Stifterverband mit Wahlprüfsteinen zur bayerischen Landtagswahl

Welche Maßnahmen planen die im bayerischen Landtag vertretenen Parteien und DIE LINKE, um dem dramatischen Mangel an qualifizierten Lehrkräften in den Schulen zu begegnen? Das wollte der Stifterverband im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl wissen. Fazit: Die Ziele der Parteien für die Lehrkräftebildung bleiben deutlich hinter den politischen Gestaltungsmöglichkeiten zurück.

05.10.2023

Der teilweise dramatische Mangel an qualifizierten Lehrkräften in den Schulen hat gravierende Folgen: Unterrichtsausfall und eine unzureichende individuelle Förderung für Schülerinnen und Schüler; immer mehr verlassen die Schule ohne einen Abschluss. Der Stifterverband hat nachgefragt, was die Parteien im Bayerischen Landtag sowie die Partei DIE LINKE für die kommende Legislaturperiode planen, um ein bedarfsdeckendes Angebot an qualifizierten Lehrkräften zu gewährleisten. 

Insgesamt lässt sich feststellen, dass alle Parteien die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte verbessern wollen und sich hier auch über die Ansatzpunkte nahezu einig sind: Entlastung von Verwaltungsaufgaben, multiprofessionelle Teams, bessere Bezahlung für Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen, verlässlichere Beschäftigungsbedingungen für nicht verbeamtete Lehrkräfte, andere Arbeitszeitmodelle. Derartige Maßnahmen sind zu begrüßen, weil sie den Lehrerberuf attraktiver gestalten. Überlegungen zu einer grundlegenden Reform des Lehramtsstudiums, wie sie der Stifterverband fordert, bleiben jedoch aus. 

Voraussetzung für eine zeitgemäße Lehre in einer digitalen Arbeits- und Lebenswelt ist außerdem der Erwerb von digitalen Kompetenzen. Diese Querschnittskompetenz muss in jeden Lehramtsstudiengang implementiert werden. An vier der zehn lehrerbildenden bayerischen Universitäten kann heute immer noch ein Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen werden, ohne dass digitale Skills thematisiert wurden. Keine der gefragten Partei denkt über eine entsprechende Verpflichtung in der bayerischen Lehramtsprüfungsordnung nach. 

Um das Lehramtsstudium attraktiver zu gestalten und mehr Lehrkräfte gewinnen zu können, ist es aus Sicht des Stifterverbandes erforderlich, die Zugänge zum Lehramtsstudium weiter zu öffnen, etwa durch die Einführung eines Ein-Fach-Studiums zumindest für Mangelfächer. Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sollten künftig flächendeckend in die Ausbildung von Lehrkräften für die Beruflichen Schulen einbezogen und der Quer- und Seiteneinstieg in den Lehrberuf muss erleichtert werden. Die Reaktionen der Parteien auf diese Überlegungen sind jedoch zurückhaltend bis ablehnend. 

Fazit: Die Ziele der Parteien für die Lehrkräftebildung schöpfen die politischen Gestaltungsmöglichkeiten nicht aus. Der Stifterverband appelliert an die künftige Staatsregierung in Bayern, in ihrem Arbeitsprogramm ehrgeizigere Ziele zu formulieren und im Schulterschluss mit zivilgesellschaftlichen Akteuren konsequent umzusetzen.

Um die Lehrkräftebildung bundesweit attraktiver und effizienter zu gestalten, konkretisiert der Stifterverband aktuell einen Masterplan. Die Eckpunkte hat er gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus allen Phasen der Lehrkräftebildung sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in seiner Zukunftswerkstatt "Lehrkräftebildung neu denken" erarbeitet. Im November 2023 wird der Stifterverband den Masterplan für eine zukunftsfähige Lehrkräftebildung veröffentlichen.

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ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.

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Bettina Jorzik

leitet das Fokusthema "Schulische Bildung stärken".

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