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Politisch aktiv, verlässlich in Krisenzeiten, Finanzlage angespannt

05.03.2023

ZiviZ im Stifterverband legt einen ersten Trendbericht zur Lage und Entwicklung der Zivilgesellschaft vor: Die Zahl der zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland hat sich seit 2016 noch einmal um 18.000 auf 657.000 im Jahr 2022 erhöht. 94 Prozent davon sind eingetragene Vereine.

Während die Gründungsdynamik im Vereinsbereich nachlässt, ist bei den gemeinnützigen Kapitalgesellschaften mit einem Plus von 27 Prozent eine deutliche Steigerung zu beobachten. Damit verstetigt sich das Bild einer Zivilgesellschaft im Wandel, der im ZiviZ-Survey 2023 erstmals über einen Zeitraum von nunmehr zehn Jahren nachverfolgt werden kann.

Auch das Rollenverständnis verändert sich. "Immer mehr zivilgesellschaftliche Organisationen wollen Impulse für gesellschaftlichen Wandel geben und politisch mitgestalten", erklärte Dr. Birthe Tahmaz, Programmleiterin bei ZiviZ im Stifterverband, anlässlich der Veröffentlichung des ersten Trendberichts zum ZiviZ-Survey 2023. Waren Organisationen des gemeinnützigen Sektors in der Vergangenheit überwiegend an den Interessen eigener Mitglieder orientiert, verstünden sie sich heute vermehrt als Akteurinnen der politischen Willensbildung, Sozialinnovatorinnen und Förderorganisation.

Der Trendbericht nimmt auch die Ukraine-Hilfe unter die Lupe. Die Rolle der Zivilgesellschaft wurde in diesem Zusammenhang erneut in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt. Hier hat sich das Engagement erneut bewiesen: 35 Prozent der Organisationen haben sich in 2022 für Betroffene des Kriegs gegen die Ukraine engagiert, fast jede vierte (24 Prozent) unter ihnen hat dabei mit staatlichen Stellen zusammengearbeitet.

Nichtsdestotrotz stehen von Mitgliedern und Engagierten getragene Organisationen vor strukturellen Herausforderungen. Jede fünfte Organisation (21 Prozent) verzeichnete in den vergangenen Jahren einen Rückgang ihrer Engagiertenzahlen. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als in 2012 (15 Prozent). "Umso wichtiger ist es, dass die neue Engagementstrategie des Bundes die Bindung der Engagierten und Mitglieder an ihre Organisationen nachhaltig stärkt", so Tahmaz.

Auch finanziell ist die Lage angespannt. Jede vierte Organisation (25 Prozent) bewertet die Finanzlage nach der Pandemie nur mit der Note ausreichend oder mangelhaft. Jede sechste Organisation (16 Prozent) hat im Jahr 2021 Corona-Hilfen vom Staat erhalten.

 

Der ZiviZ-Survey ist die einzige repräsentative Befragung zivilgesellschaftlicher Organisationen in Deutschland, die das gesamte Spektrum an Engagementfeldern abdeckt. Er erfasst regelmäßig zentrale Strukturmerkmale und Entwicklungen in der organisierten Zivilgesellschaft. Im Rahmen des ZiviZ-Surveys wird aus der Grundgesamtheit zivilgesellschaftlicher Organisationen in Deutschland eine Zufallsstichprobe gezogen. Für den ZiviZ-Survey wurden 125.000 Organisationen zufällig ausgewählt und postalisch zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen. Insgesamt nahmen 12.792 Organisationen an der Befragung teil. Der am 7. März 2023 veröffentlichte Trendbericht stellt erste Zahlen vor und skizziert Entwicklungen über die vergangenen zehn Jahre. Im November 2023 wird der Hauptbericht veröffentlicht. Wenn Sie über die Veröffentlichung des Hauptberichts informiert werden möchten, dann senden Sie bitte eine kurze E-Mail an ziviz-survev@stifterverband.de.

Kontakt

Peter Schubert (Foto: Damian Gorczany)

Dr. Peter Schubert

ist Senior Projektmanager in der ZiviZ gGmbH.

T 030 322982-576

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Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) ist ein Think & Do Tank im Stifterverband, der mit Datenerhebungen und -analysen evidenzbasierte Entscheidungen ermöglicht. ZiviZ unterstützt Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik auf ihren Wegen zu einem wirksamen Engagement. ZiviZ arbeitet sektorenübergreifend und deckt mit dem ZiviZ-Survey und dem Monitor Unternehmensengagement die volle Bandbreite zivilgesellschaftlichen Engagements ab.