Charta für digitale Bildungsinnovationen

Charta für Bildungsinnovationen (Logo)

Die systematische Weiterentwicklung unseres Bildungssystems setzt die Verknüpfung von innovativen digitalen Technologien und didaktischer Kompetenz voraus. Beide sind in Deutschland vorhanden und können zu wirksamen Produkten und Dienstleistungen für Schulen, Hochschulen und lebenslanges Lernen verbunden werden. Die Chance wie auch die Herausforderung liegt darin, diese in Deutschland frühzeitiger, schneller und deutlich breiter zum Einsatz zu bringen und deren Wirksamkeit wissenschaftlich zu begleiten.

Dabei geht es nicht um eine Kommerzialisierung des Bildungsmarktes, sondern um die Innovationsfähigkeit unserer Bildungsinstitutionen. Gleichzeitig benötigen Hochschulen adäquate Rahmenbedingungen, Ressourcen und Kompetenzen, um mit neuen Technologien und Tools für eine Verbesserung des Studiums und der Lehre experimentieren zu können. Durch die Kollaboration mit externen Dritten, insbesondere EdTechs, wird es für Hochschulen möglich, den notwendigen Innovationsschub einzuleiten.

Unter dem Begriff EdTech lassen sich innovative und technologieorientierte Unternehmen und Start-ups zusammenfassen, die anwendungsorientierte Lösungen, Services und Produkte im Bereich der Lern- und Bildungsanwendungen anbieten und dadurch innovative Lern- und Lehrkonzepte unterstützen bzw. ermöglichen.


Es besteht dringender Handlungsbedarf, Innovationen im Bildungsbereich agiler zu erproben, leichtgängiger weiterzuentwickeln und erfolgreicher im staatlichen Bildungssystem zu verankern. Um diesem Ziel näher zu kommen und dem Thema mehr Priorität einzuräumen, hat der Stifterverband eine Charta für digitale Bildungsinnovationen (ehemals EdTech-Charta) initiiert. Die Charta soll die Herausforderungen, den Handlungsbedarf und (unsere) Selbstverpflichtung zu EdTech-Innovationen kommunizieren. Gleichzeitig soll sie die Kooperationen zwischen Bildungseinrichtungen und EdTech-Unternehmen sowie weiteren externen Partnern vorantreiben. 

Erste Version der Charta für digitale Bildungsinnovationen

Die Charta ist im Rahmen eines mehrmonatigen partizipativen Multistakeholder-Prozesses gemeinsam mit zahlreichen erfahrenen Personen aus dem Bildungsbereich aus Hochschulen, internationalen EdTech-Allianzen und EdTech-Unternehmen entstanden. Die Charta fokussiert sich zunächst auf Hochschulen, viele Themen lassen sich aber auch auf den schulischen und andere Bildungsbereiche übertragen.

 

Zusammenfassung

  1. Digitale Bildungsinnovationen brauchen gemeinsame Ziele und strategische Verankerung
  2. Digitale Bildungsinnovationen brauchen förderliche Rahmenbedingungen, Freiräume und Wirkungsorientierung
  3. Digitale Bildungsinnovationen brauchen Netzwerke und Partnerschaften, um sichtbarer zu werden
  4. Digitale Bildungsinnovationen brauchen Ressourcen und neue Kompetenzen
  5. Digitale Bildungsinnovationen brauchen ein sicheres Infrastrukturfundament

 

Die fünf Leitlinien für digitale Bildungsinnovationen

1. Digitale Bildungsinnovationen brauchen gemeinsame Ziele und strategische Verankerung

 
Ein gemeinsames Bildungs- und Zielverständnis von Bund, Ländern, Hochschulen, gemeinnützigen Organisationen, EdTechs und Open-Source-Communitys ist notwendig, um so schnell wie möglich Maßnahmen in den folgenden Handlungsfeldern zu implementieren. Dies kann nur erreicht werden, wenn alle Akteurinnen und Akteure an einem Tisch zusammenkommen, um die verschiedenen Bedarfe und Perspektiven zu verstehen und daraus gemeinsame Visionen und Ziele zu definieren sowie Schritte und Maßnahmen, um diese zu erreichen.
 

Vielfältige Perspektiven und Bedarfe diskutieren und verstehen, um gemeinsame Ziele zu definieren

Wir brauchen

  • das Bewusstsein bei Hochschulen und bei politischen Entscheiderinnen und Entscheidern, dass innovative Lösungen im Sinne der Zukunftsgestaltung erfolgreich auch mit externen Partnerinnen und Partnern wie EdTechs und Open-Source-Communitys entwickelt werden können. Damit einher geht die notwendige Anpassung der politisch gestalteten Rahmenbedingungen, um eine übergreifende Nutzung der Angebote Dritter im Sinne der Bildungsgerechtigkeit und des freien Bildungszugangs zu gewährleisten.
  • die Darstellung und Anerkennung der unterschiedlichen Akteursperspektiven auf digitale Bildungsinnovationen, das heißt die Sichtbarmachung von Bedarfen sowie die Weiterentwicklung von Rahmenbedingungen. Hierbei sollten Didaktik und Technologie immer im Zusammenspiel betrachtet werden.

  • offene, partizipative Innovationsprozesse, um Akteurinnen und Akteure des Bildungssystems zusammenzubringen, damit diese gemeinsam Ziele definieren und neue Lösungen entwickeln.

  • Veränderungs- und Risikobereitschaft der involvierten Akteurinnen und Akteure verbunden mit einer iterativen, nutzerorientierten Vorgehensweise, um die Bedarfe von Lernenden und Lehrenden zu identifizieren und zu erfüllen.

  • einen gesellschaftlichen Diskurs zu gelungener Hochschulbildung gemeinsam mit Bund, Ländern, Hochschulen und Studierenden sowie Akteurinnen und Akteuren des Arbeitsmarktes. Die zentrale Frage dabei lautet: Wie kann ein nachhaltiger Aufbau von Kompetenzen gelingen, bei dem Studierende und in der Folge Absolventinnen und Absolventen ungeachtet ihrer Herkunft befähigt werden, in der Zukunft erfolgreich und handlungsfähig zu sein und eine demokratische Gesellschaft zu gestalten (Stichwort Future Skills)? Wie wird zudem durch die Einbindung von Bildungsmedien die Employability (1) der Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen gefördert? Verbunden damit ist auch eine kritische Reflexion und Beforschung der soziokulturellen Auswirkungen dieser Bildungsmedien und ihres Einsatzes.

 
Digitale Bildungsinnovationen strategisch in Hochschulen verankern

Hochschulen, EdTechs und Open-Source-Communitys können gemeinsam Innovationen für das Lernen und Lehren an Hochschulen entwickeln. Hierfür gibt es notwendige strategische Rahmenbedingungen.

Wir brauchen

  • eine klare strategische Verankerung von digitalen Bildungsinnovationen in den Hochschulen und in den Zielvereinbarungen zwischen Hochschulen und Ministerien. Dabei müssen didaktische Entwicklungen, soziokulturelle Auswirkungen und technologische Möglichkeiten zusammengedacht und zusammen weiterentwickelt werden.
  • beschleunigte Beschaffungs- und Entscheidungsprozesse an den Hochschulen, um die Erprobung von externen Lösungen gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern zeitlich absehbar zu gestalten. Besonders erfolgskritisch und dringlich ist dabei die Entwicklung von agilen, digitalen Verwaltungsstrukturen.

  • explizit ausgewiesene personelle und finanzielle Ressourcen für die Erprobung und technologische Entwicklung von Lösungen sowie ihrer Einführung und nachhaltige Umsetzung in der Organisation. Innovationen in der Lehre und ihre personellen und technologischen Voraussetzungen sollten in die institutionellen Entscheidungs- und Budgetierungsprozesse der Hochschulen integriert sein.

  • Strukturen und Prozesse in Lehre, Forschung und Verwaltung, die Experimente und agile Arbeit ermöglichen.

  • noch mehr mutige, lehrerfahrene Innovationsverantwortliche (sogenannte Change Champions) in den Hochschulen, die relevante und wirksame Pilotprojekte initiieren und erproben, um sie im Erfolgsfall für eine breite Umsetzung in der Institution zu übergeben. Zudem sollten sie ihre Erfahrungen über Hochschulgrenzen hinaus teilen. Diese Change Champions müssen als Schlüsselakteurinnen und Schlüsselakteure intern und extern gut vernetzt und in ihrer Expertise anerkannt sein ("the go to EdTech person"). Es gibt bereits viele wichtige Treiberinnen und Treiber an Hochschulen, jedoch ist eine flächendeckende methodische und finanzielle Befähigung dieser Menschen wichtig und notwendig.
     

(1) Employability heißt wörtlich übersetzt Beschäftigungsfähigkeit und beinhaltet alle Maßnahmen, die die Arbeitsmarktfähigkeit von Mitarbeitenden oder in der vorliegenden Diskussion von Studierenden sowie Absolventinnen und Absolventen erhalten beziehungsweise verbessern. Diese Maßnahmen schließen Fort- und Weiterbildungsangebote sowie eine aktive Haltung der Personen für die eigene Weiterqualifizierung ein.

2. Digitale Bildungsinnovationen brauchen förderliche Rahmenbedingungen, Freiräume und Wirkungsorientierung

 
Die aktuellen Rahmenbedingungen für öffentlich finanzierte Hochschulen erschweren deren Kooperation mit externen, marktorientierten Akteurinnen und Akteuren wie EdTechs.
 

Freiräume an den Hochschulen ermöglichen

Wir brauchen

  • Experimentierklauseln für Hochschulen in allen Landeshochschulgesetzen. Diese sollen digitale Bildungsinnovationen und neue Kollaborationsformen hochschulintern, aber auch hochschulübergreifend in nationalen oder internationalen Konsortialprojekten und mit externen Partnerinnen und Partnern ermöglichen. Die Experimentierklausel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) kann hier ein erster Impuls sein, die Möglichkeiten für Hochschulen und externen Partnerinnen und Partnern weiterzuentwickeln.

  • Freiräume und (wissenschaftliche) Anerkennung für Experimente im Sinne der Nutzung von bestehenden digitalen Bildungsinnovationen und der Lösungsentwicklung mit externen Partnerinnen und Partnern.

  • eine offizielle, rechtlich abgesicherte Grundlage und innovationsfördernde, offene Qualitätsstandards, die für die Zusammenarbeit von Hochschulen mit externen Partnerinnen und Partnern als Richtlinie dienen können. Diese Standards würden sicherstellen, dass Bildungstechnologien und Lerninhalte offen zugänglich sind und Fragen des Datenschutzes und der Qualitätsanforderungen geklärt sind. Gleichzeitig wäre gesichert, dass diese Fragen nicht bei jedem Projekt neu beantwortet und Prozesse der Legitimierung neu durchlaufen werden müssen.

  • eine Ausgestaltung von Initiativen und Förderprogrammen, die den Austausch von staatlichen und privaten Hochschulen fördern und auch die Erfahrungen aus privaten Innovationslaboren für das Wissenschaftssystem sichtbar und nutzbar machen.

  • auf Skalierbarkeit ausgelegte digitale Bildungsinnovationen, in denen die Bedarfe von Lernenden und Lehrenden in einzelnen Einrichtungen erkannt, genutzt und diese Lösungen regional, national und international auf andere Anwendungssituationen übertragen werden können.

 
 

Wirkungs- und ergebnisorientierte Steuerung stärken

Erfolgskriterien für die Hochschulbildung orientieren sich in der Breite bisher nicht an übergeordneten Zielen. Erfolgreiche Hochschulbildung wird oft entweder anhand von Inputfaktoren (zum Beispiel Ressourcen oder Betreuungsrelationen) oder Studierendenzufriedenheit gemessen. Analog dazu geben auch die Rahmenbedingungen oft das "Wie" und weniger das "Was soll am Ende dabei herauskommen" vor. Experimentierräume lassen sich so schwer eröffnen.

Wir brauchen

  • einen Ansatz, der Wirkungs- und Ergebnisorientierung für Ziele in der Hochschulbildung und Freiräume bei der Gestaltung des Weges dorthin verbindet. Dies beinhaltet insbesondere die Diskussion, Definition und Evaluation von Zielen gemeinsam mit den Studierenden, deren Bedarfe und Kompetenzen die Hochschulen mit ihren innovativen Bildungsangeboten adressieren beziehungsweise entwickeln. 

  • eine Neuorientierung bei der Evaluation und Akkreditierung von Studienangeboten, die technologiegestützte Lernprozesse und Kompetenzentwicklung noch stärker in den Mittelpunkt stellt und anerkennt. Hier ist auch die Möglichkeit zur Akkreditierung von gemeinsamen Angeboten von Hochschulen und externen Partnerinnen und Partnern zu prüfen.

  • eine neue, modernisierte Prüfungskultur mit entsprechend angepassten Rahmenprüfungsordnungen, um die durch neue Ansätze erworbenen Kompetenzen der Studierenden abzubilden.

 
 

Erprobung von interdisziplinärer Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen und Partnern gezielt fördern

Didaktik und ein offenes digitales Ökosystem mit entsprechender Infrastruktur sollten mitgedacht werden, um institutionelle Barrieren abzubauen und Innovationen in der digitalen Lehre in übergreifender Form dauerhaft und nachhaltig zu verankern.

Wir brauchen

  • eine eigene Förderlinie des Bundes, beispielsweise im Rahmen des Bundesprogramms Digitale Hochschule, für die Kooperation von Hochschulen und externen Partnerinnen und Partnern, wie beispielsweise EdTechs. Ziel dieser Förderlinie sollte es sein, innovative Lösungen in Curricula zu integrieren und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen und Partnern in der Forschung, Lehre und Verwaltung wissenschaftlich begleitet zu erproben.

  • die Etablierung eines offenen EdTech-Ökosystems in Deutschland als Brücke zur Nationalen Bildungsplattform. Dieses kann qualitativ und quantitativ an internationale Vorbilder wie zum Beispiel EdTech France und SURF in den Niederlanden anschließen und neue Standards setzen sowie deutsche EdTechs aus der Nische bringen. Vorbild können hier Initiativen wie das European Digital Education Hub oder die European EdTech Alliance sein.

3. Digitale Bildungsinnovationen brauchen Netzwerke und Partnerschaften, um sichtbarer zu werden

 
Synergien in Netzwerken identifizieren und nutzen

Das Scouting von Technologien für die Lehre und die Qualitätssicherung bei neuen Lösungen und Produkten braucht Zeit, Ressourcen und eine ausgewiesene Expertise. Hochschulen sollten nationale oder internationale Allianzen mit gleichgesinnten und vergleichbaren Partnerinstitutionen in der Lehre bilden. Das Vorgehen als Konsortium oder Verbund wie beispielsweise von Initiativen wie der UAS74 (1) schont Ressourcen, sichert die Skalierung und Breitenwirkung sowie die Interoperabilität von Lösungen mit wichtigen Partnerinnen und Partnern.

Wir brauchen

  • eine "Fastlane" für die zielgerichtete Weiterentwicklung von skalierbaren Innovationen in den Hochschulen und den Auf- und Ausbau von (inter-)nationalen Netzwerken für die langfristige Implementierung.

  • einen intensiven Erfahrungsaustausch in länderübergreifenden Netzwerken mit Hochschulen, EdTechs und der Politik zur Integration und Skalierung von technologischen Lösungen und Produkten in die Lehre und Verwaltung, um die digitalen Bildungsinnovationen übergreifend zugänglich und nutzbar zu machen.

 
Kommunikation zu und Sichtbarkeit von digitalen Bildungsinnovationen erhöhen

Kommunikation und Sichtbarkeit, welche EdTech- und Open Source-Lösungen bereits vorhanden sind und von Hochschulen genutzt werden, bilden die Voraussetzung dafür, dass digitale Bildungsinnovationen etabliert und in die Breite getragen werden.

Wir brauchen

  • sichtbare zuständige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Open-Source-Communitys und EdTechs an den Hochschulen, um Anfragen an die richtigen Personen innerhalb der Hochschule zu vermitteln.

  • Kommunikation zwischen internen Stakeholdern, um Informationen bereichsübergreifend bereitzustellen sowie zwischen internen und externen Stakeholdern, um Interesse für die Perspektive der anderen Seite und somit wiederum das notwendige Kulturverständnis zu schaffen.

  • die Bereitschaft der Hochschulen, als Testimonial-Geberinnen für EdTechs und Open-Source-Lösungen zu agieren, um Eintrittshürden bei anderen Hochschulen zu minimieren und die Angebote übergreifend zugänglich zu machen.

  • öffentlichkeitswirksame, durch alle Akteurinnen und Akteure des Bildungssystems organisierte Veranstaltungen wie beispielsweise eine Showcase-Konferenz, um erfolgreich in Hochschulen implementierte technologische Lösungen zu präsentieren, zu würdigen und für Hochschulen und Politik sowie weitere Akteursgruppen sichtbar zu machen. In diesem Sinne ist der Vorstoß des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem EdTech Next Summit als positiv zu werten, sollte aber noch stärker um die Perspektive der Hochschulen ergänzt werden.

  • ein organisiertes Netzwerk beziehungsweise eine Interessenvertretung, welche EdTechs auf nationaler Ebene bei allen relevanten Akteursgruppen sichtbar macht, insbesondere in der Politik (vgl. Bundesverband Deutsche Startups e.V.).

 
(1) UAS7 besteht seit 2005 und ist ein Bündnis von sieben Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Deutschland: HWR Berlin, Hochschule Bremen, HAW Hamburg, TH Köln, Hochschule München, FH Münster und Hochschule Osnabrück.

4. Digitale Bildungsinnovationen brauchen Ressourcen und neue Kompetenzen

 
Finanzielle und zeitliche Ressourcen über Köpfe sowie neue digitale und methodische Kompetenzen sind das Fundament für die Entwicklung neuer Impulse für digitale Bildungsinnovationen. Hierfür kann vermutlich unter anderem die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) einen geeigneten Rahmen bieten.
 

Akteursgruppen tragen Ressourcen bei und bauen Kompetenzen auf

Es ist wichtig, dass sich alle relevanten Akteurinnen und Akteure – Bund, Länder, Hochschulen, gemeinnützige Organisationen, EdTechs und Open-Source-Communitys – verpflichten, die dafür notwendigen Ressourcen beizutragen. Die Bildung von Konsortien beziehungsweise Partnerprojekten kann auch hierfür helfen, um eine kritische Masse für die Validierung von digitalen Produkten und Lösungen zu erreichen, stärkere Synergieeffekte zu nutzen und aufwändige Eigenentwicklungen zu vermeiden.

Gleichzeitig dient der Aufbau und die Erweiterung von digitalen und methodischen Kompetenzen (vgl. Web Literacy und Future Skills) bei den involvierten Akteurinnen und Akteuren, insbesondere an Hochschulen, auch dem Aufbau und der nachhaltigen Sicherung von personellen Ressourcen.

Wir brauchen

  • eine zentrale Scouting-Instanz von qualitativ gesicherten EdTech- und Open-Source-Lösungen und Produkten, auf deren Einschätzungen alle interessierten Hochschulen zugreifen können. Hierfür kann beispielsweise eine Arbeitsgruppe mit Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten etabliert werden, die ihre Einschätzungen im Rahmen von Peer-Review-Verfahren abgibt.

  • ein dediziertes Budget (1) an und für Hochschulen, um Experimente beziehungsweise Projekte mit innovativen Open-Source-Lösungen beziehungsweise Open Educational Resources (OERs) und EdTechs zu finanzieren. Hierfür könnten gegebenenfalls Fördergelder genutzt werden, die bereits für die Förderung von Start-ups und Start-up-Programmen vorgesehen sind.

  • Qualifizierungsprogramme für digitale und methodische Kompetenzen für Hochschulangehörige, um Hürden und Berührungsängste abzubauen und Qualitätsanforderungen an EdTech- und Open-Source-Lösungen sowie deren kritische Reflexion zu gewährleisten. Hierzu gehören die bedarfsorientierte Vorgehensweise und Nutzerorientierung bei der Auswahl passender Lösungen, um die Bedarfe von Studierenden, aber auch von Lehrenden und Verwaltungsmitarbeitenden einzubeziehen. Weiterhin sind dazu Kompetenzen zur sicheren, an die Situation angepassten und reflektierten Nutzung von Tools sowie Kommunikationsfähigkeiten und Teamarbeit zu zählen. Orientierung bietet hierfür das Digital Competence Framework der Europäischen Kommission.

  • einen Rahmen für den regelmäßigen, länder- und hochschulübergreifenden Austausch zu Kompetenzen, zum Beispiel in Form von sogenannten Communitys of Practice wie dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Hochschulforum Digitalisierung.

 
(1) Zu diesem Zwecke wäre auch ein nationaler, verwaltungsarmer Seed Money Fund, das heißt Startkapitalfonds, denkbar.

5. Digitale Bildungsinnovationen brauchen ein sicheres Infrastrukturfundament

 
Die Nutzung innovativer Technologien in unserem Bildungssystem baut auf funktionierenden Infrastrukturen wie beispielsweise Lern-Management-Systemen auf. Diese basieren oftmals auf Open-Source-Lösungen, die wiederum standardisierte Schnittstellen benötigen, (weiter-)entwickelt und an aktuelle Bedarfe angepasst werden müssen. Dafür müssen Ressourcen eingeplant und bereitgestellt werden.

 
Technologische Infrastrukturen erneuern und standardisieren

Wir brauchen

  • die Etablierung beziehungsweise Erneuerung von übergreifenden technologischen Infrastrukturen und technologischem Know-how an Hochschulen, welche die Anbindung von externen Lösungen und die Skalierung von Innovationen in die Breite ermöglichen sowie damit verbunden Budget für die Weiterentwicklung von bestehenden, bewährten Lösungen.

  • länderübergreifende Standards und gegebenenfalls Rahmenverträge für diese Infrastrukturen, um Rahmenbedingungen zu vereinheitlichen und ein Andocken von externen Lösungen zu gewährleisten. Hier müssen auch Datenschutz und Datensicherheit sowie Compliance- und Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden.

  • langfristig eingesetzte personelle Ressourcen für strategische und operative Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Begleitung der Digitalisierung und von digitalen Bildungsinnovationen an Hochschulen, um Planbarkeit in den Zuständigkeiten und der Organisationsentwicklung zu gewährleisten.

Unterzeichnerinnen und Unterzeichner

Die unterzeichnenden Hochschulen, EdTechs und weitere Partner der Charta bringen zum Ausdruck, Maßnahmen zu ergreifen, um die Leitlinien der Charta zu verbreiten und in die Umsetzung zu bringen. Sie rufen außerdem andere Akteure auf, dies in ihrem Wirkungsbereich ebenso zu tun. Sie begrüßen dabei ausdrücklich Feedback sowie weitere Perspektiven und Lösungsansätze.

 
Institutionen und Initiativen (in alphabetischer Reihenfolge)

  • CBS International Business School
  • EdTech Next powered by Founders Foundation gGmbH & EDUvation GmbH
  • EDUvation GmbH
  • ESMT Berlin
  • Fachhochschule Erfurt
  • Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
  • Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
  • Hochschule Harz
  • Hochschule München
  • ICN Berlin Business School gGmbH
  • IU Internationale Hochschule
  • LearnTech Hub powered by Campus Founders Ventures GmbH
  • mmb Institut GmbH
  • Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden
  • RWTH Aachen University
  • Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.
  • Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
  • Technologiestiftung Berlin
  • Universität zu Köln

 
EdTech-Unternehmen (in alphabetischer Reihenfolge)

  • bettermarks GmbH
  • Buntspecht & Rabe Softwaremanufaktur GmbH
  • chabaDoo GmbH
  • EDNEO AG
  • FeedbackFruits
  • Fobizz | 101skills GmbH
  • Fuxam GmbH
  • Jura Know (Legal EduTech GbR)
  • Kiron Digital Learning Solutions GmbH
  • mcEmpirics & Statistics GmbH
  • Mobile Learnings Labs GmbH
  • Onilo
  • Qizify
  • schnaq GmbH
  • StackFuel GmbH
  • SupraTix GmbH
  • teech Education GmbH
  • TwentyOne Skills GmbH
  • UniNow GmbH
    ​ 

Stand: 9. Juni 2023

 

Ziel ist es, viele Institutionen und Personen dazu zu motivieren, sich mit den Inhalten der Charta zu beschäftigen, und sie dafür zu gewinnen, diese zu unterstützen und sich gemeinschaftlich für das Vorantreiben der zentralen Botschaften einzusetzen. Gleichzeitig sollen gemeinsame Aktivitäten angestoßen werden.

Kontakt

Kathleen Fritzsche (Foto: Damian Gorczany)

Kathleen Fritzsche

ist Programmmanagerin
im Bereich "Programm und Förderung".

T 030 322982-507

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