Christian Dominic Fehling: Hologramme im Hörsaal

Christian Dominic Fehling: Hologramme im Hörsaal

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Christian Dominic Fehling: Hologramme im Hörsaal
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3D-Modelle vom Körper, die in den Raum projiziert werden, und Tablets, die das Innenleben einer Maschine sichtbar machen: So kann das Lernen der Zukunft aussehen. Doch es gibt neben ungeklärten technischen Fragen noch ein großes Hemmnis: die Lehrenden. Christian Dominic Fehling vom Institut für Systemforschung der Informations-, Kommunikations- und Medientechnologie an der Bergischen Universität Wuppertal zeigt, was Augmented Reality für den Unterricht bedeuten wird.

Produktion: Corina Niebuhr, Webclip Medien Berlin
für den Bildungskanal des Stifterverbandes

Transkript des Videos

Es wäre auf jeden Fall ein interessanter Aspekt, jetzt tatsächlich an einem virtuellen 3D-Modell zu lernen.

Ich persönlich sehe Zukunftschancen gerade in volumetrischen Displays, das heißt, man braucht kein physikalisch vorhandenes flaches Display mehr, keinen Monitor, keinen Beamer oder keine Beamerfläche, sondern man projiziert Inhalte oder 3D-Modelle direkt in den Raum. Da gibt es interessante Ansätze, die das versuchen umzusetzen. Ein Zukunftsszenario könnte zum Beispiel sein, dass im Hörsaal nicht mehr in Lehrbüchern gelernt wird, sondern dass der menschliche Körper in den Hörsaal projiziert wird. Live, in 3D, in Echtzeit und dass dann an diesem virtuellen Modell, das für alle sichtbar ist, das man aus verschiedenen Perspektiven erkunden kann, gelernt werden kann. Das baut dann natürlich auf neuen Technologien auf, die noch zu entwickeln sind, sei es volumetrische Displays, Holographie oder dergleichen.

Es gibt zum einen die Erweiterung von Handbüchern oder Lehrbüchern mit digitalen Inhalten, das heißt, man hat zum Beispiel ein Biologie-Buch, und wenn man mit dem Smartphone oder Tablet darübergeht, erscheint der menschliche Körper oder das Nervenzentrum wird eingeblendet oder dergleichen. Parallel dazu gibt es die Entwicklung, dass zum Beispiel Texte live übersetzt werden. Das heißt, man hält sein Smartphone über ein fremdsprachliches Buch oder ein fremdsprachliches Plakat und bekommt auf dem Display direkt die Übersetzung eingeblendet. Ein großer Aspekt, der Augmented Reality ist, dass man im Prinzip ein virtuelles Fenster in eine Maschine öffnen kann und so den direkten Blick auf einzelne Bauteile, auf Elemente der Maschine offenlegen kann und so wieder zeigen kann, was denn für Prozesse darin ablaufen. Was früher an mechanischen Maschinen relativ einfach von außen zu sehen war, ist heute vielfach gar nicht mehr zu sehen. Und das ist halt ein Aspekt, den man durch die Verknüpfung der Realität mit den digitalen Inhalten, durch die Augmented Reality sehr gut umsetzen kann. Das heißt, wir überlagern die Maschine mit digitalen Inhalten, in unserem Fall dann mit 3D-Modellen und visualisieren Prozesse und Abläufe, die darin ablaufen. Und durch diese Verknüpfung zwischen dem Theoretischen, was in der Berufsschule vermittelt wird, und dem, was man tatsächlich an der Maschine, an der realen Maschine und an der erweiterten Maschine sehen kann, die führt halt dazu, dass komplexe Prozesse besser gelernt werden können.

Ein großes Hemmnis in dieser Umsetzung digitaler Lernmethoden, gerade wenn Smartphones und Tablets eingesetzt werden sollen, ist die Hemmung vieler Lehrender bzw. Bildungsinstitutionen, diese Geräte einzusetzen. Smartphones und Tablets als Lehrinstrument sind gerade an Berufsschulen, so ist unsere Erfahrung, aktuell gar nicht verbreitet. In erster Erprobung des Social Augmented Learning, die wir zusammen mit Berufsschulen und Ausbildungsbetrieben durchgeführt haben, war zu beobachten, dass vielfach ein Umdenken auf Seiten des Lehrpersonals nötig ist. Was früher Frontalunterricht war, das funktioniert heute zumindest im Einsatz digitaler Medien im Unterricht nicht mehr. Es sind auf jeden Fall andere Lernprozesse, die da stattfinden. Also, es ist nicht mehr der Schüler, der in der Klasse sitzt und gelangweilt den Lehrer anstarrt, sondern es sind tatsächlich Kleingruppen, die sich von selber bilden, ohne dass man aktiv wird, wo dann einzelne Schüler, die vielleicht in ihrem Betrieb schon den Stoff, der gerade behandelt wird, kennengelernt haben, anleiten, das heißt, selber zu Fachexperten werden, in ihren kleinen Gruppen dann ihren Mitschülern erklären, was denn gerade Fachinhalt ist, was gerade vermittelt werden soll. Und diese Prozesse zu beobachten, ist der erste Schritt, den wir jetzt im Projekt machen. Darüber hinaus wollen wir natürlich sinnvolle und erfolgreiche Konzepte daraus extrahieren. Das heißt, wir wollen nicht nur schauen, was passiert, wenn man Schülern ohne Anleitung Lerninhalte des Social Augmented Learning an die Hand gibt, sondern direkt zu zeigen, wie es denn im besten Fall laufen könnte