Ars legendi-Fakultätenpreis in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik

 
Der Dachverband der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik 4ING und der Stifterverband haben den Ars legendi-Fakultätenpreis für exzellente Hochschullehre in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik vergeben.

 

Ars legendi-Fakultätenpreis (Logo)

Der Preis wurde zwischen 2011 und 2020 alle drei Jahre verliehen und war mit 25.000 Euro dotiert. Er sollte die besondere Bedeutung der Hochschullehre für die Ausbildung des Ingenieur- und Informatiknachwuchses sichtbar machen und einen karrierewirksamen Anreiz schaffen, sich in der Hochschullehre zu engagieren und sie über den eigenen Wirkungsbereich hinaus zu fördern. Gleichzeitig sollte die Qualität der Lehre als zentrales Gütekriterium für Spitzenhochschulen und strategisches Ziel des Qualitätsmanagements der Hochschulen stärker verankert werden.

Der vom Dachverein der Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V. (4ING) und vom Stifterverband ausgeschriebene Preis richtete sich ausschließlich an herausragende und innovative Lehrende der Ingenieurwissenschaften und Informatik an Universitäten. Er ergänzte den Ars legendi-Preis für exzellente Hochschullehre, den der Stifterverband auf Vorschlag der Hochschulrektorenkonferenz jährlich für eine spezifische Lehrsituation verliehen hat.

Preisträger 2020: Stephan Krusche

Stephan Krusche (Foto: Stiftung Werner-von-Siemens-Ring/Constantin Gerlach, Berlin)
Foto: Stiftung Werner-von-Siemens-Ring/Constantin Gerlach, Berlin

Stephan Krusche, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität München, erhielt die Auszeichnung für exzellente Hochschullehre im Jahr 2020.

"Sag es mir und ich werde vergessen. Zeige es mir und ich werde mich erinnern. Beziehe mich ein und ich werde verstehen. Tritt zurück und ich werde handeln." Basierend auf dieser in Abwandlung eines Zitats von Konfuzius formulierten Philosophie gestaltet Stephan Krusche seine Lehre. Mit ihm wird ein junger Wissenschaftler geehrt, der in beispielgebender und beeindruckender Weise beweist, dass herausragende Lehre auch in einem frühen Stadium der Hochschulkarriere, die mit einem besonders hohen wissenschaftlichen Qualifizierungsdruck einhergeht, möglich ist. Stephan Krusche trägt somit wesentlich dazu bei, der Lehre den ihr neben exzellenter Forschung gebührenden, hohen Stellenwert zu geben.

Aus der Begründung der Auswahljury: Bemerkenswert ist, dass Stephan Krusche nicht für eine einzelne, besonders herausragende Lehrveranstaltung, sondern für sein Gesamtengagement in der Lehre geehrt wird. Seine bereits lokal mehrfach ausgezeichnete, herausragende Lehrtätigkeit deckt das volle Spektrum an Lehrveranstaltungsformen (Vorlesungen, Übungen, Praktika, Projekte, Seminare) in allen Phasen des Bachelor- und Masterstudiums an der TU München ab. So steht für ihn der Lernerfolg aller Studierenden und nicht nur der Besten im Vordergrund, sowohl in der Studieneingangsphase als auch in großformatigen Lehrveranstaltungen mit bis zu 2.000 Studierenden. Auch in sehr großen Lehrveranstaltungen gelingt es Stephan Krusche, eine besondere Nähe zu jedem und jeder einzelnen Studierenden aufzubauen und somit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch bei schwierigen Inhalten zu motivieren. Er kombiniert gekonnt traditionelle mit modernen Lehr-/Lernformaten, setzt gezielt und erfolgreich innovative, digitale Werkzeuge in seinen Lehrveranstaltungen ein und legt bei allem stets besonderen Wert auf die Verbindung von Theorie und Praxis. Stephan Krusche lebt in hervorragender Weise die grundlegende Idee des modernen Qualitätsmanagements, nämlich einen kontinuierlichen Verbesserungszyklus, der fortwährend hinterfragt, ob nicht auch bereits erfolgreiche Lehre noch weiter verbessert werden kann. Hierzu setzt er sich in der Gestaltung seiner Lehre auch mit didaktischen Aspekten auseinander und evaluiert seine Veranstaltungen unter Einbeziehung von Methoden der empirischen Bildungswissenschaften. Seine Erfolge in der Lehre sind beispielgebend für seine Kollegen. Stephan Krusche trägt somit in besonderer Weise zu dem heutzutage besonders wichtigen Dialog über gute Hochschullehre bei.

"Dieser vorbildliche Einsatz in der universitären Lehre ist am Anfang einer in der Regel vornehmlich forschungsgeprägten ingenieurwissenschaftlichen Hochschulkarriere ungewöhnlich", sagt der 4ING-Vorsitzende Reinhard Möller, der die Jury geleitet hatte. "Der junge Forscher, der neben seiner originären wissenschaftlichen Arbeit eine engagierte Betreuung der Studierenden und stetige Verbesserung seiner Lehre ausgerichtet am Studierenden-Feedback und sogar eine eigene empirische Bildungsforschung betreibt, wurde daher von der Jury als uneingeschränkt preiswürdig betrachtet."

Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, ergänzt: "Der Preisträger vereint ganz unterschiedliche Stärken zu einem überzeugenden Gesamtpaket. Er kombiniert innovative Lehrmethoden mit nachweislich ausgezeichneten Forschungsleistungen und zeichnet sich durch ein bemerkenswert erfolgreiches Engagement für die Stärkung der Lehre durch Wissenstransfer in die Praxis aus. Besonders hervorzuheben ist, dass Stephan Krusche Lehr- und Lernforschung betreibt und hierzu bereits renommierte Konferenzen ausgerichtet sowie auch Forschungsmittel eingeworben hat. Auch hierin hat er eine Vorreiterrolle, da dieser wichtige Forschungsbereich in Deutschland noch eher selten direkt innerhalb einer Fachdisziplin anzutreffen ist."

Stephan Krusche auf der Website der TU München
Profil von Stephan Krusche auf Research Gate
Profil von Stephan Krusche auf LinkedIn

Preisträgerin 2017: ​Katharina Anna Zweig

Katharina Zweig (Foto: Thomas Koziel/Universität Kaiserslautern)
Foto: Thomas Koziel/Universität Kaiserslautern

​Katharina Anna Zweig ist Professorin am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Kaiserslautern. "Mit ihr zeichnen wir eine noch junge und äußerst engagierte Hochschullehrerin aus, die sich mit Enthusiasmus erfolgreich für die Verbesserung der Qualität der Lehre einsetzt. Dies zeigt sich ganz besonders an dem von ihr eingerichteten und bundesweit ersten Studiengang 'Sozioinformatik', in welchem sie in außergewöhnlicher Form die Einheit von Lehre, Forschung und gesellschaftlichem Engagement lebt", sagte der 4ING-Vorsitzende Hans-Joachim Bargstädt, der die Jury geleitet hatte.

Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes, ergänzte: "Die Preisträgerin kombiniert ganz unterschiedliche Stärken zu einem überzeugenden Gesamtpaket. Dazu gehören innovative Lehrmethoden ebenso wie nachgewiesene Forschungsleistungen und ein bemerkenswert erfolgreiches interdisziplinäres Engagement für die Stärkung der Lehre. Besonders hervorzuheben ist, dass Katharina Zweig aktuell in zwei Projekten mit einem Kollegen aus der Physik Lehr- und Lernforschung betreibt, für die sie Mittel eingeworben hat. Auch hierin hat sie eine Vorreiterinnenrolle, da dieser wichtige Forschungsbereich in Deutschland noch selten direkt innerhalb einer Fachdisziplin anzutreffen ist."

Aus der Begründung der Jury: "Katharina Zweig hat ein Jahr nach ihrer Berufung an die TU Kaiserslautern einen inhaltlich völlig neuen Studiengang geschaffen. Die Entwicklung des interdisziplinären Studiengangs 'Sozioinformatik' war bundesweit einzigartig, da das Thema 'Technikfolgenabschätzung' bisher kaum von den Ingenieurwissenschaften und der Informatik in der Lehre behandelt worden ist. Zum ersten Mal werden im Rahmen eines Studiengangs sowohl die Anbindung an die Gesellschaft als auch die Öffnung zu anderen Fächern gesucht."

Katharina Zweig begeistert ihre Studierenden durch das Vorleben von Wissenschaft und gesellschaftlichem Engagement. Die Lernprozessunterstützung in der Sozioinformatik erfolgt in vielen aufeinander aufbauenden Schritten bis hin zur Berufstätigkeit. Für diesen neuen Studiengang hat sie neben den studentischen Evaluationsbögen ein neuartiges Feedbacksystem eingerichtet, angefangen von der Funktion einer Studiengangskoordinatorin, die sie selbst als Person ausübt, über die Jahrgangssprecher der Studierenden bis hin zu jährlichen Treffen aller an dem Studiengang Involvierten. In diesem neuen Studiengang setzt sie auf den Mix von innovativen Elementen wie Blogs und klassischen Elementen wie die sozio-informatorische Hausarbeit und ein Programmierpraktikum bei Partnerunternehmen aus der Region. Durch den wissenschaftlichen Blog in Dreier-Gruppen aktiviert sie nicht nur die Studierenden besser, sondern unterstützt damit die Vermittlung unterschiedlicher Schlüsselkompetenzen wie zum Beispiel den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Ihre Herangehensweise findet nicht nur in ihrem Fachbereich etliche Anhänger und Nachahmer.

Die Preisträgerin ist eine ausgewiesene Wissenschaftlerin, die sich bereits als Promovendin hochschuldidaktisch weitergebildet und schon früher Lehrpreise erhalten hat. Sie wurde 2014 als einer von 39 digitalen Köpfen Deutschlands ausgezeichnet. 2013 wurde sie von der Gesellschaft für Informatik als Junior-Fellow geehrt.

Die Preisträgerin erhielt ihre Auszeichnung auf der vierten gemeinsamen 4ING-Plenarversammlung am 6. Juli 2017 in Weimar. Der Preis wurde gefördert von Gesamtmetall im Rahmen der Initiative THINK ING.

Preisträger 2014: Markus Friedrich

Prof. Dr.-Ing. Markus Friedrich ist Ordinarius der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwissen-schaften der Universität Stuttgart. Ihm gelinge es, mit einem klaren Lehrkonzept die Studierenden aus mehreren Fachrichtungen besonders in großen Grundlagenvorlesungen in den Mittelpunkt seiner Lehrveranstaltungen zu stellen, so die Jury. Er setze dabei sowohl auf neue Technologien wie etwa ein Abstimmungsgerät, das eine Beteiligung der Studierenden in Echtzeit ermöglicht, als auch auf ein ganzes Bündel klassischer Maßnahmen wie Partnerinterviews, Gruppendiskussionen oder Spiele.

Markus Friedrich bringt sich nicht nur in seiner Fakultät für die Verbesserung der Lehre ein, dort hat er neben dem Einsatz professioneller Studiengangsmanager als Unterstützer des Studiendekans auch die Evaluation von Modulen und Abschlussarbeiten und auf den Weg gebracht, sondern auch durch seine Mitwirkung im Senatsausschuss Lehre. Der Studiengang Bauingenieurwesen diente als Beispiel-Studiengang für das Stuttgarter Evaluationsmodell. Der Preisträger ist ein ausgewiesener Wissenschaftler, der seine Forschungsergebnisse aus BMBF- und EU-Projekten in seine Lehre einfließen lässt und somit die Einheit von Forschung und Lehre lebt.

Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen der dritten gemeinsamen Plenarversammlung der 4ING-Fakultäten am 9. Juli 2014 in Darmstadt. 
Der Preis wird gefördert von Gesamtmetall im Rahmen der Initiative THINK ING.

Mehr Info zu Markus Friedrich auf der Website der Universität Stuttgart

 

Preisträger 2011: Jörg Lange

Professor Jörg Lange ist Ordinarius des Fachbereichs für Bauingenieurwesen und Geodäsie der TU Darmstadt. Auf seinem Fachgebiet Stahlbau hat er bei seinen Studierenden durch innovative Lehr-/Lernformen die Entwicklung fachlichen Wissens mit Persönlichkeitsbildung und dem Erwerb von Sozialkompetenz verbunden. Durchgängig und vom ersten Studienjahr an fördert er interdisziplinär ausgerichtetes, projektorientiertes und selbstständiges Arbeiten in kleinen Gruppen.

Den Ausgleich unterschiedlicher Eingangsqualifikationen zum Studienbeginn strebt Prof. Lange an, um einen frühzeitigen Studienabbruch zu vermeiden. In einem vom DAAD geförderten Projekt hat er Konzepte zur Verbesserung des Studienerfolgs von internationalen Studierenden miterarbeitet und erprobt. Von ihm neu entwickelte Lehrmaterialien und unterschiedliche Formen des internet- und computergestützten Lernens fördern das selbstständige Lernen.

Die hervorragende Bewertung seiner Lehre durch die Studierenden an der TU Darmstadt hat Lange durch spezifische eigene Evaluationen ergänzt. Die Ergebnisse fließen kontinuierlich in die Verbesserung der Lehre ein. Die Lehrkonzepte von Professor Lange haben in einigen Fällen bereits national und international Anerkennung und Nachahmung gefunden.

Lange hat sich besonders auch der Forschung über ingenieurwissenschaftliche Lehre und neue didaktische Konzepte gewidmet. Etliche einschlägige Dissertationen sind von ihm angeregt und betreut und deren Ergebnisse zum Teil unmittelbar in die Lehre eingebracht worden. Er hat sich damit als einer der ersten in Deutschland um die international verstärkt betriebene, hier zu Lande aber noch wenig geförderte Forschung zur Ingenieurausbildung (engineering education research) verdient gemacht.

Kontakt

Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

leitet das Fokusthema "Schulische Bildung stärken".

T 0201 8401-103

E-Mail senden

Heike Schmitt

Fakultätentage der Ingenieurwissenschaften und der Informatik an Universitäten e.V.
c/o apl. Prof. Dr.-Ing. Reinhard Möller
Bergische Universität Wuppertal
Fakultät ET/IT/MT
Rainer-Gruenter-Str. 21, FC.02.09
42119 Wuppertal
T 06151 9505-135

E-Mail senden

Die Initiatoren danken GESAMTMETALL für die freundliche Unterstützung des Ars legendi-Fakultätenpreises Ingenieurwissenschaften und Informatik.