften erproben und erweitern können. Geplant ist, die Entstehung dieser Publikation durch Veranstaltungsformate für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Studierende, Bildungsexperten und weitere Bildungsbegeisterte in Bremen zu begleiten. Im Rahmen dieser Veranstaltungen sollen die ausgewählten Gedichte im Mittelpunkt stehen, also zum Beispiel szenisch dargestellt, mit Ausstellungsobjekten verknüpft und in unterschiedlichen Formaten diskutiert werden. Die Print‐Publikation soll begleitet werden von einer interaktiven Website, auf der sich alle Interessierten mit einer eigenen "Gedichtalternative für Deutschland" beteiligen können.

 

Technische Universität Dresden

Juli Zeh: Über Menschen

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Das vorliegende Konzept entstand maßgeblich durch den Gestaltungswillen und die hochschulpolitische Teilhabe von Studierenden in Kooperation mit der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek. Miteinander ins Gespräch kommen über Themen, bei denen sich gesellschaftlich in den vergangenen Monaten und Jahren die Fronten verhärtet haben und Dialog vielfach nicht mehr möglich ist – dies ist das Ziel der gemeinsamen Auseinandersetzung an der Technischen Universität Dresden mit "Über Menschen" von Juli Zeh. In diesem Kontext nimmt die TU Dresden ihre Rolle als gesellschaftliche Akteurin wahr, die durch ihr dialogorientiertes Miteinander auch in ihre soziale Umgebung wirkt. Dabei sucht sie den Austausch mit der Stadtgesellschaft und insbesondere zu jenen Themen, die sich auch als rote Fäden durch den Roman "Über Menschen" ziehen: Klimawandel, gesellschaftspolitische Teilhabe, Rassismus etc.

Um nach dem Vorbild des Romans nicht über, sondern mit Menschen zu reden, ist auch die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek in das Konzept mit eingebunden und gestaltet aus der Förderung heraus Citizen-Science-Projekte rund um den Roman. Dadurch soll ein Transfer des Campuslebens/der Universitätskultur in die Stadtgesellschaft Dresdens intensiviert werden und die bereits seit Jahren gelebte Praxis der Scharnierposition zwischen den Akteurinnen und Akteuren der Dresdner Stadtöffentlichkeit einnehmen.

Kombiniert werden diese Angebote durch dank der Förderung möglichen Aktionen, die studentisch organisiertes Campusleben stärken bzw. wiederbeleben werden. Die Formate der Auseinandersetzung sind auf unterschiedlichen Ebenen und für unterschiedliche Zielgruppen angelegt. Das Programm besteht aus studentischen Formaten wie dem Umweltringseminar, Philoabenden und dem Literarischen Salon, die einen statusgruppenübergreifenden universitätsinternen Austausch zu "Über Menschen" ermöglichen. Ergänzt werden diese durch eine theaterpädagogische Exkursionswoche der Universitätsschule Dresden – geplant und durchgeführt durch Studierende des Theater-Begleitstudiums.

Mehr Info auf der Website der Technischen Universität Dresden 
 

 

Hochschule Hamm-Lippstadt

Henning Jauernig: Young Money Guide – Richtig mit Geld umgehen und mehr vom Leben haben

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"Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!" – Diesen Satz hat wohl jede und jeder von uns schon einmal gehört. Doch wie genau sollte man den darin enthaltenen Hinweis, sein Geld für schwierige Zeiten zurückzulegen, am besten umsetzen? Das Buch "Young Money Guide" von Henning Jauernig vermittelt nicht nur jungen Menschen leicht verständlich relevantes Wissen zum Sparen, zur Investition von Geld, zur Kreditfinanzierung bis hin zur Steuererklärung sowie zu Themen der Altersvorsorge wie die (private) Rente, Versicherungen und Immobilienkauf und trägt so zu einer verbesserter Finanzbildung bei. Als ein bedeutendes gesellschaftspolitisches Thema kann der "finanzielle Alphabetismus" wiederum einen wichtigen Beitrag leisten, um Bürgerinnen und Bürger vor Altersarmut und Überschuldung zu schützen.

Die Hochschule Hamm-Lippstadt möchte als Bildungsstandort den demographischen Wandel und den wirtschaftlichen Strukturwandel in der Region unterstützen. Daher bezieht die Auseinandersetzung mit dem Buch "Young Money Guide" explizit die (Zivil-)Gesellschaft in verschiedenen Formaten mit ein. So kann eine Basis dafür geschaffen werden, dass finanzielle Allgemeinbildung als gesamtgesellschaftliche Chance im Sinne besserer finanzieller Entscheidungen und einem Schutz vor Altersarmut wahrgenommen wird.

An der Hochschule Hamm-Lippstadt werden etablierte Formate zur Buchdiskussion wie Vorlesungen und Seminare genutzt. Gleichzeitig ergänzen Angebote wie Buchausstellungen, Wissenscafés und Buchclubsitzungen den statusgruppenübergreifenden Austausch. Eine Ringvorlesung und ein "Finance Slam" runden das Angebot ab. Das Projekt möchte das Kompetenzteam "Finanzdienstleistungssektor" zum initialen Anlass nehmen, einen "Aktionsplan zur Stärkung der finanziellen Allgemeinbildung" für die Hochschule Hamm-Lippstadt zu entwickeln. Daher werden insbesondere durch hochschulschulweite Befragungen während der Projektdauer Erkenntnisse gesammelt, die anschließend genutzt werden sollen, um eine Strategie für eine nachhaltige Integration finanzwirtschaftlicher Themen innerhalb des regulären Hochschulbetriebs zu entwickeln.

Mehr Info auf der Website der Hochschule Hamm-Lippstadt
 

 

Technische Hochschule Köln

Marica Bodrožić: Pantherzeit – Vom Innenmaß der Dinge

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"Marica Bodrožić hat aus ihrem Buch 'Pantherzeit: Vom Innenmaß der Dinge' gelesen und ihre Gedanken dazu mit uns geteilt. Ein Buch, das im Frühling 2020 entstand und sich, den Einschränkungen und Einsperrungen zum Trotz, philanthropisch mit der Freiheit des Menschen befasst. Es war herzerwärmend, ihr zu lauschen. Zum einen, weil sie eine sehr bildhafte und artistische Wortwahl nutzte. Zum anderen, weil ihre Begeisterung für Sprache und Philosophie so unglaublich ansteckend war. Die Liebe zum Wort und zum Menschen sprudelte aus jedem ihrer Sätze hervor. Ein entscheidendes Thema ist für Marica Bodrožić die Verbundenheit der Menschen untereinander und mit der Natur, sei es durch den Erwerb einer weiteren Sprache oder durch die Lektüre desselben Buches (zur gleichen Zeit) an verschiedenen Orten."

Reaktionen wie diese Kurzdokumentation einer Studierenden führten zur Idee, das Buch aus einer Lehrveranstaltung hinaus in die Hochschule zu tragen: Die Lesung ließ die Bedeutsamkeit von Literatur für Erkenntnisprozesse entdecken und Spuren zu einem disziplinübergreifenden Studieren aufnehmen.

Das gemeinsame Lesen des Buches an verschiedenen Standorten und Fakultäten der TH Köln, mit Studierenden, Funktionsträgerinnen und Funktionsträger, Fachvertreterinnen  unhd Fachvertretern lässt einen breiten Austausch in zugleich verbindender Tiefgründigkeit erwarten: Bei aller Unterschiedlichkeit und Vielschichtigkeit von Perspektiven und Zuständigkeiten gibt es Fragen, die uns alle betreffen, durch die wir im Menschsein miteinander verbunden sind. In der wissenschaftlichen Perspektive der Inklusionsforschung lässt sich dies auf die Frage zusammenführen: Wie wollen wir miteinander leben?

Den Fokus enger auf das System Hochschule gerichtet, lässt sich daran anknüpfend formulieren: Wie wollen wir miteinander studieren – oder: Wie gestalten wir ein angemessenes und erkenntnisreiches Studium für alle? Diese Frage wird im Kontext zurückliegender Online-Semester sowie eines hybriden Studierens zunehmend brisant.

Das Buch "Pantherzeit. Vom Innenmass der Dinge" eröffnet ausgehend vom Bild der Vergänglichkeit und der Eingesperrtheit in Rilkes Gedicht "Der Panther" eine Welt aus Wörtern, in der politische und persönliche, umfassende und essenzielle Fragen umkreist werden. Im gemeinsamen Lesen möchte die TH Köln sich diesen zuwenden und zum Weiterlesen und Schreiben anstoßen lassen. Dies wird die Schriftstellerin Marica Bodrožić im Wintersemester mit einer Poetikdozentur begleiten.

Mehr Info auf der Website der Technischen Hochschule Köln
 

 

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Witi Ihimaera: The Whale Rider

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Mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie sahen sich Studierende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter plötzlich auf den engen Kreis des heimischen Schreibtischs zurückgeworfen. Was dabei auf der Strecke blieb, waren die zufälligen Begegnungen, die Flurgespräche, der ungezwungene Austausch mit Menschen aus anderen Arbeitszusammenhängen. Mit dem Projekt "Antipoden? Eine literarische Erkundung Neuseelands" möchte die Johannes Gutenberg-Universität Mainz solche Begegnungsräume neu schaffen und den Kosmos "Universität" wieder ein Stück größer und vielfältiger machen.

Wenn man von Mainz aus eine Nadel durch den Globus steckt – eine sehr lange Nadel, dann kommt sie in den Gewässern vor Neuseeland wieder zum Vorschein. Hier wohnen unsere Antipoden. Ein ideales Reiseziel für alle, die bereit sind, ihr Denken auf den Kopf zu stellen! Helfen wird dabei der 1987 erschienene Roman "The Whale Rider" des Māori-Autors Witi Ihimaera. Er erzählt die Geschichte von Kahu, der Tochter einer angesehenen Māori-Familie, die, vom Oberhaupt des Stammes zunächst verkannt, dazu bestimmt ist, dessen Schicksal zu erfüllen. Es ist eine Geschichte von bedingungsloser Liebe, von Zurückweisung und Versöhnung, von Tradition und Erneuerung – und nicht zuletzt eine Erzählung von der tiefen Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Es ist eine Geschichte, die vertraut wirkt und doch in ihren ganz eigenen Traditionen gelesen werden will.

Ein Semester lang wird sich die Universität sich in disziplinären und interdisziplinären Arbeitsgruppen mit dem Text und dem von ihm gesetzten Themen auseinandersetzen. Dabei wird es auch immer um die Frage gehen, inwiefern die Hochschule das Gelernte in die (universitäre und außeruniversitäre) Öffentlichkeit tragen kann. Als verbindendes Element fungieren in dieser Zeit eine hybride Ringvorlesung, die Expertinnen und Experten aus Mainz und Neuseeland zu Wort kommen lässt, sowie eine Social-Reading-Plattform. Höhepunkt des Projekts wird dann ein Aktionsmonat sein, der neben dem wissenschaftlichen auch dem künstlerisch-produktiven Austausch mit "Whalerider" gewidmet ist. Unter anderem wird der Rhein mit Walgesängen belebt und ein Begegnungsort errichtet, der in Form einer medialen Übertragung ein dauerhaftes Fenster zu unseren Antipoden aufstößt.

Mehr Info auf der Website der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
 

 

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Şeyda Kurt: Radikale Zärtlichkeit – warum Liebe politisch ist

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In einem offenen, partizipativen Prozess entschieden sich die Angehörigen der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm für die gemeinsame Lektüre des Buchs "Radikale Zärtlichkeit – warum Liebe politisch ist" von Şeyda Kurt. Warum braucht eine technische Hochschule Zärtlichkeit?

Şeyda Kurt nimmt ihre Leserinnen und Leser mit zu Dating-Apps, Pflegerobotern und Sex-Spielzeug. Ihr graut nicht vor einer technisierten Welt. Stattdessen fragt sie, ob die Technologie nicht sogar helfen kann, "einander neu zu begegnen und neu zu verstehen". Vielleicht sind Technik und Beziehungen enger verknüpft als gedacht?

"Radikale Zärtlichkeit" hinterfragt traditionelle Liebesideale im "Kraftfeld von Patriarchat, Rassismus und Kapitalismus" und setzt diesen offene, hierarchiefreie Beziehungsmodelle entgegen – in romantischen Beziehungen genauso wie in Freundschaft, Familie oder Pflege. Eine Technische Hochschule mag nicht gerade prädestiniert erscheinen, sich mit Themen wie Gender oder Sexismus auseinanderzusetzen. Genau deswegen stellt sich die TH Nürnberg im Projekt "OHMYLOVE – Technologie trifft Zärtlichkeit" den Fragen, die das Buch aufwirft: Was ist Liebe? Wie wollen wir lieben? Warum ist Liebe politisch? Wen schließen wir aus?

Über das Buch sollen Akteurinnen und Akteure verschiedener Fachdisziplinen und Statusgruppen innerhalb und außerhalb der Hochschule miteinander ins Gespräch kommen. Die Autorin Şeyda Kurt diskutiert vor Ort mit Studierenden, Lehrenden, Mitarbeitenden. Wanderexemplare werden ausgelegt, online Lektüreeindrücke gesammelt. Das Buch wird zum Anlass für fächerübergreifende Seminare. Design-Studierende setzen Zitate aus dem Buch in typographisch auffälligen Plakaten, die am Campus sichtbar werden. Das Schreibzentrum lädt zu einer Schreibwerkstatt mit der Autorin. Liebesfilme werden analysiert, Chor und Theatergruppe kreieren eine Musik-Theater-Performance. Die Bibliothek veranstaltet einen Book Slam, das hochschulübergreifende Innovationszentrum LEONARDO einen Hackathon.

Bei vielen dieser Veranstaltungen treffen sich die Beteiligten nach zwei Jahren Online-Lehre endlich wieder am Campus und nehmen zugleich mit moderner Technik all diejenigen mit, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vor Ort sein können. So werden Nähe und Distanz in hybriden Settings erlebbar.

Mehr Info auf der Website der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
 

 

Universität Vechta

Annette Hug: Tiefenlager

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Die sich verschärfende Klimakrise, die zunehmenden Folgen der Nutzung kontroverser Energiequellen oder die anhaltende Belastung der Umwelt mit Abfällen aus Produktion und Konsum sind nur einige Beispiele für die aktuellen ökologischen und sozialen Herausforderungen, die sich in den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN oder den Forderungen breiter sozialer Bewegungen wiederfinden und gesamtgesellschaftlich einen hohen Diskussionsbedarf erzeugen.

Diese Themen greift Annette Hug in ihrem fiktionalen Roman "Tiefenlager" auf und verbindet sie mit Fragen zur globalen Sozialität. Fünf Personen mit unterschiedlichen Lebenswegen gründen an einem abgelegenen Ort in den Alpen eine klosterähnliche Gemeinschaft, um ein Endlager für nukleare Abfälle zu beschützen und das Wissen über die Gefahren radioaktiver Strahlung über Generationen zu sichern und abzubilden.

Die Universität Vechta nimmt den Roman als Ausgangspunkt, um in dialogorientierten Formen unter Beteiligung unterschiedlicher Fächer zusammen mit Studierenden, gesellschaftlich relevante, politisch aktuelle wie zukunftsgerichtete Fragestellungen zu Atomkraft und alternativen Energiequellen und dazu vorliegenden Erkenntnissen zu durchleuchten und unter Einbindung regionaler Akteure, den gemeinsamen Diskurs zu Nachhaltigkeit insbesondere mit Fragen zu verbinden, wie wir heute gesichertes Wissen über die Welt und die sich verschärfenden gesellschaftlichen Problemlagen generieren können und wie dieses Wissen in die Gesellschaft gelangen kann.

Denn dies erscheint als eine der aktuell zentralen Aufgaben der Universität in Gegenwart und Zukunft. Insofern plant die Universität Vechta in unterschiedlichen Veranstaltungsreihen, gerade auch in Zusammenarbeit mit der Kirche am Campus, die epistemisch wie politisch essenziellen Themen von "Tiefenlager" in partizipativen und co-kreativen Gestaltungsformen und Diskursforen aufzugreifen, die durch öffentlichkeitswirksame Kommunikationen und Veranstaltungen gerahmt werden.

Mehr Info auf der Website der Universität Vechta

 

 

Feierliche Urkundenübergabe

Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Die Delegationen der zehn Hochschulen sowie der Organisatoren und Förderer der Initiative kamen am 27. Juli 2022 in Berlin zusammen.
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Jede der zehn geförderten Hochschulen erhielt zur Auszeichnung eine Urkunde.
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Renate Ries, Leiterin Kommunikation/Wissenschaftskommunikation bei der Klaus Tschira Stiftung
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Volker Meyer-Guckel, Generalsekretär des Stifterverbandes
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Talkrunde mit den Delegationen der geförderten Hochschulen und Moderator Jan-Martin Wiarda
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Talkrunde mit den Delegationen der geförderten Hochschulen
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Talkrunde mit den Delegationen der geförderten Hochschulen
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Talkrunde mit den Delegationen der geförderten Hochschulen
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Fabian Franke und Markus Behmer von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg mit der Urkunde
Eine Uni – ein Buch: Übergabe der Urkunden am 27. Juli 2022 in Berlin (Foto: Peter Himsel)
Foto: Peter Himsel
Elena Köstner und Angela Danner von der Universität Bayreuth mit der Urkunde