ˌɑ:r ən ˈdi: Analysen 2021

Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft

ˌɑ:r ən ˈdi: Analysen 2021 (Cover)

Wie viel hat die deutsche Wirtschaft im Jahr 2019 in Forschung und Entwicklung (FuE) und damit in die Zukunftsfähigkeit Deutschlands investiert?

Dieser Frage ist die Wissenschaftsstatistik des Stifterverbandes mit einer breit angelegten Untersuchung nachgegangen, die sie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt hat. Sie erhebt als einzige Institution in Deutschland regelmäßig detaillierte Daten über die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Unternehmen und Institutionen wirtschaftsnaher Gemeinschaftsforschung nach einheitlichen internationalen OECD-Vorgaben. Die FuE-Statistik ist seit vielen Jahren Bestandteil der FuE-Berichterstattung der Bundesregierung.

 
Das Jahr vor der Pandemie
 besticht durch ein deutliches Wachstum der Forschungsausgaben in Deutschland. 2019 sind die internen Forschungs- und Entwicklungs (FuE)-Aufwendungen der Unternehmen auf 75,8 Milliarden Euro angestiegen, etwa 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit dieser Entwicklung setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort: Die Wachstumsraten der FuE-Aufwendungen übersteigen die des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Zusammen mit den staatlichen Investitionen sind es 3,19 Prozent des BIP, was das Ziel der Bundesregierung, bis 2025 3,5 Prozent des BIP in FuE zu investieren in greifbare Nähe rückt.

Anteil der internen Aufwendungen am Bruttoinlandsprodukt (Grafik)

Abzuwarten bleibt jedoch, wie sich die Corona-Krise und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten auf das Investitionsverhalten der Unternehmen auswirken wird. Bleibt der Aufwärtstrend des letzten Jahrzehnts bestehen oder wird es einen Einbruch geben? Wie finanzieren sich die Unternehmen und wie tragen staatliche Förderinstrumente zum Innovationsgeschehen bei? Der im September 2021 erschienene Analysebericht widmet sich diesen und weiteren Fragen.

Aus dem Inhalt:
●  Steigende FuE-Aufwendungen vor der Pandemie
●  Die Entwicklung in den Branchen und Bundesländern
●  Die FuE-Leistungen im internationalen Vergleich
●  Die Finanzierung der FuE und steuerliche FuE-Förderung
●  FuE-Intensität und Produktinnovation im Zeitverlauf
●  Der Schatten der Pandemie
●  FuE-Aufwendungen nach Technologien
●  Digitale Innovationstreiber – Schwerpunktanalyse KIT

 

Entwicklung der internen und externen FuE-Aufwendungen im Wirtschaftssektor in den letzten Jahren (Grafik)

Im Verlauf der letzten zehn Jahren sind die internen FuE-Aufwendungen um gut 67 Prozent gestiegen. Neben den internen Aufwendungen ist auch das Volumen der externen Aufwendungen 2019 größer geworden. Der Anstieg der externen FuE-Aufwendungen erreichte von 2018 auf 2019 fast 10 Prozent. Insgesamt wurden damit 22,7 Milliarden Euro für externe FuE im Wirtschaftssektor ausgegeben.

Auch beim Forschungspersonal wurde in 2019 mit 476.000 beschäftigten Vollzeitäquivalenten ein neuer Rekordwert erreicht. Verglichen mit 2018 entspricht das einem Anstieg um 5,5 Prozent. Die Kehrseite: Der Frauenanteil beim Forschungspersonal ist mit 18,5% immer noch auf dem gleichen niedrigen Niveau. Auch im internationalen Vergleich schneidet Deutschland schlecht ab. Hier gilt es vorhandene Barrieren zu adressieren und zu beseitigen.

Steigende Zahlen beim FuE-Personal in der Wirtschaft (Grafik)

 
2019 war ein außergewöhnliches Jahr
für die Informations- und Kommunikationsbranche. Mit einem Anstieg der internen FuE-Aufwendungen um 19,2 Prozent lässt die Branche auch die üblichen Tabellenführer weit hinter sich. Das Plus der Branchen Elektro, Chemie, Pharma, Metall, Kfz- und Maschinenbau bewegen sich im Bereich von 3,4 bis 5,2 Prozent. Dennoch bleibt die deutsche Forschungslandschaft geprägt durch ein starkes und im Zeitverlauf weiter verstärkendes Cluster Kfz-bezogener FuE-Aktivitäten: mit über 28 Milliarden Euro wurden in 2019 rund 37 Prozent der gesamten internen Aufwendungen in der Kfz-Branche investiert.

Die Entwicklung von Forschung und Entwicklung in den Branchen (Grafik)

Insgesamt war 2019 ein erfolgreiches Jahr für den FuE-Standort Deutschland. Wie wird sich aber die Pandemie auf die Zahlen niederschlagen? Die Erhebung 2019 war zwischen April und September 2020 im Feld, die Antworten der Unternehmen wurden also während der und zwischen den Lockdowns getätigt. Interpretiert man vorsichtig das Stimmungsbild, lassen die Plandaten für 2020 ein verhalten positives Bild von der Entwicklung der Forschungsaktivitäten der Wirtschaft malen. Die prognostizierten internen FuE-Aufwendungen für das Jahr 2020 betragen 76,5 Milliarden Euro, was einem knapp einprozentigem Wachstum im Vergleich zu 2019 entspricht.

Lassen sich durch die Pandemie aufgegebene oder vertagte FuE-Vorhaben vielleicht durch das am 1. Januar 2020 in Kraft getretene Forschungszulagengesetz noch retten? Unternehmen haben hiermit die Möglichkeit, neben der Projektförderung eine steuerliche Begünstigung ihrer FuE-Vorhaben zu beantragen. Wer diese Förderung in Anspruch nehmen möchte, stellt einen Antrag bei der Bescheinigungsstelle. Ist das Vorhaben förderfähig, können die Unternehmen seit dem Frühjahr 2021 beim zuständigen Finanzamt einen Antrag auf Forschungszulage stellen.

Leider haben bisher erst rund 40 Prozent der im Rahmen der FuE-Erhebung befragten Unternehmen überhaupt Kenntnis von dem neuen Förderinstrument. Hier gilt es nun, Informationsarbeit zu leisten und die Hemmung vor Projektanträgen zu nehmen. Denn anders als bei einer klassischen Projektförderung wird hier mit einem geringeren bürokratischen Aufwand finanzielle Unterstützung gewährt.

 

Julia Angenendt, Andreas Kladroba, Julian Latzko, 
Thu-Van Nguyen, Johannes Schmitt, Gero Stenke:
ˌɑ:r ən ˈdi: Analysen 2021
Herausgegeben von der Wissenschaftsstatistik GmbH
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Essen 2021
54 Seiten
ISSN 0720-2776

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Bettina Gerhardt (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Gerhardt

ist Assistentin in der Wissenschaftsstatistik des Stifterverbandes.

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Beauftragt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung

 
Die Statistik zu Forschung und Entwicklung im Wirtschaftssektor erfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.