Communicator-Preis: Preisträgerin 2009

Jutta Allmendinger, Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), wird für die herausragende öffentliche Vermittlung ihrer Forschungsarbeiten zu drängenden gesellschafts-, bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Themen ausgezeichnet.

Jutta Allmendinger (Foto: David Ausserhofer)
Foto: David Ausserhofer

Die Berliner Sozialwissenschaftlerin ist die erste Wissenschaftlerin, die den Communicator-Preis erhält. Mit ihren vielfältigen öffentlichkeitswirksamen Arbeiten wird ebenfalls zum ersten Mal die Vermittlung von sozialwissenschaftlichen Forschungsthemen und -ergebnissen in die Öffentlichkeit ausgezeichnet.

Mit der 52 Jahre alten Professorin für Soziologie erhält eine Wissenschaftlerin den Communicator-Preis, die nach Einschätzung der Jury hohe wissenschaftliche Qualität mit nachhaltiger praktisch-politischer Umsetzung und wirksamer öffentlicher Darstellung zu verbinden vermag. Allmendingers wissenschaftliches Interesse gilt seit ihrer Promotion an der Harvard University vor zwei Jahrzehnten Themen von außerordentlich hoher gesellschaftlicher Relevanz: Bekannt geworden sind vor allem ihre Arbeiten zu Fragen der Gleichstellung von Männern und Frauen, die sie beispielsweise in ihrer Habilitation am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und an der Freien Universität Berlin sowie als Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München anhand des Rentensystems und der finanziellen Ungleichheit der Geschlechter im Alter untersuchte. In der Bildungsforschung zeigte Allmendinger – noch vor den Pisa-Studien – die in Deutschland besonders engen Zusammenhänge zwischen Bildung und sozialem Auf- und Abstieg auf und ging den vielfältigen Auswirkungen geringer Bildung auf die Gesundheit und Lebenserwartung oder die politische Partizipation nach. Der von ihr mitgeprägte Begriff "Bildungsarmut" ist längst zu einer Chiffre in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion geworden. Eng verbunden mit den Arbeiten zur Gleichstellung und Bildungsarmut sind schließlich Allmendingers Studien zur Arbeitsmarktpolitik, die sie als Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) durchführte.

Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Arbeiten bringt Jutta Allmendinger seit mehr als einem Jahrzehnt auf vielfältige und sehr sichtbare Weise in die Medien und die Öffentlichkeit. Bestes Beispiel hierfür ist ihre Artikelserie "Frauen auf dem Sprung – Männer unter Druck?", die 2008 in der Zeitschrift Brigitte erschien. Mit ihr wurde die aktuellsten Forschungsergebnisse der Soziologin zum Zusammenhang von Geschlecht, Lebensentwurf und Lebenslauf im wahrsten Sinne des Wortes "in Serie" von einem Millionenpublikum aufgenommen und diskutiert. Auch die seit 2007 erscheinende Kolumne im Handelsblatt, eine Vielzahl von Beiträgen in den großen überregionalen Tages- und Wochenblättern sowie regelmäßige Auftritte in Hörfunk- und Fernsehsendungen sind Ausweis von Jutta Allmendingers großem medialen Engagement und von ihrer Fähigkeit, wissenschaftliche Sachverhalte publikumsnah und –wirksam darzustellen. Ebenso beeindruckend ist aus Sicht der Jury Allmendingers intensive Vortragstätigkeit in den vergangenen Jahren. Damit brachte sie die Ergebnisse ihrer Studien sowohl in den politischen Parteien – gleich welcher Couleur – als auch in Unternehmen oder etwa auf dem Deutschen Katholikentag und dem Evangelischen Kirchentag zu Gehör. In Anhörungen vor parlamentarischen Gremien, durch die Mitarbeit an öffentlichen Expertenberichten oder im Sozialbeirat der Bundesregierung sorgt Allmendinger schließlich auch an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik und Anwendung für die Vermittlung sozialwissenschaftlicher Forschung.

In all ihren Beiträgen und Vorträgen zeichnet sich die Soziologin dabei durch eine klare Sprache aus – und die Bereitschaft, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und auf den Punkt zu bringen: "Ein ausbruchssicheres Gefängnis: Wer nichts lernt, bleibt arm" – "Von der Magd zum Markt: Trotz unbestreitbarer Fortschritte bleibt die Geschlechtergerechtigkeit eine bloß diskursive Idee" lauten nur zwei ihrer vielen pointierten Beitragstitel.